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Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

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falls herstellen. Ob Bedrohte oder E<strong>in</strong>satzkräfte, sie entwerfen sich ihr Verhalten<br />

<strong>in</strong> der bedrohlichen Situation. Die Menschen organisieren ihr Bedrohungsprofil<br />

selbst. Viel hängt bei dieser Selbstorganisation davon ab, welche biographische<br />

Information bereits vorliegt. Zu unterscheiden ist bei der Selbstorganisation der<br />

jeweiligen Bedrohungsprofile die Erfahrungs-, Lern- und Ausbildungsbiographie,<br />

die an anderer Stelle bereits <strong>in</strong> ihrem Stellenwert betrachtet wurde.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt beim <strong>in</strong>ternen Entwurf der Prospektiv<strong>in</strong>formation die permanente<br />

kognitionsgeleitete Rückmeldung mit den schon gespeicherten Bedrohungsszenarien.<br />

Sie bestimmen die akute Bedrohungslage. Vor allem die erfolgreiche oder<br />

nicht erfolgreiche Bewältigung früherer Bedrohungen spielt hierbei e<strong>in</strong>e ausschlaggebende<br />

Rolle (vgl. Kap. 5.2.3).<br />

Die strukturellen Bestandteile der Prospektiv<strong>in</strong>formation s<strong>in</strong>d biographische<br />

Muster der Bedrohungsbewältigung oder -nichtbewältigung sowie<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Prä<strong>in</strong>formation. Verarbeitungsvoraussetzung ist e<strong>in</strong> umfangreicher<br />

Informationshaushalt <strong>des</strong> Individuums.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Variante der Prospektiv<strong>in</strong>formation s<strong>in</strong>d die ethisch-moralischen Ziele,<br />

die Bedroher, Bedrohte und E<strong>in</strong>satzkräfte <strong>in</strong> sich tragen. Angesprochen ist hiermit<br />

der S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes, der S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Bedrohungssituation. Die Antworten<br />

darauf s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>satzphilosophie und <strong>in</strong> der Lebensphilosophie <strong>des</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Menschen zu suchen. Sie schlagen sich nieder <strong>in</strong> z.B. Maßnahmen zum Überleben<br />

und zum Retten von Leben. Sie s<strong>in</strong>d auch zu erkennen <strong>in</strong> den Bewertungen der<br />

jeweiligen Szenarien. Bedrohungsprofile erhalten so ihr kulturelles und regionales<br />

Gepräge. Was für die e<strong>in</strong>e Lebensgruppe bedrohlich ist, ist es für e<strong>in</strong>e andere<br />

Lebensgruppe nicht. Dieser Gedanke wurde schon e<strong>in</strong>ige Mal gestreift. Er<br />

bekommt aber beim Entwurf der Prospektiv<strong>in</strong>formation se<strong>in</strong>e spezielle Verankerung.<br />

Beim konstruieren der Prospektiv<strong>in</strong>formation prüft das Individuum immer<br />

wieder, ob das <strong>in</strong>zwischen mental gewonnene Maßnahmestadium angemessen ist<br />

oder nicht. Zu denken wäre hier an Räumungsmaßnahmen bei Chemieunfällen<br />

größeren Ausmaßes. Verantwortung, Lageunsicherheit bzw. -sicherheit, Mut zur<br />

Entscheidung, Überlebenswille bei den Entscheidungsträgern u.v.m. spielen e<strong>in</strong>e<br />

entscheidende Rolle. Die Bedrohungsprofile <strong>in</strong> den Gehirnen der Entscheidungsträger<br />

setzen <strong>in</strong> solchen Fällen die Maßstäbe. Daher s<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong>ternen Bedrohungsprofile<br />

der Prospektiv<strong>in</strong>formation fortlaufend zu prüfen. Destruktiv e<strong>in</strong>gestellte<br />

Entscheidungsträger neigen dazu, Bevölkerung und Regionen zu<br />

zerstören, hat doch die Überlebensstrategie auch bei den Führungskräften ihr spezifisches<br />

Gepräge.<br />

Hilflosigkeit und Selbstaufgabe beg<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Köpfen der Betroffenen, der E<strong>in</strong>satzkräfte<br />

und der Führungskräfte. Sie werden vorausprogrammiert. Dadurch<br />

determ<strong>in</strong>ieren sie die Prospektiv<strong>in</strong>formation nachhaltig. Das kann so weit führen,<br />

dass Maßnahmen zur Rettung zu spät oder gar nicht ergriffen werden. Das Vorausdenken<br />

und das mentale Durchspielen möglicher Maßnahme-Alternativen<br />

wird dann durch emotionale Barrieren verweigert. E<strong>in</strong> psychovegetativer Vorhang<br />

wird heruntergelassen, die Prospektiv<strong>in</strong>formation wird überhaupt nicht aufgebaut<br />

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