Hölderlins Hymne “Der Ister” - gesamtausgabe
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72 Die Deutung des l\Ienschen in Sophokles, Antigone<br />
2. Strophe Auch in das Getijne des Wortes<br />
und ins windige Allesverstehen<br />
fand er sich, auch in den Mut<br />
der Herrschaft iiber die Stadte.<br />
Auch wie er entfliehe, hat er bedacht,<br />
der Aussetzung unter die Pfeile<br />
der Wetter, der ungattigen auch der F-rijste.<br />
Uberall hinausfahrend unterwegs erfahrungslos<br />
ohne Ausweg<br />
hommt er zum Nichts.<br />
Dem einzigen Andrang vermag er, dem Tod,<br />
durih keine Flucht je zu wehren,<br />
sei ihrn gegliickt auch vor notvollem Siechtum<br />
geschicktes Entweichen.<br />
2. Gegen- Gewitziges wohl, weil das Gemache<br />
strophe des Kijnnens, iiber Verhoffen bemeisternd<br />
verfiillt er einmal auf Arges<br />
gar, Wackeres zum anderen wieder gerdt ihm.<br />
Zwisdren die Satzung der Erde und den<br />
beschworenen Fug der Gijtter hindurch ftihrt er:<br />
Hochiiberragend die Stdtte, verlustig der Stiitte<br />
ist er, dem immer das Unseiende seiend<br />
der Wagnis zugunsten.<br />
Nicht werde dem Herde ein Trauter mir der,<br />
nicht auch teile mit mir sein Wiihnen mein \{issen,<br />
der dieses fiihret ins Werk.<br />
DaB eine zureichende Auslegung dieses Chorliedes, auch abgesehen<br />
von den sdron genannten Einschrdnkungen, unser<br />
Vermiigen naeh allen Hinsiehten iibersteigt, bedarf keiner umstdndlidren<br />
Versicherung. Auch hier milssen Anmerkungen geniigen.<br />
Was jetzt im besonderen zu seiner Verdeutlichung erw?ihnt<br />
wird, ist aus dem Ganzen des Chorliedes herausgegriffen<br />
und daher, wenn man so will, einseitig. Aber die hier verdeutlichten<br />
>Seiten< sind doch nidet beliebige. Sie haben aus<br />
Die Zwiesprache zu.,ischen Hiilderlin und Sophohles<br />
lea<br />
Gef-ige des Gesanges schon ihre Auszeidrnung' Die vier<br />
Iiii*", die herausgegriffen sind, stimmen in ihrer Z',rsammen-<br />
'oeb1igkeit das verborgene Gezilge des Gesanges' und sie gei"o<br />
aur an, was wir im Vorblick auf das dichterische Wesen<br />
L, St.o-"t erfragen wollen. Wenn wir in solcher Weise das<br />
Chortied<br />
erldutern, denken wir stets auf die Erhellung des Wesens<br />
der Strtime, d. h. des Grundgesetzes des Heimischwerdens.<br />
lndem wir an diese Sophokleische Dichtung erinnern, sind wir<br />
dabei, das Ilerzstiick der <strong>Hymne</strong>ndichtung Htjlderlins in seiner<br />
anfiinglichen Gestalt zu durchdenken. Wir gehen da, scheint<br />
es, einen Umweg. Aber im Bereich solcher Bemiihungen sind<br />
zuweilen die Umwege die ndchsten Wege.<br />
Wir erldutern kurz:<br />
1. Die beiden ersten Yerse (553/54) der ersten Strophe, die<br />
dem ganzen Chorlied das Vorspiel zu sein scheinen, in Wahrheit<br />
aber auf seine innere Mitte hinweisen, ja der Wesensgmnd<br />
dieser Tragtidie, ja sogar der Sophokleischen Dichtung im<br />
Ganzen sind:<br />
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