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EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL OSNABRUECK 2011 - Emaf

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INTERVIEW MIT STANDISH LAWDER<br />

im Magazin 5280 von Rose Glaser, Nov. 2002<br />

Standish Lawder liebt die Wissenschaft und wollte ursprünglich Arzt werden. In den 50er-Jahren absolvierte er<br />

ein Undergraduate-Studium zur Vorbereitung auf das Medizinstudium am Williams College in Williamstown,<br />

Massachuchetts. Aber nach drei Jahren Lehrveranstaltungen in Chemie und zwei Jahren in Biologie kamen die<br />

Geisteswissenschaften, was sein Leben für immer ändern sollte.<br />

›Ich dachte, Geisteswissenschaften? Was soll ich wählen? Jemand riet mir, mich für Kunstgeschichte zu entscheiden,<br />

weil es interessant und einfach sei. Als ich in den Vorlesungsraum kam hatte ich eine Erleuchtung.<br />

Mir wurde bewusst, dass diese Bilder großer Kunst eine solche Bedeutung und historischen Bezug haben. Es<br />

hat mich einfach überwältigt‹. Lawder wechselte zu Kunstgeschichte als Hauptfach, beendete aber auch seine<br />

Medizinlehrveranstaltungen des Undergraduate-Studiums.<br />

Im Laufe des Abschlussjahres, so Lawder ›lag die Bewerbung für die Medizinische Fakultät auf meinem<br />

Schreibtisch. Ich traf einige unglückliche Ärzte und begann mich zu fragen, was für eine Art Künstler ich wohl<br />

sei und wie gut. Ich wusste es nicht.‹ Letztendlich warf Lawder die Bewerbung für die Medizinische Fakultät<br />

weg und entschied sich für Yale, wo er seinen Master und Doktor in Kunstgeschichte machte. Seine Doktorarbeit<br />

über ›Film als Kunst‹ war etwas radikal Neues für Yale und brachte ihm am Ende eine Anstellung als Dozent<br />

im Fachbereich Kunst der Universität sowie ein Gastprofessur in Harvard ein.<br />

›Ich lehrte schließlich moderne Kunst des 20. Jahrhunderts, wollte aber eigentlich gerne Filmgeschichte unterrichten.<br />

Yale gab grünes Licht. Innerhalb von zwei Jahren war die Klasse größer als die über Kunstgeschichte<br />

101,‹ sagt er. Der Klasse präsentierte er seine Sicht auf Filmgeschichte. Den Schwerpunkt bildeten Experimental-<br />

und Stummfilme und weniger die Filmwelt Hollywoods. ›Ich war absolut gegen Hollywood.‹ Yale war<br />

der perfekte Ort für Lawder, da er dort unterrichten und zugleich Filme machen konnte. Man nannte ihn Mr. Film<br />

auf dem Campus, wo er auch ein Filmfestival organisierte.<br />

Nach 16 Jahren in Yale wurde Lawder jedoch klar, dass er als Filmhistoriker keine Anstellung auf Lebenszeit bekommen<br />

würde – das war zu radikal für diese Zeit. Als die University of California, San Diego (UCSD) dann 1975<br />

einen Fachbereich für Kunst einrichtete und ihm anbot diesen zu leiten, ergriff er die Gelegenheit sofort. 1996<br />

ging er schließlich in den Ruhestand und entschloss, sich in Denver niederzulassen. Und da er das Unterrichten<br />

einfach nicht sein lassen konnte, öffnete er sein eigenes Studio den Studierenden; die Geburtsstunde des<br />

Denver Darkroom. (...)<br />

›Mein Vater fotografierte und drehte 16-mm-Filme. Das hat mich sehr beeinflusst‹, erklärt er. ›Das Fotografieren<br />

lernte ich jedoch durch den Sears Roebuck Co. Katalog. Ich bin süchtig nach Informationen. Ich habe mir die<br />

Seiten mit BHs und Unterwäsche angeschaut, sehr spaßig für einen 9-jährigen. Dann blätterte ich durch die<br />

Angebote mit den Autoteilen – man konnte Motorblöcke, Kurbelwellen und Getriebe kaufen. Durch die Lektüre<br />

dieses Katalogs fand ich schon sehr früh heraus, wie ein Verbrennungsmotor funktioniert. Dann stieß ich auf<br />

die Fotografie.‹<br />

Lawder gab seinen Eltern eine Liste von Sears Ausrüstungsgegenständen, die er sich zum Geburtstag wünschte<br />

- Schalen, Chemikalien, eine Rotlichtbeleuchtung - und nahm einen kleinen Raum im Haus in Beschlag, den<br />

er als Dunkelkammer nutzte. ›Ich erinnere mich an meinen ersten Abzug. Es war ein Foto von meiner Mutter mit<br />

unserem Pferd Little Man. Es war sehr körnig, schwarz-weiß und unterbelichtet. Aber damit fing alles an.‹<br />

Lawder machte sich vor allem mit seinen 16-mm-Filmen einen Namen in der Kunstwelt, die er während seiner<br />

Zeit an der Hochschule in Yale drehte. Heute befinden sich einige seiner Filme in der ständigen Sammlung des<br />

Museum of Modern Art. Über diese Filme sagt er, ›Ich schreibe keine Drehbücher oder Storyboards oder erarbeite<br />

diese bis ins letzte Detail. Ich finde ein Stück Film und bin neugierig darauf in welche Richtung es gehen<br />

wird.‹<br />

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