Broschüre "Kernfusion" - KIT - PL FUSION
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Ein weiterer wichtiger Parameter ist<br />
die zentrale Konzentration des Wolframs,<br />
wie sie sich in verschiedenen Entladungsszenarien<br />
einstellt. Zu ihrer<br />
Bestimmung in ASDEX Upgrade<br />
dienten spektroskopische Beobachtungen<br />
der zahlreichen Ionisationsstufen<br />
von Wolfram. Zusammen mit<br />
theoretischen Beschreibungen des<br />
Wolfram-Verhaltens gelang es erstmals,<br />
die einzelnen Ionisationsstufen<br />
und damit die lokalen Wolframkonzentration<br />
und deren raum-zeitliches<br />
Verhalten im Plasma zu bestimmen.<br />
Es zeigte sich, dass in Entladungen,<br />
die als ITER-Referenzszenario geplant<br />
sind, sehr niedrige Konzentrationen<br />
weit unter den für ITER erlaubten<br />
10 -5 ohne zentrale Anhäufung erzielt<br />
werden. In Entladungen mit sehr gutem<br />
zentralen Einschluss können sich<br />
allerdings sehr zugespitzte Konzentrationsprofile<br />
einstellen. Aufbauend<br />
auf neueren Erkenntnissen über den<br />
Teilchen- und Wärmetransport im<br />
Hintergrundplasma ließ sich diese<br />
Akkumulation jedoch durch zentrale<br />
Wellenheizung vollständig unterdrücken.<br />
Die zusätzlich notwendige<br />
Heizleistung – rund 10 bis 20 Prozent<br />
der ursprünglichen Heizleistung –<br />
und die resultierende Einschlussverschlechterung<br />
um rund 5 Prozent sind<br />
äußerst moderat.<br />
Insgesamt ergibt sich das ermutigende<br />
Ergebnis, dass trotz mehr als 65<br />
Prozent Wolfram-Oberfläche der Plasmabetrieb<br />
in ASDEX Upgrade nur<br />
gering beeinflusst wurde. Die Vorgänge,<br />
die zur Anhäufung des Wolframs<br />
im Zentrum führen können,<br />
wurden aufgeklärt und Methoden entwickelt,<br />
dies aktiv zu verhindern. Die<br />
erarbeiteten Techniken scheinen auch<br />
für ein Kraftwerk geeignet zu sein.<br />
Künftige Untersuchungen sollen dem<br />
Verhalten einer gänzlich kohlenstofffreien<br />
Fusionsanlage gelten.<br />
Die Anwendung von Wolfram in<br />
ITER und in zukünftigen Fusionskraftwerken<br />
erfordert im Gegensatz<br />
zu ASDEX Upgrade dicke Wolframbeschichtungen<br />
mit einer Stärke von<br />
einigen Millimetern. Diese Schichten<br />
wurden in Zusammenarbeit mit der<br />
Industrie mittels des so genannten<br />
Plasma-Spray-Verfahrens auf Edelstahlwandbauteilen<br />
abgeschieden und optimiert.<br />
Belastungstests unter anderem<br />
am Forschungszentrum Jülich zeigten,<br />
dass diese Wandbeschichtungen<br />
den Wärmeflussbelastungen in ITER<br />
und auch in Kraftwerken standhalten<br />
können.