Hölderlins Hymne “Der Ister” - gesamtausgabe
Hölderlins Hymne “Der Ister” - gesamtausgabe
Hölderlins Hymne “Der Ister” - gesamtausgabe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
co<br />
Das Dichten des Wesens der Strdme<br />
sind, welche Miiglichkeit der Bestimmung ihres Wesens blo*.<br />
dann noch? Was nidrt objektiv und Objekt ist, aber gl"i.U*"il<br />
ls/, kann nur Subjekt und subjektiv sein, d. h. von Gn"a_l<br />
der Vorstellungstiitigkeit des Subjektes. Raum Z"it "od<br />
.;-"r'<br />
Formen des Vorstellens, nadr denen wir Menschen die G.;.;:<br />
stdnde und die gegenstd'dlich gegebenen Abliiufe a.,tfaiii<br />
und zwar dann und immer dann, wenn wir sie nord""ru. l.*i<br />
also der Raum, um den Viilkerkiimpfe entbrenn"rr, ,u" .fiu<br />
subjektive Einbildung des Menschen, nichts, *u, ,u, ,i.6i<br />
>irgendwo< vorhanden ist? Und ist die rei8ende Zeit rrnd ihr<br />
Fortri8 nur eine subjektive Vorstellung? Wir sperren uns dugegen,<br />
Raum und Zeit fnr bloB >subjektive< Gebilde z.u nehmen.<br />
Wenn aber Raum und Zeit mehr sind als subjektive<br />
vorstellungsformen und wenn sie doih auch wieder nicht sind<br />
wie Objekte, wenn also Raum und Zeit weder etwas Obiektives<br />
nodr etwas Subjektives sein kiinnen, was sind sie dann,<br />
rvenn sie doch sind? Sie sind dann in jedem Falle solches, was<br />
im Schema des >Entweder-objektivOder-subjektiv<<br />
sich rricht unterbringen l2iBt. Und die Einheit von Raum und<br />
Zeit geht dann auch nicht darin auf, dal3 der Raum uncl clie<br />
Zeit im Vorstellen des denkenden Subjektes gewohnheitsmd-<br />
Big zusammengedacht werden.<br />
Wie kommen dann aber Raum und Zeit zu dieser doc.lr so<br />
gel2iufigen Einheit? IJnd wenn Raum und Zeit wahrhaft sind,<br />
sind sie erst geworden und entstanden? Welches ist ihr Ursprung?<br />
Eine Frage weckt hier die andere. An die Stelle der<br />
Klarheit und Fraglosigkeit der Raum-Zeit-Einheit tritt e.ine<br />
ernzige Dunkelheit und Fragwiirdigkeit. Wiederholen wir<br />
jetzt die vorigen Behauptungen, die uns so leicht eingingen:<br />
1. Ortschaft und Wanderschaft sind nur besondere Erscheinungen,<br />
gleichsam Fiille der Vereinzelung von Ort und von Zeitablauf,<br />
Besonderungen von rdumlichen und zeitlichen Verhiiltnissen.<br />
2. Raum und Zeit sind uns bekannt und klar. Uberdenken<br />
wir jetzt beide Behauptungen, dann sehen rvir: Iler<br />
Hinweis auf Raum und Zeit gibt uns keine Aufhellung iibcr<br />
i<br />
Die metaphysisclte Vorstellung uon Raum und Zeit<br />
^ -r.-ft rmd Wanderschaft, weil das, was ein Licht bringen<br />
E*""ilrt Dunkel bleibt. Nun mag es d.aran liegen, JaB<br />
des Wesens von Raum<br />
**Jntrichtlich -<br />
und Zeit im Dun-<br />
Tr Leeren tappen, da8 aber die gro8en Denker seit lan-<br />
Z<br />
""d<br />
ub", Raum und Zeit nachgedacht und die wesentlichen<br />
dariiber aufgestellt haben. In der Tat erlangte<br />
ilri--":rgen<br />
jo W"t"tt von Raum und Zeit seit Platon und Aristoteles in<br />
Hinsidrt eine Umgrenzung. Sie hiilt sich durch-<br />
I-oigt"a"r<br />
Bezirk des metaphysischen Denkens und in Begrif-<br />
Iro,<br />
"-Si1im di" in ihren Grundziigen durch Aristoteles festgelegt<br />
rurden'<br />
7;1;rrr.al die neuzeitliche Metaphysik denkt das Wesen von<br />
Raum und Zeitim' Hinblick auf die Ordnung und d. h. Messung<br />
und Grij8enbestimmung und Verteilung des Mannigfaltigen,<br />
das >in< Raum und Zeit gegeben ist. Wenn Leibniz<br />
ragt: )tempus nihil aliud est quam magnitudo motus< (die<br />
7*it ist nichts anderes als die Bewegungsgrii8e),l dann wird<br />
dte Zeit im Hinblick auf das t in der mathematisch-physikalis&en<br />
Formel gedacht. Zugleich aber erscheint in dieser<br />
Kennzeidrnung der Zeit eindeutig die aristotelische Bestimmung<br />
der Zeit wieder, wonach 1p6voE ist rigr$pdg xrvtoecoE - das<br />
geziihlte Ziihlende an der Bewegung.2 Und wenn Kant den<br />
Rau"' und die Zeit fa8t als dasjenige, >>welches macht, da8<br />
das Mannigfaltige der Erscheinung in gewissen Verhdltnissen<br />
geordnet werden hann< (Kr. d. r. V. B 54), damr wird das<br />
durchg?ingig Einheitliihe der metaphysisdren Auffassung von<br />
Raumund Zeitilar.<br />
Wenn nun aber Ortschaft und Wanderschaft in der Dichtung<br />
Hiilderlins gedichtet sind, und wenn diese Dichtung nicht in<br />
den Bezirk der Metaphysik gehiirt, dann verspri&t uns die Zuflucht<br />
zu den metaphysischen Bestimmungen von Raum und<br />
Zeit keine Hilfe fiir das Verstehen von Ortschaft und Wandersehaft.<br />
Vielleicht verwehrt sogar die Metaphysik ihrer >Natur<<br />
I Leibniz. WW. Bd. V (Gerh.).<br />
t<br />
159.<br />
Aristoteles, Physik 11,21g b 1.<br />
ct