Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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reotypisierte und relativ separate Handhabung aktionaler und informationeller
Muster einerseits sowie die Handhabung emotionaler Befindlichkeiten und
axiologischer Positionen andererseits (Abb. 22). So gibt es Menschen, die
andere umbringen und anschließend ohne Gewissenskonflikte ein Konzert
besuchen oder eine Wohltätigkeitsveranstaltung eröffnen. Der Volksmund
spricht hier von doppelter Moral. In diesen Menschen herrschen keinesfalls
schizophrene Strukturen vor, sie sind nicht in sich verrückt, sondern sie sind
nur in der Lage, die einzelnen Funktionsbereiche auseinander zu halten. Was
die Hand ausführt, darf die Kognition nicht registrieren, die Emotion nicht
erfühlen und die Axiologie nicht bewerten. Die Aktionen werden säuberlich
von den Emotionen und dem persönlichen Wertegefüge (falls eines existiert)
fern gehalten.
Solche internen Separierungen können lange traumafrei ablaufen, sogar ein
Leben lang. Beginnen aber intervenierende Prozesse zwischen den vier
genannten Bereichen zu wirken, besteht auch noch nach vielen Jahren die
Gefahr, an PTSD zu erkranken. Vor allem im Alter verlieren die psychischen
Separierungsmechanismen ihre Wirkung. Daher können sich noch nach vielen
Jahren PTSD-Syndrome als Spätfolgen einstellen. Da die angesprochenen
kognitiven Muster und Operationen für die Entwicklung präventiver Maßnahmen
grundlegend sind, sollen Beispiele vorgestellt werden. Dazu kommen
Probanden zu Wort.
– „In Bedrohungssituationen ist es wichtig, sich neben den Vorgang zu stellen.
Man ist dann geradezu Beobachter von außen. Dadurch lässt sich die Situation
besser beherrschen“.
Was hier abläuft, ist der Einsatz der Selbststeuerung auf einer Metaebene. Von
einer höheren kognitiven Ebene aus wird der Vorgang betrachtet und gesteuert.
– „Zerstückelte Leichen anzufassen und zu transportieren lässt sich rasch lernen.
Man muss nur genügend Leichen zum Üben haben. Zuerst werden sie
mit der Fußspitze berührt, dann hin und her gewälzt. Anschließend hebt
man sie hoch, lässt sie wieder fallen, hebt sie hoch und nimmt sie sogar in
den Arm. Man muss körperlich aktiv sein, wenn man die Stelle anschaut und
anfasst, die zerstückelt ist. Keinesfalls darf man die Stelle regungslos
anstarren. Tue etwas, lass die Zerstückelung nicht an dich herankommen“.
Hier wird mehr der aktional-somatische Bereich aktiviert und sogar Perfektionierung
angestrebt. Dadurch lässt sich dieser Bereich leichter von den übrigen
trennen. Dazu tragen auch die Aktivitäten bei, wenn die informationelle Ebene
angesprochen ist.
– „Wenn man mit einer Handlung, die man ausführen muss, nicht einverstanden
ist, dann hilft die Automatisierung der Handlung. Man kann sich dann
auf die Abwehr der bösen Gedanken konzentrieren. Die Verantwortung lässt
sich auch außerhalb der eigenen Handlung halten. Abgesehen davon kann