Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

7.3.1.3 Messung der Herzfrequenz
Innerhalb der NÜ-Probanden konnten von acht die Herzfrequenzen über die
gesamte Übungszeit registriert werden. Im Einzelnen handelte es sich um folgende
Pbn: Leiter, S1/S4 (beide Funktionen wurden von einem Pb übernommen), S2,
S3, Fachberater Sanitätsdienst (FaBeSDi), Fachberater Bergungsdienst (FaBeB-
Di), Lagekartenführer (Lage) und Einsatztagebuchführer (ETB). Für die weiteren
Beschreibungen der einzelnen Einsatz- und Belastungsphasen ist die Abbildung
56 heranzuziehen.
Bei dieser Nachtübung ging es vor allem darum, die Überlastphasen und damit die
Distressphasen auszumachen und das Verhalten der einzelnen TEL-Mitglieder auf
diese spezifischen Phasen durch die Veränderungen ihrer Herzfrequenzen festzuhalten.
Aussagekräftig für diese Fragestellung ist daher weniger der Verlauf der
HF über die gesamte Übung bzw. die gesamte Nacht, als vielmehr die Veränderungen
der HF bezogen auf eine spezielle Aufgabe. Da es sich hier um eine relativ
umfangreiche Datengewinnung handelte, wurden hier nur solche Pbn ausgewählt,
deren HF-Verhalten in einem weitgehend eindeutigen Wirkungszusammenhang
mit einer Aufgabe stand. Auf nicht eindeutig identifizierbare Auslöser und HF-
Reaktionen wurde verzichtet. So gibt es bei einer Nachtübung nicht nur psychovegetative
Leistungsverschiebungen im Verlaufe einer Nacht, sondern selbst beim
Aufstehen und Umhergehen ist mehr oder weniger ein Anstieg der HF festzustellen.
Daher wurden die evozierenden Lagesituationen, HF und individuelle Einschätzungen
der Pbn, durch systematische Nachbesprechungen in ihren Zuordnungen
sichergestellt. Zuordnungen, die nicht eindeutig waren, wurden nicht
berücksichtigt. So kamen nur die fünf zuerst genannten Pbn in die Auswertung.
Auf der Abzisse der nachstehenden Abbildungen sind die Belastungen in Minuten
aufgetragen. Sie beziehen sich auf die taktische Zeit von 11.30 Uhr bis 20.30 Uhr
in Abbildung 56. Zur Orientierung für die Nachtübung sei hier erwähnt, dass die
271ste Minute 00.00 Uhr entspricht.
(1.) Einsatzleiter:
In Abbildung 60 ist die HF des Einsatzleiters über die gesamte NÜ zu erkennen.
Wesentlich sind hier weniger der Gesamtverlauf als die doch deutlichen Veränderungen
über die NÜ. Die beiden Spitzen über 90 Schläge/min an der Zeitmarke
121 sind darauf zurückzuführen, dass nicht nur eine Lagebesprechung
stattfand, sondern eine Nachricht über verschüttete Helfer den TEL erreichte.
Die Anstiegsrate über 80 Schläge/min um die Zeitmarke 211 wurde dadurch
verursacht, dass jetzt die Namen der verschütteten Helfer bekannt wurden.
Bemerkenswert ist der relativ tiefe Puls um die Zeitmarke 271 (Mitternacht).
Der Einsatzleiter durchlebte hier eine starke Ermüdungsphase, sodass selbst
Lagemeldungen ihn kaum noch erreichten. Der rapide Anstieg der HF von
einem Bereich unter 70 Schläge/min auf z. T Spitzen über 90 ist auf die beginnende
C-Lage zurückzuführen. Der Leiter musste aufgrund seiner akuten
psychophysischen Verfassung kurzfristig aus seiner Funktion herausgenommen
werden. Um die Zeitmarke 361 war er wieder im Einsatz.
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