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Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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Ziel wäre nach diesen Überlegungen, Risiken zu vermeiden, weniger, sie zu<br />

bekämpfen. Dazu fehlen derzeit noch die fundierten Konzepte.<br />

Risiken, <strong>Gefahrensituationen</strong> und Katastrophen werden von den Menschen so<br />

gesehen wie sie sie sehen möchten. Ihre Risikobiographie spielt dabei e<strong>in</strong>e<br />

wesentliche Rolle. E<strong>in</strong>mal bewältigte Risiken bzw. Gefahren s<strong>in</strong>d für die betreffenden<br />

Menschen im Wiederholungsfalle ger<strong>in</strong>gere Risiken. Das zeigt sich immer<br />

wieder <strong>in</strong> solchen Regionen, <strong>in</strong> denen die Menschen z.B. öfters mit Überschwemmungen<br />

zu rechnen haben. Die so genannte Katastrophe entschärft sich allmählich.<br />

Somit verr<strong>in</strong>gern sich zwar nicht die objektiven Risiken, sie werden aber besser<br />

bewältigt.<br />

Gefahren drohen überall. Wesentlich für das Überleben ist es allerd<strong>in</strong>gs, sie rechtzeitig<br />

zu erkennen und zu vermeiden oder gegebenenfalls zu bewältigen. Dies gilt<br />

auch für die Risiken und die sie bestimmenden Risikofaktoren. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Forschung zum festen Bestandteil geworden, allerd<strong>in</strong>gs mit der<br />

bereits erwähnten Multidimensionalität der Risikospektren <strong>in</strong>nerhalb der Lebensgestaltung<br />

<strong>des</strong> e<strong>in</strong>zelnen Menschen. Die Thematik <strong>des</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Fehlverhaltens</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Gefahrensituationen</strong> ist <strong>in</strong> der Erforschung der Krankheiten und ihrer Therapie<br />

geradezu von fokussierender Wirkung. Rauchen ist, bezogen auf den<br />

genannten Risikograd e<strong>in</strong> fehlerhaftes Verhalten. Der Umgang mit der Zigarette<br />

wäre so als gefährlich e<strong>in</strong>zustufen. Da dieser Umgang aber aufgrund e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternalen<br />

Attribuierung erfolgt, wird er nicht oder nur als e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Risiko deklariert.<br />

Die Harmonie der <strong>in</strong>dividuellen Lebensgestaltung ist somit nicht gestört.<br />

Diese und ähnliche Mechanismen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>Gefahrensituationen</strong> und <strong>in</strong> den<br />

normalerweise risikoentschärfenden Dialogen zwischen Arzt und Patient.<br />

5.2.3 E<strong>in</strong> dynamisches Risikokonstrukt<br />

Für die Verständigung <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Gefahrensituationen</strong> ist nach den grundlegenden<br />

Kommunikationsfunktionen zu fragen, die z.B. vor, <strong>in</strong>nerhalb und nach e<strong>in</strong>er<br />

Katastrophe notwendig s<strong>in</strong>d, um die Risikoprofile der Betroffenen, E<strong>in</strong>satzkräfte,<br />

der Helfer sowie der Adm<strong>in</strong>istration und der Führungskräfte zu begreifen. Je<strong>des</strong><br />

der genannten Subsysteme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Risiko-Kommunikationssystem hat se<strong>in</strong><br />

eigens Risikokonstrukt. Damit ist ausgedrückt, dass je<strong>des</strong> Subsystem von e<strong>in</strong>em<br />

eigenen Risikoverständnis ausgeht (Abb. 4). Dieses Risikokonstrukt generiert sich<br />

aus Informationshorizonten (IH), die im Laufe der <strong>in</strong>dividuellen Entwicklung entstanden<br />

s<strong>in</strong>d. So gibt es erfahrungsbasierende IH, ausbildungsorientierte IH und<br />

wissensbasierende IH. E<strong>in</strong>e solche Differenzierung ist notwendig, weil besonders<br />

<strong>in</strong> <strong>Gefahrensituationen</strong> Erfahrungen zustande kommen, die <strong>in</strong> der Ausbildung<br />

oder durch Wissen nicht erklärt und e<strong>in</strong>geordnet werden können. Dies gilt sowohl<br />

für Betroffene als auch für Führungskräfte bzw. Spezialisten gleichermaßen.<br />

Von gefahren- und risikospezifischer Aktionssteuerung, Kognition und Perception<br />

ist z.T. das Weltbild strukturiert, das der Mensch <strong>in</strong> sich hat. Es ist das Gesamtverständnis<br />

se<strong>in</strong>es Lebens, der S<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Lebens. Religiöse und kulturelle Variablen<br />

prägen das Weltbild. Das Weltbild ist für das Risikoverständnis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gefahren-<br />

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