Dörte Meyer KÜNSTLER - LEHRE
Dörte Meyer KÜNSTLER - LEHRE
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Künstler<br />
sich während der Arbeit erst konstituiert und modifiziert.<br />
Auch bedeutet diese Art zu arbeiten wohl, sich selbst zu<br />
organisieren und auch zu strukturieren. Gleichzeitig heißt<br />
es aber auch oft alleine zu arbeiten. Für das Meiste müssen<br />
wir dann keine Worte finden.<br />
Fällt uns nichts ein oder gelingt es uns nicht die nötige<br />
Selbstdisziplin aufzubringen – natürlich ist das individuell<br />
sehr unterschiedlich – werden wir möglicherweise sehr<br />
unzufrieden, und doch müssen wir mit dieser bereits oben<br />
zitierten Leere (Dellbrügge & de Moll) umgehen.<br />
Die Lehre zwingt uns irgendwie über das Machen zu sprechen,<br />
andere derartige Situationen wären Kooperationen<br />
mit Kollegen oder auch interdisziplinäre Projekte. Man<br />
kommt in diesen Fällen um die Formulierung eines eigenen<br />
Standpunktes als Künstler kaum herum. 55<br />
55 In den beschriebenen Fällen ist das vielleicht noch einsehbar. Einen<br />
Sonderfall bildet die Vielzahl von Stipendien- und Projektanträgen, die man zu<br />
stellen gezwungen ist, wenn man nicht vom Fleck weg gigantische kommerzielle<br />
Erfolge feiern kann. Diese Anträge, die von einem verlangen, ein mögliches Arbeitsvorhaben<br />
zu formulieren, - wie soll ich jetzt in Worte fassen, woran ich in<br />
zwei Jahren arbeiten werde? - das man vielleicht realisieren kann, wenn man den<br />
Zuschlag bekommt – die „richtigere“, idealistische Haltung ist natürlich die, dass<br />
man es in jedem Fall machen wird – verlangen einem zuweilen Unmögliches ab,<br />
nämlich das Unwägbare (Winfried Kneip, s.o.) oder das (vorab) Unsagbare in<br />
Worte zu fassen. Das Ringen um die Textform hat schon so manchen Künstler<br />
ins Schwitzen gebracht oder in dieser Hinsicht talentierte Künstler zu „Stiftungskünstlern“<br />
oder „Projektkünstlern“ mutieren lassen. Diese Textformen<br />
lassen Künstler in der Reflexion über ihre Arbeit oft nicht weiter kommen.<br />
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