Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

(2.) Untersuchungsobjekt
Für beide Probandengruppen galt die Vorgabe in Abbildung 56. Es handelt
sich um den Ablaufplan der beiden Übungen. Auf der Abzisse ist die taktische
Zeit angegeben, sie entspricht der Tageszeit von 20.00 Uhr bis 05.00 Uhr für
die NÜ-Gruppe und von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr für die TÜ-Gruppe. Der
Gesamtverlauf richtete sich nach der Planübung „Römerstraße“ der Katastrophenschutzschule
des Bundes.
Auf der Ordinate sind die einzelnen Funktionen der Pbn verzeichnet. Die
Pfeilabschnitte markieren Zeitbereiche, in denen spezielle Mehrfachbelastungen
von einzelnen Pbn verlangt wurden. Die Belastungsarten sind in der
Abbildung 56 zu ersehen. So erreichte z.B. den Fachberater für den Sanitätsdienst
(FaBeSDi) um 12.05 taktischer Zeit eine Informationsüberlast, die bis
12.32 andauerte. Nach diesem Verfahren war es der Versuchsleitung möglich,
jeden Pbn speziell zu belasten bzw. zu überlasten. Für die einzelnen Belastungsphasen
wurden immer solche Übungsabschnitte herangezogen, die für
den Pb in seiner TEL-Funktion schon im normalen Übungsverlauf als
Höherbelastung bezeichnet werden konnten. So war es möglich, die einzelnen
Überlastphasen dosiert und im spezifischen Augenblick an den Pb heranzutragen.
Wie weiterhin aus Abbildung 56 zu entnehmen ist, handelt es sich bei den
Überlastungen durchweg um psychozerebrale Leistungen, die in Einsatzleitungen
im Vordergrund stehen. Das sind im einzelnen Überforderungen durch
einströmende visuelle oder auditive Information (JÜ), Überforderungen der
Gegenwartsdauer (GD) z.B. durch überlange Sätze in Meldungen, Beanspruchungen
des Wiedererinnerns (WE) in kritischen Situationen, Bewertungen
(B) von Lagen und das Vorauskalkulieren (VK) von Lageentwicklungen. Über
die angegebenen Zeiträume wirkte die Überlast auf den jeweiligen Pb ein. So
musste z.B. der Sanitätsdienst zwischen 12.05 und 12.32 fortlaufend Meldungen
von Toten und Verletzten bearbeiten und die medizinische Sofortversorgung
sicherstellen. Der Einsatzleiter hatte z.B. von 17.00 bis 17.40 Uhr über
ständig neue Lagen zu entscheiden, der S3 musste zwischen 17.40 und 19.30
Uhr fortlaufend die C-Lage bewerten, weil ständig neue chemische Substanzen
auftraten. Information und Expositionszeiten der einzelnen Belastungsphasen
sowie die dabei beanspruchten psychischen Funktionen bildeten die
Analyseobjekte. Die einzelnen stimulierten Belastungen werden in den jeweiligen
Fallbesprechungen erwähnt.
(3.) Die Lagefeststellung
Über Remagen stoßen zwei Militärmaschinen, und zwar zwei F16 Jäger
zusammen. Höhe und genauer Ort ist nicht bekannt. Betroffen sind zunächst
die Piloten.
Eine Maschine stürzt in die Römerstraße von Remagen und explodiert dort.
Die Randtrümmer verursachen Verkehrsunfälle auf der Bundesstraße 9.
Außerdem bringen sie einen vorbeifahrenden Personenzug zum Entgleisen.
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