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Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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Beispielsweise <strong>in</strong> der zwischen<strong>menschlichen</strong> Kommunikation s<strong>in</strong>d die affektiven<br />

Bestandteile wirksamer als die verbal vermittelten Inhalte. Gestik und Mimik wirken<br />

hier massiv auf den betroffenen Menschen e<strong>in</strong>. Ebenso affektgeladen ist e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Körperhaltung. Wuchtigkeit der Extremitätenbewegungen, Heftigkeit<br />

der Handlungen von e<strong>in</strong>zelnen und Gruppen sowie die Intonation und der Tonfall<br />

beim Sprechen transportieren Affektladungen und Emotionswerte, die e<strong>in</strong>e existenzbedrohliche<br />

Situation auslösen können.<br />

Aus diesen Ausführungen geht bereits hervor, dass die semantische Vernetzung,<br />

die von Bedrohung, Furcht und Angst gebildet wird, zwar verhaltensprägend und<br />

situativ ungeheure Wirkungen zeitigen kann, ihre term<strong>in</strong>ologische Trennschärfe<br />

aber nicht e<strong>in</strong>deutig ist.<br />

Weitere Überlegungen sollen daher zur Klärung beitragen, um dann auch bei den<br />

präventiven Maßnahmen und bei den Katastrophen sowie anderweitigen E<strong>in</strong>sätzen,<br />

bei denen es um bedrohte Menschen geht, genauere Verhaltensklassifikationen<br />

vornehmen zu können.<br />

Zu betrachten s<strong>in</strong>d Bedrohungssituationen, <strong>in</strong> denen Menschen e<strong>in</strong> bestimmtes<br />

Verhalten ausdrücken. Dieses Verhalten ist so vielfältig wie es <strong>in</strong>dividuelle Entwicklungen<br />

gibt. Jeder Mensch hat se<strong>in</strong>e eigene Biographie mit ihren unterschiedlichen<br />

Erlebnisskripten. Sie weisen sich als Emotionsträger aus, die e<strong>in</strong>en jeweils<br />

differenzierten affektiven Gehalt besitzen. Sie s<strong>in</strong>d eng mit den eigenen Werten<br />

und Erfahrungen verbunden, und sie haben e<strong>in</strong>e urteilsbestimmende Funktion.<br />

Diese ist offensichtlich valide. Sie haben ihre verschiedenen komplikativen und<br />

ätiologischen Faktoren. Angstbestimmte Erlebnisse s<strong>in</strong>d daher durch e<strong>in</strong>e oftmals<br />

sehr komplex generierende Verschachtelung gekennzeichnet. Daher ist das gesamte<br />

Begriffssystem behutsam zu handhaben. Die e<strong>in</strong>zelnen Begriffe lassen sich<br />

weniger def<strong>in</strong>ieren als explizieren. Was daher als Angst, Furcht und Bedrohung<br />

e<strong>in</strong>gestuft wird, hängt von vielen kognitiven, emotionalen und axiologischen<br />

Mustern ab, die <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>zelgehirnen vorliegen. Das zeigt sich bereits bei der<br />

Beschreibung <strong>des</strong> Risikokonstruktes (Kap. 5.2). Demgemäß treten auch Schwierigkeiten<br />

<strong>in</strong> der subjektiven Bewertung von Ereignissen auf. So deklarieren e<strong>in</strong>ige<br />

e<strong>in</strong>en Flugzeugabsturz mit 200 Toten als Unfall, je nachdem als Unglück, andere<br />

wiederum sehen dar<strong>in</strong> bereits e<strong>in</strong>e Katastrophe, wenn e<strong>in</strong>mal von der adm<strong>in</strong>istrativen<br />

Festlegung der Katastrophe abgesehen wird. Für e<strong>in</strong>e Familie kann e<strong>in</strong> Wasserrohrbruch<br />

e<strong>in</strong>e häusliche Katastrophe se<strong>in</strong>, für den Klempner ist dies aber nur<br />

e<strong>in</strong> gutes Geschäft. Je nach Grund <strong>des</strong> Betroffense<strong>in</strong>s und der dar<strong>in</strong> manipulierenden<br />

Angst oder Furcht kann <strong>in</strong> der verbalen Ausdrucksweise die existentielle Not<br />

<strong>des</strong> Individuums impliziert se<strong>in</strong>.<br />

Angst und Furcht s<strong>in</strong>d nach den bisherigen Ausführungen Aktivierungsreaktionen<br />

auf Bedrohungen. Die Reaktionen darauf unterscheiden sich nicht pr<strong>in</strong>zipiell, sondern<br />

nur graduell.<br />

Ebenso graduell abgestuft ist die Regulation der normalen Angst von der pathologischen<br />

Angst. Die pathologischen Angstreaktionen beg<strong>in</strong>nen mit Bedrohungsstimmungen,<br />

Verhaltensäußerungen, die bezogen auf e<strong>in</strong>e reale Situation als über-<br />

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