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Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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In psychischen Notlagen gehen viele Menschen auf e<strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>faches Sprachniveau<br />

zurück. Zwei- bis Drei-Wortsätze s<strong>in</strong>d die Regel. Außerdem wird die<br />

Wortwahl auf Notbegriffe reduziert. Die Worter<strong>in</strong>nerung reicht oftmals nur<br />

noch zu Gewohnheitsbegriffen oder zu Floskeln. Auch zusammenhangslos<br />

wirkende Wortreihungen haben ihren tieferen S<strong>in</strong>n. Der Debrief<strong>in</strong>g-Experte<br />

muss sie verstehen lernen. Dies gilt für repetitives Sprachverhalten, für unterschiedlich<br />

tonisierte Wörter, für Laute und Gestammel gleichermaßen. Die<br />

Ausbildung für das Debrief<strong>in</strong>g hat hier noch große Lücken.<br />

(3.) Kommunikation mit den nächsten Angehörigen<br />

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist die rasche Kommunikation mit<br />

den nächsten Angehörigen. Bei Verschütteten hat sich gezeigt, dass der Brief<br />

der Angehörigen, der z.B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Zeche kam, wichtiger war als Nahrung. Vor<br />

allem ist sofort dafür zu sorgen, dass bei K<strong>in</strong>dern die Eltern oder e<strong>in</strong> Elternteil<br />

bzw. die Großeltern beim Debrief<strong>in</strong>g anwesend s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e ähnlich emotional<br />

stützende Funktion können auch Geschwister übernehmen. K<strong>in</strong>der<br />

erzählen engen Angehörigen, denen sie vertrauen, mehr als offiziell e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Betreuern und Therapeuten, die sich manchmal <strong>in</strong> die Mentalität und<br />

<strong>in</strong> die Not leidende Seele von K<strong>in</strong>dern nicht auf Anhieb h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzen können.<br />

Das Debrief<strong>in</strong>g und speziell die verbale und nonverbale Kommunikation<br />

mit K<strong>in</strong>dern ist daher speziell auszubilden.<br />

(4.) Debrief<strong>in</strong>g mit Ausländern<br />

Das Debrief<strong>in</strong>g mit Menschen bei Auslandse<strong>in</strong>sätzen und im Inland mit ausländischen<br />

Mitbürgern ist besonders schwierig, weil die Sprache <strong>in</strong> ihren Notfall-Nuancen<br />

nicht ohne weiteres von beiden beherrscht werden kann. Hier<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>wandfrei übersetzende Dolmetscher angebracht. Erfolgreich s<strong>in</strong>d<br />

mimische und gestische Techniken, wenn diese e<strong>in</strong>wandfrei beherrscht werden<br />

und <strong>in</strong> ihrer Bedeutung für das jeweilige kulturelle Umfeld bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

Bei Auslandse<strong>in</strong>sätzen kam es ab und zu vor, dass sich Betroffene nur von<br />

Helfern mit gleicher Religionszugehörigkeit beistehen ließen. Das ist vorher<br />

zu klären, um unnötige Aversionen oder gar Aggressionen zu vermeiden.<br />

Besonders behutsames Vorgehen ist hier ratsam, um helfende Effekte zu<br />

bewirken.<br />

8.3.3 Anforderungsprofile<br />

Die Ausbildung der Bevölkerung für die Gefahrenabwehr ist noch wenig entwickelt.<br />

So fehlt die überlebensstrategische Beherrschung von Grundregeln <strong>des</strong><br />

gefahrenabwehrenden und <strong>des</strong> bedrohungsbewältigenden Verhaltens. Dies ist <strong>in</strong><br />

den kommenden Jahren auszubilden. Dazu s<strong>in</strong>d folgende Richtwerte der Ausbildung<br />

anzustreben:<br />

(1.) Ziel der Gefahrenabwehr ist es, das Selbstschutzverhalten gegenüber den heutigen<br />

Gefahren und Bedrohungsprofilen auszubilden und zu optimieren.<br />

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