WO EIN WILLE – DA EIN WEG - GLE International
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Buchbesprechung<br />
Den zweiten Teil des Artikels nimmt eine sehr ausführliche<br />
Falldarstellung ein, wo der Einsatz des SCID-D-R und<br />
die Anwendungen der vorgestellten Validitätskriterien verdeutlicht<br />
werden. In einem weiteren Entscheidungsbaum<br />
werden in sehr übersichtlicher Form die Richtlinien zusammengefasst,<br />
die dazu beitragen können, durch eine Kombination<br />
von reliabler diagnostischer Testung und systematischen<br />
Interviewmerkmalen eine mögliche Simulation einer<br />
dissoziativen Störung zu erkennen.<br />
Doris Fischer-Danzinger<br />
Jürgen Neugebauer, Arne Hofmann: „Verbrechen an<br />
Kindern <strong>–</strong> Ermittlung, Vernetzung und Prävention“<br />
Jürgen Neugebauer, Leiter der Fachabteilung für Sexualdelikte<br />
Hannover, und Arne Hofmann liefern eine umfassende,<br />
praxisnahe Beschreibung zur Vorgehensweise<br />
der deutschen Polizei bei Ermittlung nach Anzeige eines<br />
Sexualdelikts gegen ein Kind, sensibilisieren für die problematischen<br />
Umstände, die dazu führen, dass viele Sexualdelikte<br />
nicht zur Anzeige gebracht werden, und zeigen für<br />
Betroffene und Helfer Möglichkeiten eines konstruktiven<br />
Umgangs mit diesen Problemlagen auf, die v. a. dem Opferschutz<br />
dienen.<br />
Weiters erläutern die Autoren in gut verständlicher Sprache<br />
die Gesetzeslage zum sexuellen Missbrauch von Kindern,<br />
Strafmaß und Verjährungszeiten. Sie verweisen kritisch auf<br />
die hohe Bedeutung einer respektvollen Zusammenarbeit<br />
zwischen Exekutive und sozialen Organisationen mit spezifischer<br />
Fachkompetenz in der Begleitung sexuell traumatisierter<br />
Kinder und machen klar, dass nur durch innovative<br />
Methoden der Strafverfolgung und durch den Schutz der betroffenen<br />
Kinder vor sekundären Traumatisierungen durch<br />
polizeiliche Ermittlungstechniken echte Hilfe für die Kinder<br />
möglich ist. In diesem Zusammenhang wird ein engagiertes<br />
Vernetzungsprojekt „PPS“ (Präventionsprogramm Polizei/<br />
Sozialarbeit) aus Hannover, welches der Krisenintervention<br />
dient, vorgestellt. Ziel ist, polizeiliche Aufklärungsarbeit als<br />
ein Hilfsmittel für die Betroffenen zur Verfügung zu stellen<br />
und als Partner für die Berater ansprechbar zu sein, ohne<br />
jemanden zu einer polizeilichen Anzeige zu drängen. Als ein<br />
positives Ergebnis dieser intensiv vernetzten Arbeit, bei der<br />
Schwierigkeiten/Grenzen von den Autoren nicht ausgespart<br />
bleiben, hat zu einem deutlich höheren Anzeigenaufkommen<br />
geführt und erfüllt somit einen zentralen Aspekt der Prävention.<br />
Dies ist ermutigend. Weitere durch die Erfahrung der<br />
Autoren als zentral zu erachtende Aspekte von Prävention<br />
werden genannt. Hier v. a. ein Sensibilisieren der Öffentlichkeit<br />
gegenüber der deutlich höheren Wahrscheinlichkeit<br />
des sexuellen Missbrauchs durch Familienmitglieder als<br />
durch Fremde und die Aufklärung darüber, dass es sich bei<br />
sexuellem Missbrauch meist nicht um ein Zufallsdelikt handelt,<br />
sondern oftmals um ein manchmal sogar langjährig im<br />
Voraus geplantes Verbrechen. Abgerundet wird dieser Teil<br />
durch konkrete Maßnahmen des Schutzes, den Eltern für<br />
ihre Kinder etablieren können. Abschließend gehen die Autoren<br />
auf das Thema Kinderpornografie im Internet ein und<br />
zeigen Wege der Sensibilisierung der Internetuser und der<br />
Strafverfolgung auf.<br />
Der Artikel besticht insgesamt durch sprachliche Klarheit,<br />
liefert einen sehr guten Überblick zu polizeilicher<br />
Ermittlung, Vernetzung und Präventionsarbeit bei sexuellem<br />
Missbrauch von Kindern und fällt auf durch die Offenheit<br />
der kritischen Auseinandersetzung mit Möglichkeiten,<br />
Schwierigkeiten und Grenzen. Die langjährige Erfahrung<br />
der Autoren und die Ergebnisse engagierter, innovativer interdisziplinärer<br />
Projekte fließen in die Darstellung ein und<br />
praktische Möglichkeiten, mit diesen Problemen umzugehen,<br />
werden anschaulich dargestellt. Einziger Wehrmutstropfen:<br />
Die Darstellung bezieht sich ausschließlich auf die deutsche<br />
Gesetzeslage.<br />
Tina Rossmann<br />
Luise Reddemann: „Allgemeine Empfehlungen für die<br />
Arbeit mit hoch dissoziativen Patientinnen und Patienten“<br />
Äußerst wertvolle Grundregeln für die Praxis als schnelle<br />
Orientierung. Erfrischend nüchtern geschrieben unterstützt<br />
es den Therapeuten und schützt vor regressionsfördernden<br />
Gegenübertragungsreaktionen/-interventionen, indem es den<br />
Patienten in seinen erwachsenen und funktionierenden Anteilen<br />
bewusst macht bzw. den Blick darauf lenkt. Die Empfehlungen<br />
schützen den Patienten wie auch Therapeuten vor<br />
Ausbeutung und Selbstausbeutung.<br />
Arne Hofmann, Ursula Gast, Helga Mattheß, Michaela<br />
Huber: „Therapieeinschätzungsskala TES“ (nach R.P.Kluft:<br />
DTMI-Dimensions of Therapeutic Movement Instrument)<br />
TES besteht aus 13 Dimensionen: Therapiebündnis, Anpassungsfähigkeit,<br />
Management von Belastungssituationen,<br />
Beherrschung der Selbstgefährdung, Qualität der interpersonalen<br />
Beziehung, Arzneimittelbedarf, Bedarf an klinischer<br />
Behandlung, Auflösung von Übertragungsphänomenen, Kontakt<br />
zwischen den Sitzungen, Subjektives Wohlbefinden, Verantwortlichkeit<br />
der Anteile für das Selbstmanagement, Integration,<br />
Funktion.<br />
Die TES ist eine gute Unterstützung für die Diagnose und<br />
Prognose von Ich-Stärke und Therapieverlauf, hilft dem Therapeuten<br />
Therapieziele realistisch einzuschätzen und Schwerpunkte<br />
in den therapeutischen Notwendigkeiten zu setzen.<br />
Publikation<br />
Walter Schiffer<br />
Die Angst in ihre Schranken weisen<br />
Seminar gegen Prüfungsangst<br />
Lilo Tutsch<br />
In: Thema Jugend, Zeitschrift für Jugendschutz und Erziehung.<br />
Nr. 3/2012, 7 <strong>–</strong> 10<br />
EXISTENZANALYSE 29/2/2012 117