Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

Der Pb 33 hatte ein auffallend ausgeglichenes Spektrum der EDA. Ein kontinuierlicher
Anstieg über die gesamten Bedrohungssequenzen war zu erkennen; ein
leichter Abfall bei den Sprüngen aus dem Hochhaus. Der Pb hatte bereits einen
Unfall. Der Unfallgegner kam direkt auf ihn zu. Er dachte, er würde richtig reagieren,
dies war aber nicht der Fall. Passiert sei nichts. Vermutlich haben sich
durch die erfahrungsbiographischen Muster Coping-Mechanismen für Bedrohungssituationen
ausgebildet. Nicht so deutlich war dies bei der HF. Sie war über
das gesamte Bedrohungsspektrum relativ lebhaft und unregelmäßig. Spitzen finden
sich bei der Hinrichtung, der Stadion-Szene und bei dem Sprung aus dem
Hochhaus.
Auch hier zeigt sich wieder, dass die Parameter EDA und HF unterschiedliche
Verlaufsformen haben können. Während die HF durchweg bevorzugt über mehrere
Videosequenzen anspricht, zeigt sich die EDA nur in solchen Fällen mobilisiert,
in denen mit noch unbekannten Bedrohungsereignissen umgegangen werden
musste. Die Reaktion der HT war unauffällig.
Während sich der Pb 34 bei der Hinrichtungsszene in eine Erwartungshaltung
brachte, und zwar mit der Vorstellung, dass er gleich die Hinrichtung selbst sehen
würde, zeigte sich eine massive EDA-Reaktion erst am Ende der Sequenz. Die
Veränderung lag bei 50 kOhm. Massiv wurde auch auf die Hochhausbrände und
die Stürze aus den Fenstern reagiert. Der Pb ist Krankenpfleger, weshalb er sich
konkret die Personen in den Bedrohungsszenen ansah. Da er als Kind einmal fast
ertrunken wäre, reagiert er auf die Szenen der Hochhausbrände und auf die Szene
im Stadion mit hohen unregelmäßigen Verläufen. Die Bedrohungsprofile der HF-
Verläufe sind in diesem Falle wieder weitgehend spiegelbildlich. Bemerkenswert
ist noch der Temperaturanstieg um etwa 1,5 Grad. Er begann bereits in der Rammsteinphase.
Der Pb 35 hatte eine unauffällige Verlaufsform der EDA und der HF. Die HT dagegen
kühlte über das gesamte Bedrohungsspektrum ab, und zwar von etwa 31,3
Grad auf 29,3 Grad. Der Pb sprach auf die Hinrichtungsszene an sowie auf die beiden
Hochhausbrände und die Sprünge aus dem Hochhaus. Schon die Angst in den
Augen des Häftlings reichte ihm. Die Hinrichtung zu sehen, war nicht mehr nötig.
Die Hinrichtung wurde mit einem Buch assoziiert, das der Pb kurz vorher gelesen
hatte. Die Sprünge wirkten erschreckend, sie waren für den Pb unverständlich.
An dieser Stelle taucht eine kognitive Wertezuordnung auf, die mit Sinnlosigkeit
zu charakterisieren ist. Dies führt dazu, dass die normalerweise sich auslösende
Emotionalisierung im Zuge dieser Bedrohungsereignisse zu einer nüchternen
internen Attribuierung entwickelt wurde.
Ausschlaggebend ist, dass der Pb 35 nach der Bedrohungssequenz eine Zunahme
der Erinnerungsgeschwindigkeit zu verzeichnen hatte. Sein Cortisolwert war nach
den Videosequenzen ebenfalls erhöht.
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