Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

Die Zusammenarbeit zur Identifizierung der austretenden chemischen Substanzen
erfolgte zusammen mit dem S2.
Die HF war über den gesamten TÜ-Zeitbereich unruhig aber nicht mit besonderen
Spitzen versehen. Dies galt ebenfalls für die C-Lage (Abb. 78).
Das Verhalten des Pb 3 war über die gesamte TÜ etwas unstetig. Um 10.10
beschäftigte er sich mit einer Meldung, obwohl eine Lagebewertung im Gange
war. Zwischen dem S2 und S1 hatte der Pb 3 einen hohen Kommunikationsaufwand
zu verkraften. Die Interaktionen zwischen den drei Pbn waren nicht immer
klar. Um 12.20 Uhr lässt Pb 3 einen Anrufer einfach warten. Um 12.49 wählt er
eine falsche Nummer, beachtet um 12.51 eine Meldung nicht. Um 14.40 Uhr
bekommt Pb 3 einen Lachanfall. Er ist inzwischen informationell überlastet.
Ab 15.00 Uhr spitzte sich die Konfliktlage zwischen dem TEL-Leiter und dem S3
zu. Währenddessen läuft die Maßnahme zur Bekämpfung des Gasgemisches.
Allerdings richtete sich die Bekämpfung gegen Chlorgas und nicht gegen
Chlorethen, weil diese beiden Substanzen vom S3 verwechselt wurden. Der Pb
wurde zunehmend unruhiger mit fortschreitender C-Lage und Dauer der Maßnahmen
gegen Chlorgas. In der Einsatzleitung herrschte eine „ansteckende Nervosität“,
so Pb 3 in der Nachbesprechung.
Abbildung 78: Proband 3: Herzfrequenz.
Irgendwie konnte er die Entwicklung nicht verstehen. Vor allem konnte er sich
nicht die „Ex-Gefahr“ erklären. „Es brennt das Zeug“. Aber „was brennt explodiert
nicht“, so Pb 3 in der Nachbesprechung. Außerdem wusste er nicht, ob er die
Meldung gelesen hatte oder nicht.
Bemerkenswert ist noch, dass der für den Brandschutz zuständige Pb 3 nach dem
erwähnten Handbuch suchte, in dem er allerdings keine Hinweise fand, um seine
Zweifel zu klären.
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