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Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass neben den massiven Reaktionen <strong>des</strong><br />

<strong>menschlichen</strong> Organismus auf stressende Situationen die Bewertung der jeweiligen<br />

Situation e<strong>in</strong>e ausschlaggebende Rolle spielt. So ist es für e<strong>in</strong>en Menschen<br />

wichtig, ob er e<strong>in</strong>e Situation als Herausforderung erlebt oder als e<strong>in</strong>e Bedrohung.<br />

Außerdem spielen dabei noch se<strong>in</strong>e Bewältigungsressourcen e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle. Das Zusammenwirken der gekennzeichneten Zustände und Faktoren ist für<br />

das Überleben e<strong>in</strong>es Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kritischen Situation ausschlaggebend.<br />

5.4.2 Distress: Ursachen und Auswirkungen<br />

Während bisher nur von Stress gesprochen wurde, ist es zur weiteren Klärung <strong>des</strong><br />

Begriffes und <strong>des</strong> Geschehens <strong>in</strong> Notlagen wesentlich, e<strong>in</strong>e Differenzierung vorzunehmen.<br />

Stress als allgeme<strong>in</strong>e Anpassungsantwort auf Herausforderungen und<br />

bekannte Belastungen heißt Eustress. Er wird als angenehm empfunden. Mobilisiert<br />

er doch psychophysische Abläufe. Anders verhält es sich mit dem unangenehmen<br />

Stress. Es ist der Stress, der entsteht, wenn e<strong>in</strong>e Situation nicht mehr<br />

bewältigt wird. Se<strong>in</strong>e Symptome s<strong>in</strong>d z.B. Herzjagen, Schweißausbrüche, Zittern,<br />

wackelige Knie, Stottern und viele andere Symptome. Dieser Stress heißt<br />

Distress. In den weiteren Ausführungen steht er im Mittelpunkt. Es ist der Stress,<br />

der zu Zusammenbrüchen führt, der lebensbedrohlich wird, der Hilflosigkeit und<br />

Verhaltensfehler produziert. Unter se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>wirkung bricht die Informationsverarbeitung<br />

<strong>des</strong> Menschen oftmals zusammen. Daher besteht die präventive Ausbildung<br />

ke<strong>in</strong>eswegs dar<strong>in</strong>, Entspannungstechniken jeglicher Art anzuwenden, sondern<br />

die Schwachstellen, die sich <strong>in</strong> <strong>Gefahrensituationen</strong> zeigen, zu beseitigen.<br />

Dies ist für E<strong>in</strong>satzkräfte jederzeit durchführbar, die Bevölkerung kann weniger<br />

gezielt damit erreicht werden (vgl. Kap. 8.3).<br />

In diesem Forschungsbericht standen bisher die Gefahr, das Risiko und die Bedrohung<br />

im Mittelpunkt. Während das Risiko e<strong>in</strong>e Kalkulationsgröße ist, handelt es<br />

sich bei den Gefahren und Bedrohungen um Faktoren, mit denen Menschen <strong>in</strong> kritischen<br />

Situationen praktisch umgehen. Während die Gefahr als e<strong>in</strong> Sachverhalt<br />

verstanden wird, der zwar vorhanden und erkannt ist, aber nicht unbed<strong>in</strong>gt persönliche<br />

Betroffenheit auslösen muss, handelt es sich bei der Bedrohung um e<strong>in</strong>en<br />

Faktor, der das Individuum nicht nur erreicht, sondern der auch für e<strong>in</strong>e Mobilisierung<br />

gegen ihn sorgt. In der e<strong>in</strong>schlägigen Literatur zum Stressgeschehen spielt<br />

daher die Bedrohung e<strong>in</strong>e ausschlaggebende Rolle.<br />

In den folgenden Ausführungen geht es um die Generierung von Distress. Auszugehen<br />

ist von e<strong>in</strong>er Gefahrensituation (Abb. 9). Durch die Gefahren<strong>in</strong>formation<br />

erreichen den Menschen die E<strong>in</strong>zelheiten der Gefahr. Das können Flutwellen se<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>e Feuerwand, e<strong>in</strong> Erdbeben, Waffene<strong>in</strong>satz und anderweitige Information. Die<br />

e<strong>in</strong>strömende Information kann visuell, auditiv, taktil, olfaktorisch oder gustatorisch<br />

se<strong>in</strong>. Sie erreicht den Arbeitsspeicher <strong>des</strong> Menschen. Das ist e<strong>in</strong> Areal im<br />

<strong>menschlichen</strong> Gehirn, durch das die Informationsströme der Umwelt aufgenommen,<br />

verarbeitet und dann z.T. <strong>in</strong> das Gedächtnis oder an die Umwelt abgegeben<br />

werden. Hier <strong>in</strong>teressieren die für die Distressentstehung wichtigsten Daten.<br />

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