Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH
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Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> besteht deshalb nach Auffassung der B<strong>und</strong>esregierung<br />
weiterh<strong>in</strong> Handlungsbedarf (lt. Bericht der B<strong>und</strong>esregierung<br />
zum "Girokonto für jedermann" vom 24.05.2000), der aber nicht im ausnahmslosen<br />
Kontrahierungszwang der Kredit<strong>in</strong>stitute liegen würde. Aus<br />
gr<strong>und</strong>sätzlichen Überlegungen spricht sich daher die B<strong>und</strong>esregierung<br />
gegen e<strong>in</strong>e b<strong>und</strong>esgesetzliche Regelung aus.<br />
E<strong>in</strong> Gesetz, das die Kredit<strong>in</strong>stitute verpflichtet, jedem geschäftsfähigen<br />
Bürger e<strong>in</strong> Girokonto auf Guthabenbasis zu garantieren, wäre auch laut<br />
Brügmann (<strong>1999</strong>:253) mit unserem Wirtschaftssystem nicht zu vere<strong>in</strong>baren<br />
<strong>und</strong> würde gegen das Gr<strong>und</strong>gesetz verstoßen. Er schlägt deshalb<br />
vor, die ZKA-Erklärung so zu ergänzen, dass e<strong>in</strong>e Erfolgskontrolle<br />
durch die Öffentlichkeit gewährleistet ist.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung sieht <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung von weiteren Schlichtungsstellen<br />
e<strong>in</strong>e vielversprechende Möglichkeit zur Stärkung der Position<br />
(potentieller) Bankk<strong>und</strong>en. Es bleibt daher abzuwarten, <strong>in</strong> welcher<br />
Form die Selbstverpflichtung weiterh<strong>in</strong> greift. Die Option auf e<strong>in</strong> Girokonto<br />
muss <strong>in</strong> jedem Fall sichergestellt se<strong>in</strong>, da e<strong>in</strong> fehlendes Girokonto<br />
die Möglichkeiten der Betroffenen an der Teilnahme des wirtschaftlichen<br />
Lebens unverhältnismäßig e<strong>in</strong>schränkt. Zumal die Kredit<strong>in</strong>stitute<br />
an der Ausweitung des unbaren Zahlungsverkehrs e<strong>in</strong>e entscheidende<br />
Rolle gespielt haben.<br />
2.6 Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Überschuldungssituationen<br />
sehr vielschichtig s<strong>in</strong>d (so auch Kustermann 1998:147), da sie abhängig<br />
von der Konstellation der Ressourcen <strong>und</strong> spezifischen Lebense<strong>in</strong>stellungen<br />
s<strong>in</strong>d. Weiterh<strong>in</strong> kann aufgr<strong>und</strong> der qualitativen Untersuchung<br />
von Schwarze <strong>und</strong> Erfahrungen aus der Schuldnerberatungspraxis geschlossen<br />
werden, dass das Überschuldungsproblem nicht mehr nur<br />
ausschließlich soziale Randlagen (die klassischen Armutsschuldner)<br />
betrifft, sondern sich auf weitere Bevölkerungsschichten ausdehnt<br />
(Kustermann 1998:174).<br />
Auch die E<strong>in</strong>kommensverteilung <strong>in</strong> der BRD weist auf e<strong>in</strong>e Verschärfung<br />
des Problems Überschuldung h<strong>in</strong>: Jeder dritte B<strong>und</strong>esbürger lebt<br />
<strong>in</strong> unsicheren f<strong>in</strong>anziellen Verhältnissen (Hüb<strong>in</strong>ger <strong>1999</strong>:19). Das Überschuldungsrisiko<br />
wächst dementsprechend auch für „Normalhaushalte“.<br />
Besonders betroffen s<strong>in</strong>d k<strong>in</strong>derreiche Familien, Alle<strong>in</strong>erziehende <strong>und</strong><br />
somit K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche. Insbesondere bei überschuldeten Alle<strong>in</strong>-<br />
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