EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL OSNABRUECK 2011 - Emaf
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INTERNATIONAL SELECTION<br />
UNTER KONTROLLE<br />
UNTER KONTROLLE (UNDER CONTROL)<br />
Volker Sattel / D / 98 min<br />
Dass die Technik der sogenannten friedlichen Nutzung der Atomtechnologie aus der Zeit des Kalten Krieges der<br />
50er Jahren stammt, macht Volker Sattel mit seinem Dokumentarfilm mehr als deutlich. Sicher im Kinosessel<br />
sitzend reisen wir im Film durch die deutsche Atomkraftwerk-Landschaft, deren Inneres allzu oft an Kubriks<br />
»2001« erinnert.<br />
Der Film beginnt mit einer Verheißung. Etwas leuchtet, pulsiert für Augenblicke, bildet Strukturen von großer<br />
Schönheit – ein ›Licht‹, das unser Auge nicht sehen kann, das wilde Herz einer Technologie, die seit ihren Anfängen<br />
um den Begriff der Kontrolle kreist. Zu bestaunen ist das unvollendete Monument einer glorreichen Zukunft,<br />
das trotz seiner Risse und gefährlichen Widersprüche bis heute zu faszinieren weiß. Unter Kontrolle führt<br />
uns vor Augen, wie groß die Anstrengungen sind, diese Science Fiction , das heißt: die ›friedliche‹ Nutzung der<br />
Kernenergie, mit der Wirklichkeit zu versöhnen.<br />
Der Film lässt sich diese Welt in kleinen Dosen erklären, gibt Einblick in den verschwiegenen Alltag hinter den<br />
Mauern der deutschen Atomanlagen. Wir sehen gleißend helle Leitstellen, Dekontaminierungsschleusen, Vernebelungsmaschinen,<br />
fahren ein in die Tiefe der Lagerstätten, erfahren die Potenz an übermenschlicher Vernunft,<br />
die die Macht der kleinsten Teile unter Kontrolle halten soll. Nicht zufällig erinnern Architektur und Requisiten<br />
an eine Weltraumfahrt auf Erden. Auch in dieser Welt sind Fehler ›verboten‹. Aber während wir schon<br />
Mühe haben, uns mit der Idee einer Jahrzehnte langen Reise anzufreunden, sprengen die Halbwertszeiten<br />
strahlender Substanzen jede Vorstellung.<br />
Menschen – meist Männer – versuchen die antiquierten technischen Anlagen zu beherrschen und versichern<br />
fast gebetsmühlenhaft, aber auch aus tiefster Überzeugung, dass das von Menschen geschaffene System sich<br />
jederzeit selbst regeln, steuern und wenn nötig abschalten kann. »Wenn es in der Vergangenheit zu Störungen<br />
kam, lag es immer an den Unzulänglichkeiten der Bediener«, sagt einer der Verantwortlichen sinngemäß. Sattel<br />
lässt die Statements wohltuend unkommentiert, allein die grandiosen Filmbilder, die er in dreijähriger Recherche<br />
gefunden hat, lassen uns an dem Erzählten zweifeln.<br />
Am Ende steht der Eindruck von Vergeblichkeit. Fast scheint es, als hätten wir die Kernkraft enttäuscht, nicht<br />
umgekehrt. Das Wunder dieser Technik wartet geduldig auf einen neuen Menschen, der vernunftbegabter ist –<br />
und keine Angst hat vor der Ewigkeit.<br />
In his documentary film, Volker Sattel makes it quite clear that the technology of the socalled peaceful use of<br />
nuclear technology originates from the Cold War era, the 1950s. Sitting safely on our cinema seats, the film<br />
takes us on a journey through the German landscape of nuclear power stations, the insides of which appear all<br />
too frequently to be reminiscent of Kubrik’s 2001.<br />
The film starts with a promise. Something glows, vibrates for a moment, builds structures of beauty – a ›light‹,<br />
that our eye cannot see, the wild heart of a technology, which circulates around the term ›control‹ since its inception.<br />
We are gazing at the unfinished monument of a glorious future that is fascinating till today, in spite of<br />
its cracks and dangerous contradictions. Under Control bears in mind how big the effort is, this science fiction<br />
which means: ›peaceful‹ use of nuclear energy, to reconcile with reality.<br />
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