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Hölderlins Hymne “Der Ister” - gesamtausgabe

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104, Die Deutung des Menschen in Sophohlzs' Antigone<br />

dig nach der Art des Unheimischen. Damit dieses in seine*<br />

\{esen miiglich sei, bedarf es einer Bedeutung und eines Gnrn]<br />

des, in dem zu ruhen und zu wesen die Auszeichnung des<br />

Menschen bleibt.<br />

DaB nun aber im Chorlied das inwendige Gegenwendige dg5<br />

0erv6ratov, d. h. des Unheimlichsten, als welches der Mensch<br />

ist, ausgesprochen wird, zeigen die lVorte ncrvron6goE-dropog<br />

und die Rede 6qirofu,E-&rol.r,E. Als der Uberallhinausfahrende<br />

hommt der Mensch iiberallhin und kommt dabei doch iiberall<br />

zum Nichts, sofern niimlich das, was er im Hinausfahren bekommt,<br />

niemals zureicht, sein Wesen zu erfiillen und zu tragen.<br />

Das, was der Mensch unternimmt, wendet sich in sich<br />

selbst, nicht erst in irgendwelchen schlimmen Folgen, gegen<br />

das, was er dabei im Grunde sucht, ndmlich das Heimischwerden<br />

inmitten des Seienden. Das Gegenwendige darf jedoch,<br />

soll es griechisch gedacht sein, nie als sdrlechte Eigenschaft,<br />

nicht als Mangel oder gar als >Siinde< gedeutet werden. Im<br />

Griechentum gibt es iiberhaupt keine Siinde, die ihr Gegenteil<br />

allein im christli& verstandenen Glauben hat. Aber der Satz:<br />

Im Grieihentum gibt es keine Siinde, hei8t ganz und gar<br />

nicht: Hier ist alles und jedes erlaubt * sondern der Satz sagt:<br />

Das >NegativeSiindeNegative< ist aber,<br />

wenn es und weil es nicht als >Siinde< gedeutet wird, deshalb<br />

nicht abgeschwiicht, im Gegenteil: Das Negative behiilt sein<br />

eigenes Wesen und steht nicht in der Rolle dessen, was beseitigt<br />

und iiberwunden werden kiinnte und sollte. WeiI es als<br />

Gegenwesen eigenen Wesens ist, mu8 es mit seinem Gegen-<br />

'wesen aus dem Grunde ihrer Einheit getragen und gewiirdigt<br />

werden.<br />

Dieser Hinweis auf das ungemd8 so genannte >>Negative<<br />

soll andeuten, daB das Un- im Un-heimischen keinen blo0en<br />

Mangel, auch nicht nur ein Fehlen ausdriickt. Mit der sprach-<br />

Weitere WesensbestimmLln.gen des Meruchen 105<br />

11c,5en<br />

Wendung navtot6qoE-iinoqog ist die Gegen."vendigkeit im<br />

Wesen<br />

des Nlenschen im >allgemeinen>unbestimmt<<br />

genannt; so scheint es wenigstensl denn die zw'eite Nennung<br />

frphotrL5-dro7'rE spricht in der Richtung eines besonderen Bezirkes,<br />

in dem sich das menschliche Flandeln vollzieht. Das ist<br />

ds1 Bezirk des >Politischen>das<br />

poiitischeo das ist, was zur Polis gehiirt und von ihr demnach<br />

i:n Wesen abhdngt, dann liil3t sich das Wesen der Polis niemals<br />

aus dem Politischen bestimmen, so wenig rvie der Grund aus<br />

der Folge erkldrt und abgeleitet werden kann.<br />

Was ist dann die n6),Lg uncl wie zeigt sich ihr Wesen, und<br />

zwar im Sinne und nach der I)errkungsart der Griechen? Sie<br />

ist und bleibt das eigentlich Frag-wiirdige im strengen Sinne<br />

des Wortes, also nicht einfach nur das Fragliche fiir irgendeine<br />

Frage, sondern jenes, auf das die eigentliche, die hijchste<br />

und weiteste Besinnung zugeht. DaB dem so ist, IdBt sidr sogar<br />

noch aus den spdten Betrachtungen ersehen, die uns in den<br />

Werken von Platon und Aristoteles iiberliefert sind. Platon<br />

sagt in seiner >PoliteiaLebensndhe

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