Broschüre "Kernfusion" - KIT - PL FUSION
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66<br />
Abb. 5:<br />
Im Kontrollraum<br />
von ASDEX Upgrade.<br />
Von hier aus wird der<br />
Ablauf der Experi-<br />
mente und Messungen<br />
gesteuert. (Foto: IPP)<br />
Ziel: Hohe Wärmeisolation des<br />
Plasmas<br />
Dem „Divertor“ verdankt ASDEX<br />
Upgrade seinen Namen: „Axialsymmetrisches<br />
Divertor-Experiment“. Um<br />
zu verhindern, dass das Plasma in<br />
Kontakt mit den umgebenden Wänden<br />
gerät und dort Verunreinigungen<br />
abschlägt, lenken die Divertormagnete<br />
die äußere Randschicht des Plasmas<br />
auf Prallplatten am Boden des<br />
Plasmagefäßes (Abb. 4). Die Plasmateilchen<br />
und Verunreinigungen – in<br />
einem brennenden Plasma auch die<br />
„Fusionsasche“ Helium – treffen dort<br />
abgekühlt auf, werden neutralisiert<br />
und abgepumpt. So wird die Gefäßwand<br />
geschont und zugleich ein Plasmazustand<br />
mit guter Wärmeisolation<br />
am Plasmarand erreicht, das „High-<br />
Confinement Regime“, kurz H-Regime.<br />
Es wurde 1982 am IPP-Experiment<br />
ASDEX entdeckt.<br />
Diese bewährte Betriebsweise ist<br />
auch für ITER und ein späteres Kraftwerk<br />
vorgesehen. Wegen der hohen<br />
Fusionsleistungen ist dies hier jedoch<br />
nicht mehr problemlos: Von der in einem<br />
Kraftwerk zu erwartenden Leistung<br />
von ein bis zwei Gigawatt wird<br />
zwar der Hauptteil von den Fusionsneutronen<br />
großflächig auf den Wänden<br />
des Plasmagefäßes abgeladen. Die eng<br />
gebündelt in den Divertor strömenden<br />
Plasmateilchen bringen aber immer<br />
noch ein Fünftel dieser Leistung<br />
auf die Divertorplatten. Im H-Regime<br />
wird dieses Problem noch dadurch<br />
verstärkt, dass Rand-Instabilitäten<br />
des Plasmas, sogenannte ELMs<br />
(Edge Localized Modes), Plasmateilchen<br />
und -energien gebündelt und<br />
schlagartig auf die Platten werfen.<br />
Eine mögliche Lösung hat ASDEX<br />
Upgrade 1994 – aufbauend auf Experimenten<br />
am Jülicher Tokamak TEX-<br />
TOR – vorgeführt: Damit nicht die<br />
gesamte Energie in Form schneller<br />
Abb. 4: Blick in das<br />
Plasma von ASDEX<br />
Upgrade. Man erkennt,<br />
wie das Divertor-<br />
magnetfeld die äußere<br />
Randschicht des<br />
Plasmas auf Prall-<br />
platten am Boden des<br />
Plasmagefäßes lenkt.<br />
(Foto: IPP)<br />
Plasmateilchen auf die Divertorplatten<br />
einprasselt, wurden in die Randschicht<br />
des Plasmas Verunreinigungen<br />
– Atome des Edelgases Neon –<br />
eingeblasen. Durch den Kontakt mit<br />
dem heißen Plasma werden sie zum<br />
Leuchten angeregt und schaffen so<br />
die Energie auf sanfte Weise als Ultraviolett-<br />
oder Röntgenlicht aus dem<br />
Plasma. Infolgedessen war trotz hoher<br />
Heizleistung keine nennenswerte<br />
Erhitzung der Divertorplatten festzustellen.<br />
Allerdings zeigten Versuche,<br />
dieses H-Regime mit „strahlender<br />
Randschicht“ auch am derzeit größten<br />
Fusionsexperiment JET in Culham<br />
zu verwirklichen, dass sich die<br />
günstigen Wärmeisolationseigenschaften<br />
nicht ohne weiteres übertragen<br />
lassen. Daher werden an ASDEX<br />
Upgrade auch andere Wege zur sanften<br />
Leistungsabfuhr untersucht: Inzwischen<br />
ist es durch spezielle Formung<br />
des Plasmaquerschnitts, insbesondere<br />
die „Dreieckigkeit“, gelungen,<br />
einen Plasmazustand mit hoher<br />
Plasmadichte und kleinen, hochfrequenten<br />
ELMs zu erreichen, der in<br />
seinen Einschlusseigenschaften dem<br />
H-Regime mit strahlender Randschicht<br />
überlegen ist. Zur Zeit ist jedoch<br />
noch offen, ob ITER eine Kombination<br />
beider Rezepte zur sanften<br />
Energieabfuhr einsetzen muss, um<br />
die Divertorbelastung verträglich zu<br />
halten.<br />
Neben der Optimierung der Leistungsabfuhr<br />
wurden aber auch die<br />
Einschlusseigenschaften des H-Regimes<br />
weiterentwickelt. Ein Beispiel