Hölderlins Hymne “Der Ister” - gesamtausgabe
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112 Die Deutung des Menschenin Sophokles' ,4ntig,one<br />
Fortsetzung der Erliiuterung des Wesen..s der n6l,rq<br />
l77t<br />
auszeichnenden Bezugs zum Seierrden, dergestalt unheimisc[<br />
sein kann, gehdrt zu seinem Wesen das Hijchste an Unhei6-<br />
lichkeit. (Die Auszeichnung, das Unheimlichste zu seia, bedeutet<br />
also nicht ein blo8es Mehr, eine mengenmiiBige Steigerul*<br />
des Unheimlichen liinsichtlich des sogenannten >Ausmu8"ruI<br />
So wiirden rvir die Bestimnrung, das Unheimlichste zu sein.<br />
htjchstens >amerikanisch< denken.) Weil nun aber im brLv6v<br />
auch liegt das Gewalthafte und Gewalttetige, kiinnte man rnei_<br />
nen, das 6erv6rarov bedeute so viel wie: Der Mensch sei das<br />
gewalttiitigste Wesen irn Sinne des listenreichen Tieres, das<br />
Nietzsche die >blonde Bestie< und >das Raubtier< nennt. Diese<br />
raubtierhafte unheimlichkeit des geschichtlichen Menschen i st<br />
jedoch eine dulJerste Abart und Wesensfolge einer verborgenen<br />
Unheimlichkeit, die in der Unheimischkeit griindet, welche Unheimischkeit<br />
selbst wieder ihren verborgenen Gruncl hat im<br />
gegenwendigen Bezug des Seins zum Menschen.<br />
I(eineswegs also macht der N{ensch sich selbst zum unheimlichsten<br />
Seienden, gleichsam auf eigene Faust. Vielmehr ist<br />
dies >auf eigene Faust< schon eine \&eise, wie das Sein selbst<br />
den Menschen in seinenr Wesen sein LiBt. sofern er sich diesem<br />
Wesen zufolge stets zum Sein verhdlt. Kant hat einmal gesagt,<br />
der Mensch unterscheide sich dadurch von allem Vieh, dal3 er:<br />
>ich< sagen kiinne, d. h. ein Selbstbewu8tsein >>habeist< sagen kann, daB er iiberhaupt<br />
>>sagenich binist< sagen kann, also den Bezug zum Sein >>hatunheimlich<<br />
iibersetzt wird. Das Wort, der Mensch sei das unheim-<br />
fichste Wesen, wi]l nic]rt sagen, dafJ er am meisten Furcht erregt<br />
und Schrecl