Broschüre "Kernfusion" - KIT - PL FUSION
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Während die notwendige Temperatur<br />
von 100 Millionen Grad bereits um<br />
1980 erreicht wurde, gestaltete sich<br />
die Realisierung einer hinreichenden<br />
Wärmedämmung wesentlich schwieriger:<br />
Seit 1970 hat es hier Fortschritte<br />
in der Größenordnung von mehr<br />
als vier Zehnerpotenzen – entsprechend<br />
einem Faktor von mehr als<br />
10.000 – gegeben. Diese bei der Kernfusion<br />
erzielten Erfolge zeigen sich<br />
besonders deutlich im Vergleich mit<br />
anderen Schlüsseltechnologien. In<br />
Abb. 2 wird zum Beispiel die Steigerung<br />
der Taktrate bzw. der Packungsdichte<br />
von Transistoren bei<br />
PC-Prozessoren (Moore’s Gesetz,<br />
Verdopplung alle zwei Jahre) mit der<br />
Steigerung des Fusionsprodukts verglichen:<br />
Beides wächst exponenetiell<br />
und etwa gleich schnell an – die<br />
Fusionsforschung hat dabei sogar in<br />
den letzten Jahrzehnten ein wenig<br />
bessere Fortschritte gemacht, indem<br />
sie das Fusionsprodukt alle 1,8 Jahre<br />
verdoppeln konnte.<br />
Tabelle 1:<br />
Zündbedingungen<br />
für ein Tokamak-<br />
plasma.<br />
Ein wichtiger Betriebszustand einer<br />
Fusionsanlage ist der so genannte<br />
„Break-Even“. Hier ist die kinetische<br />
Energie aller erzeugten 14 MeV-Fusionsneutronen<br />
insgesamt gleich derjenigen<br />
Energie, die von außen zur<br />
Aufrechterhaltung des Plasmazustands<br />
kontinuierlich eingebracht werden<br />
muss – Break-Even ist also Gleichstand,<br />
quasi die Minimalvoraussetzung<br />
für ein Kraftwerk: Der Energieverstärkungsfaktor<br />
Q beträgt eins, der<br />
Netto-Energiegewinn bzw. -verlust<br />
ist somit null. Mit „Zündung“ bezeichnet<br />
man dagegen den Zustand,<br />
in welchem die Energieerzeugung<br />
ohne jede Zufuhr von außen aufrecht<br />
erhalten wird – und zwar alleine<br />
durch die eigene Energieproduktion<br />
des Plasmas in Form des zweiten<br />
Reaktionsprodukts Helium (Alphateilchen-Heizung,<br />
3,5 MeV je 4 He-<br />
Kern). Bei einem gezündeten Plasma<br />
ist der Energieverstärkungsfaktor Q<br />
demnach unendlich groß, siehe<br />
Tabelle 1.<br />
Plasmatemperatur: 100 Millionen Grad<br />
Plasmadichte: 10 20 Teilchen pro Kubikmeter<br />
Energieeinschlusszeit: mehr als 3 Sekunden<br />
Energieverstärkung Q: unendlich<br />
Abb. 2:<br />
Fortschritte auf dem Weg zum<br />
Fusionskraftwerk (2).<br />
Vergleich der Entwicklung des<br />
Fusionsprodukts (Wärmeisolation)<br />
mit dem Anstieg der Taktfrequenz<br />
bzw. der Packungsdichte von<br />
Transistoren bei PC-Prozessoren<br />
(Moore’s Gesetz): Beides wächst<br />
über die Jahrzehnte exponentiell<br />
und etwa gleich schnell an –<br />
ca. alle zwei Jahre erfolgt eine<br />
Verdoppelung. (Grafik: FZJ)