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Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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Überlegungen lässt sich immer wieder zeigen, dass unter dysfunktionalen Stressprofilen<br />

das noch dom<strong>in</strong>iert, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Situation erwartet wird.<br />

Hieraus ist es auch zu erklären, dass nicht erwartete Bedrohungen nicht rasch<br />

genug wahrgenommen werden (Dok. 1, 49).<br />

Wie sehen die Zusammenbrüche kognitiver Operationen aus? Distressanfällig und<br />

damit störbar s<strong>in</strong>d solche Operationen, die Vieles, Vielfältiges und Neues be<strong>in</strong>halten.<br />

Nach den bisherigen Ausführungen ist es offensichtlich, dass umfangreiche<br />

Information aus der Bedrohungssituation nicht vollständig verarbeitet wird. Dies<br />

gilt auch für Information, die unterschiedlich ist. Unterschiede <strong>in</strong> der Informationsverarbeitung<br />

lassen sich weniger verkraften als Ähnlichkeiten und Gleiches.<br />

Ebenso anfällig s<strong>in</strong>d neue Muster. Sie s<strong>in</strong>d noch nicht sicher verfügbar und gespeichert.<br />

Daher brechen neue taktische Maßnahmen bei E<strong>in</strong>sätzen oftmals vorzeitig<br />

zusammen. Ältere Maßnahmen, die oftmals geübt wurden, s<strong>in</strong>d distressstabiler.<br />

Distressresistent s<strong>in</strong>d hauptsächlich Denk- und Aktionsprogramme, die e<strong>in</strong>fach<br />

s<strong>in</strong>d, Gewohnheit geworden s<strong>in</strong>d und automatisch ablaufen. Es handelt sich um<br />

solche Operationen, die mit wenig Steuerungs- und Regelungsaufwand ausgeführt<br />

werden können. Sie sparen Informationsressourcen. Das Gegenteil ist bei schwierigen,<br />

anstrengenden und genauen Mustern der Fall. Zur Realisierung muss das<br />

menschliche Gehirn noch massiv e<strong>in</strong>greifen. Das kostet Information, die dann für<br />

die Bedrohungsbewältigung nicht mehr zur Verfügung steht. Daher greift das<br />

menschliche Gehirn auf die sparsameren Verhaltensmuster zurück. Das ist zwar<br />

vom Informationshaushalt her gesehen äußerst zweckmäßig, aus taktischen und<br />

strategischen Erwägungen überlebenspraktisch aber nicht immer angebracht.<br />

5.4.3.2 Chronische Bedrohung<br />

Chronische Bedrohungssituationen wurden <strong>in</strong> diesem Forschungsprojekt weniger<br />

untersucht. Sie sollen aber zur nötigen Vollständigkeit kurz erläutert werden.<br />

Während nach e<strong>in</strong>er dysfunktionalen Hochstressphase e<strong>in</strong>e Entspannung folgt<br />

(Abb. 13), handelt es sich beim chronischen Bedrohungsstress um e<strong>in</strong> permanentes<br />

Expandieren <strong>des</strong> Distressprofils. Im Allgeme<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d dafür ständig neue<br />

Bedrohungslagen verantwortlich (Abb. 14). Sie können zu dysfunktionalen Stresszuständen<br />

führen, die dann den Organismus im Laufe der Zeit schädigen. Bekannt<br />

dafür ist das Burnout-Syndrom (Burisch 1989). Dauernde Bedrohungen, die sich<br />

als Angst, Furcht, Fight or Flight, Misserfolg, Verleugnung, Hilflosigkeit u.v.m.<br />

symptomatisieren lassen, tragen allmählich zur emotionalen Erschöpfung, zur<br />

Desorganisation <strong>des</strong> Verhaltens, zu chronischer Müdigkeit, Depersonalisierung<br />

und anderweitigen pathologischen Zuständen bei. Solche massiven Störungen im<br />

Verhalten treten nur bei länger andauernden Bedrohungsphasen auf. Zu denken ist<br />

an Kriege, Folter, Gefangenschaft und an ähnliche Belastungen.<br />

E<strong>in</strong> Problemfeld macht sich allerd<strong>in</strong>gs bemerkbar, wenn Personen mit e<strong>in</strong>em<br />

Burnout-Syndrom Langzeitlagen zu verkraften haben. Erwähnenswert s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die-<br />

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