Hölderlins Hymne “Der Ister” - gesamtausgabe
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6+ Die Deutung des Menschen in Sophokles' Antigone<br />
O{Bg t6:v ngor6gov griog,<br />
BqdvSrlg nor'. . .<br />
O Strahl der Sonne, das<br />
schiinste dem siebentorigen Theben<br />
nie zuvor also scheinende Licht,<br />
endlich erschienen warst du . . .<br />
Der Einzugsgesan{J beginnt mit einem Anruf der aufgehendel<br />
Sonne, die das strahlendste Licht iiber die Stadt ausgieBt. d6.,<br />
in demselben Gesang deutet sidr schon an, da8 gegen das Lichte<br />
eine Verdiisterung aufbricht, die gelichtet und entschieden<br />
werden mu8. Das aufgehende Licht gibt dem Unverborgcnen<br />
den Raum und ist zugieich die Anerkennung des Dunkels, der<br />
Verfinsterung und der Schatten. All dieses bleibt keineswegs<br />
im einfachen Gegensatz zu:-- Hellen und Durchsiihtigen, sondern<br />
Jegliches? was ist, wird durchwest vom Gegenwesen.<br />
Die beiden Hauptgestalten Kreon und Antigone stehen einander<br />
nicht gegeniiber wie Dunkel und Licht, wie schwarz und<br />
weiB, wie Schuld und Unschuld. Das Wesenhafte beider isf , rvie<br />
es ist, aber je in anderer Weise, aus der Einheit des Wesens<br />
und Unwesens. Ijnser neuzeitliches Denken ist viel zu >inteilektuellzuhause.< zu sein. Fiir unsere nddrste Aufgabe muB geniigen,<br />
dem Beginn dieses Einzugsliedes den Beginn des ersten Standliedes<br />
des Chores entgegenzuhalten, um Einiges zu ahnen von<br />
der Weite und Gegensiitziichkeit der Wahrheit, in der diese<br />
Tragiidie hin und her schwankt und doch steht. Das wahrhaft<br />
Standige muB schwanken kijnnen im gegenwendigen Andrang<br />
der offenen Bahnen der Stiirme. Das bloB Starre zerbricht<br />
aus der eigenen Erstarrung. Dem Aufgang des strahlenden<br />
Lichtes entspricht, was der Beginn des ersten Chorliedes sagt<br />
(Soph. Antig. Y. 552 ff .) :<br />
no],?,d, rd 0etvd xorl8dv dvrlp\{esenPhysik< dargelegt hat. Diese >Physik< ist die erste ausgefiihrte<br />
>Metaphysik>OntoLogiePhysik< des Aristoteles etwas wesentlich anderes<br />
meint als die neuzeitliche Naturwissensdr.aft, die wir unter dem<br />
Titel >mathematische Physik< kennen, so lliBt sich doch ein<br />
Wink entnehmen aus der Tatsache, da8 die fiir alle Metaphysik<br />
ma8gebende Wesensumgrenzung von Ort und Zeit in einer<br />
>Physik< steht. Darin liegt, grob gesagt, da8 Ort und Zeit nicht<br />
aus dem Bezug zur Geschichte und zum geschichtlichen Menschen<br />
begriffen sind, sondem aus dem Hinblick auf bloBe Be-