Endbericht WeinKlim - SERI
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WEINKLIM – Abschlussbericht März 2010 15<br />
Ausgangssituation – Stand der Forschung<br />
Hintergrund<br />
Der Weinbau trägt in Österreich auf einer Fläche von etwa 48.000 ha zur landwirtschaftlichen<br />
Wertschöpfung von rund 32.000 Betrieben bei. Wenngleich die mit Weingärten bestandene<br />
Flächensumme nur etwa 0,64 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Österreichs darstellt, trägt dieser<br />
Anteil durch den hohen Veredelungsgrad und durch einen Exportanteil von ca. 30 % überproportional<br />
zum landwirtschaftlichen Produktionswert bei (ca. 7,7 %).<br />
Dem Sektor Landwirtschaft wird, global gesehen, ein Anteil von 13,5 % der anthropogenen Emissionen<br />
von Treibhausgasen zugeschrieben (IPCC, 2007). Der landwirtschaftliche Sektor ist aber nicht nur<br />
Mitverursacher von Klimaänderungen, die auf anthropogene Treibhausgasemissionen zurückgehen,<br />
sondern auch Betroffener. Positive Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion<br />
werden nur für mittlere und hohe Breiten prognostiziert, sofern die Temperaturerhöhungen nicht 1-3 °C<br />
überschreiten. In niedrigeren Breiten, insbesondere in jahreszeitlich trockenen Gebieten, wird aber<br />
schon bei geringeren Veränderungen (1-2 °C) die Gefahr verringerter Produktivität als real angesehen<br />
(IPCC, 2007). Österreich liegt zwar im Einflussgebiet beider Zonen und Einflussmöglichkeiten, doch<br />
wird Weinbau primär in Regionen betrieben, welche gegen saisonale Wetterextreme oder<br />
Trockenheiten besonders empfindlich sind. Der österreichische Weinbau ist daher durch eine nicht<br />
vernachlässigbare Vulnerabilität gekennzeichnet, welche angesichts der eingangs geschilderten<br />
wirtschaftlichen Bedeutung des Weinbaus signifikante wirtschaftliche Auswirkungen zur Folge haben<br />
kann. Bereits als sich die ersten Studien mit den Effekten des Klimawandels auf die Wirtschaft<br />
beschäftigten, waren Abschätzungen möglicher Effekte auf den Weinbau enthalten (Lough et al., 1983).<br />
Klima-Abhängigkeit des Weinbaus<br />
Der Einfluss des Klimas auf den Weinbau hat seit historischen Zeiten die Grenzen seines<br />
Ausbreitungsgebietes und die Möglichkeiten der rentablen Produktion bestimmt. Das führte zur<br />
Ausdehnung des Weinbaus im "mittelalterlichen Optimum" bis nach Südengland und die Küstengebiete<br />
des Baltikums (Landsteiner, 1999; Jones, 2004). Die Abhängigkeit des Trauben-Erntetermins von der<br />
Temperatursumme während der Wachstumsperioden wurde für die Rekonstruktion der<br />
Witterungsbedingungen vergangener Jahrhunderte ohne exakte meteorologische Aufzeichnungen<br />
genutzt (Ladurie, 2005; Menzel, 2005; Maurer et al., 2009). Die Aufklärung der Zusammenhänge<br />
zwischen Traubenernten und spezifischen meteorologischen Parametern bzw. Extremwerten erfordert<br />
das verlässliche instrumentelle Wetter-Monitoring, das im vergangenen Jahrhundert Standard geworden<br />
ist. Gemeinsame Auswertungen der Wetter-, Wachstums- und Produktivitätsdaten der letzten<br />
Jahrzehnte haben durch Veränderungen in der Phänologie und im Ertrag Reaktionen auf<br />
Witterungsunterschiede in verschiedenen Jahren identifiziert und dadurch die Klima-Empfindlichkeit des<br />
Weinbaus zu quantifizieren ermöglicht (Esteves und Orgaz, 2001; Caprio und Quamme, 2002;<br />
Chloupek et al., 2004; Soja und Soja, 2004; Duchene und Schneider, 2005; Lobell et al., 2007; Soja und<br />
Soja, 2007). Selbst sehr geringe mikrometeorologisch Unterschiede an verschiedenen Stellen<br />
benachbarter Weingärten können sich auf Photosynthesecharakteristika, Wachstumsgeschwindigkeit