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Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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Patient (2): Die Tante hatte e<strong>in</strong>en sehr hohen Blutdruck und wurde über 90 Jahre<br />

alt, blieb außerdem gesund.<br />

– Ausbildungsbasierend ist ke<strong>in</strong>e Information über e<strong>in</strong>en hohen Blutdruck und<br />

se<strong>in</strong>e Folgen vorhanden.<br />

Der Arzt verordnet e<strong>in</strong> blutdrucksenken<strong>des</strong> Mittel. Unser Patient (2) und der Arzt<br />

entwickeln e<strong>in</strong>e Risikokommunikation <strong>des</strong> Falles (a). Die Risikoverständnisse beider<br />

bleiben isoliert. Sie reden ane<strong>in</strong>ander vorbei. Der Arzt sieht das hohe Risiko,<br />

der Patient denkt an se<strong>in</strong>e Tante und ignoriert das vom Arzt näher bezeichnete<br />

Risiko. Die Arznei nimmt er nicht e<strong>in</strong>.<br />

Anders verläuft der Risikodialog beim Patienten (1). Er erkennt sofort das hohe<br />

Risiko, nachdem er vom Arzt die Messwerte erfahren hatte. Die Risikoverständnisse<br />

beider s<strong>in</strong>d deckungsgleich (c). Der Patient hält sich an die Verordnung <strong>des</strong><br />

Arztes. Nach e<strong>in</strong>igen Tagen bekommt er Schw<strong>in</strong>delanfälle, er fühlt sich schwach<br />

und leicht depressiv verstimmt. Er setzt eigenständig das Medikament ab. Es geht<br />

im rasch wieder besser. Das hohe Risiko beunruhigt ihn allerd<strong>in</strong>gs. Er beg<strong>in</strong>nt<br />

e<strong>in</strong>en Risikodialog mit se<strong>in</strong>em Arzt. Der Arzt ändert die Dosierung. Dadurch<br />

erhöht sich bei ihm die Risikoe<strong>in</strong>schätzung bezogen auf unseren Patienten (1).<br />

Arzt und Patient suchen <strong>in</strong> der erfahrungsbasierenden und <strong>in</strong> der wissensbasierenden<br />

Risikokognition nach Variablen, um e<strong>in</strong>e Annäherung der beiden Risikokonstrukte<br />

<strong>in</strong> ihnen zu erreichen. Allerd<strong>in</strong>gs ist jetzt der Fall (b) <strong>in</strong> der Abbildung 4<br />

erreicht. Es gibt <strong>in</strong> diesem Dialog nur noch e<strong>in</strong>e begrenzte Geme<strong>in</strong>samkeit im<br />

Risikoverständnis. Der Arzt versucht, se<strong>in</strong> Risikoverständnis über wissensbasierende<br />

Variablen zu modifizieren. Dies besagt, dass Hypertonie auch dann erst<br />

behandelt werden kann, wenn der Patient über Kopfschmerzen klagt. Der Patient<br />

sucht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en erfahrungsbasierenden Risikospeichern nach bekannten Menschen,<br />

die auch mit e<strong>in</strong>er Hypertonie sehr alt wurden.<br />

Gel<strong>in</strong>gt es dem Arzt nicht, die kontra<strong>in</strong>dizierten Symptome zu beseitigen, kann der<br />

Fall (a) im Risikodialog e<strong>in</strong>treten. Der Patient (1) wechselt <strong>in</strong> das Lager der Noncompliance.<br />

Risiken werden bestimmt von den Risikokonstrukten, die jeder Mensch im Laufe<br />

se<strong>in</strong>es Lebens <strong>in</strong> sich generiert. Sie determ<strong>in</strong>ieren den Risikodialog zwischen den<br />

Menschen. Risikoerkennung und Gefahrenerkennung sowie die Maßnahmen dazu<br />

s<strong>in</strong>d vom Risikoverständnis <strong>in</strong> der aktuellen Gefahrensituation abhängig.<br />

Für Sofortmaßnahmen als auch für die Vorsorge ist der Dialog zwischen den Menschen<br />

der zentrale und steuernde Prozess zur präventiven und reaktiven Handhabung<br />

der Gefahren und Risiken. Richtwert der Risikodialoge ist der hohe Verständigungsgrad,<br />

ohne den risikoreduzieren<strong>des</strong> Verhalten <strong>in</strong> <strong>Gefahrensituationen</strong> nicht<br />

praktiziert werden kann.<br />

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