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Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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geschilderte Mechanismus führt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en kritischen Ressourcenbereich. Der Informationshaushalt<br />

ist <strong>in</strong> solchen Fällen rasch verbraucht. Dies bedeutet aber e<strong>in</strong>e<br />

zunehmende Fehlerquote bis zu uns<strong>in</strong>nigen Reaktionen.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e Grenzüberschreitung <strong>des</strong> Informationshaushaltes ist durch<br />

das sog. Miami Disaster dokumentiert (Dok. 42). Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong>en<br />

Schusswechsel zwischen FBI-Beamten und zwei Tätern. Die Täter beherrschten<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>wandfreies Waffenhandl<strong>in</strong>g. Der distressauslösende Faktor war, dass e<strong>in</strong><br />

mehrere Male getroffener Täter ständig wieder aufstand und weiterschoss.<br />

Dadurch entstand immer wieder e<strong>in</strong>e neue unerwartete Bedrohungslage. Die<br />

außergewöhnlichen Lagen wiederholten sich mehrere Male. So ergab sich e<strong>in</strong>e<br />

dysfunktionale Hochstresslage, die dazu führte, dass sich gehäuft Fehler e<strong>in</strong>stellten.<br />

Sie nahmen sogar e<strong>in</strong>en geradezu seriellen Verlauf an. Selbst die e<strong>in</strong>fachsten<br />

Fertigkeiten zur Bedienung der Waffe funktionierten nicht mehr. Außerdem häuften<br />

sich taktische Fehler. Das Verhalten der FBI-Beamten nahm e<strong>in</strong>en zunehmend<br />

<strong>des</strong>organisierenden Verlauf an. Mehrere Tote und verletzte Polizeibeamte waren zu<br />

beklagen.<br />

Anhand der aufgezeigten Systematisierung und der Beispiele ist zu erkennen, dass<br />

die Auswirkungen von Distress generell zu E<strong>in</strong>bußen der Informationsverarbeitung<br />

beitragen. Betroffen s<strong>in</strong>d dadurch sämtliche Informationsströme <strong>des</strong> bedrohten<br />

Menschen sowie die <strong>in</strong>terne Verarbeitung der Bedrohung.<br />

5.5 Der Mensch <strong>in</strong> traumatisierenden Situationen<br />

5.5.1 Das Problem<br />

Katastrophen, To<strong>des</strong>erlebnisse, lebensbedrohliche Attacken, s<strong>in</strong>d Lebensereignisse,<br />

die an Menschen nicht spurlos vorübergehen. Kriege, Krisenherde, Geiselnahme<br />

und viele ähnliche Ereignisse tragen im heutigen Leben dazu bei, dass die<br />

betroffenen Menschen solche Erlebnisse nicht verkraften. In den letzten Jahren<br />

wird daher immer mehr von psychischen Opfern nach Katastrophen, Kriegen<br />

oder nach Geiselnahme und Gefangenschaft gesprochen. Bereits Mitte der achtziger<br />

Jahre berichtet We<strong>in</strong>er (1985), dass etwa 25 % der unmittelbar Betroffenen<br />

e<strong>in</strong>er Katastrophe an akuten traumatischen Reaktionen leiden. Weitere 50 % müssten<br />

mit posttraumatischen Reaktionen rechnen. Ferner fallen unter diesen Anteil<br />

auch Symptomentwicklungen, die als Objektphobien, Panikattacken, Depressionen,<br />

körperliche Symptomkomplexe u.v.m. zu bezeichnen s<strong>in</strong>d. Nur 25 % der<br />

unmittelbar Betroffenen hätten nach Katastrophen ke<strong>in</strong>e erkennbaren Schäden.<br />

Nach Raphael (1988) soll es im Verlauf <strong>des</strong> ersten Jahres nach e<strong>in</strong>er Katastrophe<br />

zu etwa 30-40 % Krankheitsfällen kommen. Im zweiten Jahr nach der Katastrophe<br />

soll diese Zahl etwas abnehmen. Die Erkrankungen pegeln sich auf etwas über 30<br />

% im Laufe der Jahre nach e<strong>in</strong>er Katastrophe e<strong>in</strong>.<br />

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