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Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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Erschießungen beobachten. E<strong>in</strong>e aktive Reduzierung der Körperoberfläche lässt<br />

sich hier nicht feststellen. Vermutlich s<strong>in</strong>d schon die Schutzmechanismen gegenüber<br />

direkten Bedrohungen nicht mehr unter Kontrolle.<br />

Werden dagegen e<strong>in</strong> Erwachsener und e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beschossen, setzen zum Schutze<br />

der eigenen Person und zum Schutze <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> die genannten Bedrohungsmuster<br />

e<strong>in</strong>. K<strong>in</strong>der werden mit dem eigenen Körper zugedeckt (Dok. 43). Allerd<strong>in</strong>gs soll<br />

es auch schon Fälle gegeben haben, <strong>in</strong> denen die Eltern sich durch ihre K<strong>in</strong>der<br />

schützten, <strong>in</strong>dem sie sie als Schutzschilder hochhoben.<br />

Der direkte Rückmeldekreis <strong>des</strong> Menschen hält die Aktionen der Extremitäten und<br />

<strong>des</strong> Gesamtverhaltens aufrecht. In Bedrohungssituationen mit direkter E<strong>in</strong>wirkung<br />

versucht der Mensch, durch Steuerung se<strong>in</strong>er Aktionen die Bedrohung zu<br />

entschärfen oder zu bekämpfen. Außerdem kommen noch durch Regelungsvorgänge<br />

die unterschiedlichen Intensitätsgrade der e<strong>in</strong>zelnen Aktivitäten dazu.<br />

Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit <strong>des</strong> e<strong>in</strong>zelnen Menschen spielen hierbei<br />

e<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende Rolle. Dies zeigen direkte Angriffe. Sie werden<br />

direkt durch Gegenmaßnahmen abgewehrt, oder der Angegriffene versteckt se<strong>in</strong>en<br />

Kopf zwischen den Armen. Außerdem macht er sich kle<strong>in</strong>. Das Zusammenrollen,<br />

das bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Zusammenhang erwähnt wurde, ist e<strong>in</strong> bevorzugtes<br />

Verhaltensprogramm, wenn die Bedrohungen direkt erwartet werden und nicht<br />

genau e<strong>in</strong>zuschätzen s<strong>in</strong>d. „Ich igelte mich unter der Bettdecke blitzschnell<br />

zusammen, zog Bettdecke und Plumeau rasch über mich und wartete <strong>in</strong> ungeheurer<br />

Spannung auf den E<strong>in</strong>schlag. Ich fühlte mich wie gelähmt, konnte mich nicht<br />

mehr rühren“ (Panse 1952, 38/39). Die direkte Rückmeldung zur Umwelt wird<br />

durch die Bettdecke unterbrochen. „Ich habe Stoßgebete gebetet und versucht,<br />

mich <strong>in</strong> die Erde festzukrallen; man machte sich so kle<strong>in</strong> und unsche<strong>in</strong>bar wie es<br />

eben g<strong>in</strong>g“ (Panse 1952, 43).<br />

E<strong>in</strong> Empf<strong>in</strong>den, das ständig bei Gesprächen angegeben wird, s<strong>in</strong>d die weichen<br />

Knie. Be<strong>in</strong>e und Knie zittern, die Be<strong>in</strong>e werden derart schwach, dass oftmals Gehbewegungen<br />

nicht mehr möglich s<strong>in</strong>d. Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong>en massiven<br />

Tonusverlust, der die Vorstufe zum Totstellreflex ist.<br />

Diese Immobilisation führt dazu, dass <strong>in</strong> vielen Fällen nicht mehr geflohen werden<br />

kann. Die weichen Knie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> typisches Bedrohungssymptom, e<strong>in</strong>e Reaktion<br />

auf e<strong>in</strong> direktes lebensbedrohen<strong>des</strong> Ereignis.<br />

Verantwortlich für das Überleben ist die direkte Rückmeldung auch <strong>in</strong> den Sensorikleistungen,<br />

die nicht visuell, auditiv oder taktil zu registrieren s<strong>in</strong>d. Es handelt<br />

sich um den Geschmack und den Geruch. Vor allem die Geruchsleistung hat <strong>in</strong><br />

vielen Situationen e<strong>in</strong>e Überlebensfunktion.<br />

Während der Mensch für alle natürlichen Gerüche se<strong>in</strong>er Umwelt e<strong>in</strong>e erfahrungsfundierte<br />

Empf<strong>in</strong>dungsskala im Laufe se<strong>in</strong>es Lebens entwickelt, ist dies bei<br />

den durch Menschenhand und Technik produzierten Gerüchen nicht mehr ohne<br />

weiteres der Fall. Viele Schadstoffe werden nicht mehr wahrgenommen oder<br />

falsch e<strong>in</strong>geschätzt. Dadurch ist e<strong>in</strong>e rechtzeitige Flucht nicht mehr möglich. Dies<br />

ist besonders deutlich bei der Strahlene<strong>in</strong>wirkung von radioaktiven Substanzen.<br />

Haben Menschen noch Erfahrungen mit den Gerüchen, die <strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>dheit durch<br />

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