Analyse des menschlichen Fehlverhaltens in Gefahrensituationen

Das Entscheidungsproblem, das Pb 3 hatte, bestand nicht darin, eine bestimmte
Substanz zu suchen, sondern die von ihm erkannte widersprüchliche Kombination
zwischen Ex-Gefahr und Brennen zu klären. Das ist ihm nicht gelungen.
Auffallend ist bei Pb 3 noch, dass beim KAI-Test seine Aufnahmegeschwindigkeit
der von der Umwelt einströmenden Information nach der TÜ zurückgegangen war.
(vgl. Tab. 6). Die einströmende Information ist verantwortlich für das rasche
Erkennen von Umgebungsereignissen.
Proband 4: TEL-Leiter
Der Pb 4 weist einen hohen Erwartungswert auf, der sich durch einen beachtlichen
Cortisol-Gipfel ausdrückt (Abb. 79). Der Distress ist bei ihm am Anfang der TÜ
schon relativ hoch. Ebenso generiert die C-Lage einen raschen Anstieg des Cortisolwertes.
Der Cortisolwert-Verlauf zur Mittagszeit ist nicht besonders hoch
(Pfeil). Massive Reaktionen zeigt der Pb 4 noch im Zeitbereich zwischen 11.40
Uhr und etwa 13.00 Uhr. Dieser Cortisol-Anstieg ist auf Presseanrufe zurückzuführen,
die er ignorierte. Außerdem rufen noch Angehörige von Verschütteten an.
Allerdings wusste der TEL-Leiter bis dahin nichts von Verschütteten. Um etwa
14.50 Uhr hatte er sich sehr geärgert. Er lässt sich vorübergehend ablösen.
Die HF (Abb. 80) zeigt um 12.30 kräftige Gipfel, die mit den Anrufen der Angehörigen
von Verschütteten in Verbindung zu bringen sind.
Der TEL-Leiter ignoriert mit zunehmender Belastung Zusatzinformation. So
wusste er zwar nichts von den Verschütteten, versucht aber, den Anrufer abzuwimmeln,
anstatt die Situation durch Nachfragen zu klären. Das war, wie bereits
erwähnt, um 12.30 Uhr.
Abbildung 79: Proband 4: Cortisolspektrum.
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