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Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH

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Die Armutslage wird also nur dann nicht dauerhaft bleiben, wenn der<br />

Haushalt über ausreichend Ressourcen verfügt, die er langfristig zur<br />

Problemlösung <strong>und</strong> Stabilisierung nutzen kann <strong>und</strong> ihm bei Bedarf Beratungs-<br />

<strong>und</strong> Hilfsangebote zur Verfügung stehen <strong>und</strong> er diese auch<br />

nutzt (Kettschau 2000:9).<br />

2.4.3 Ausgrenzung als Folge von Überschuldung<br />

Gel<strong>in</strong>gt es den Haushalten nicht, sich aus der Überschuldungssituation<br />

zu befreien, kann es zur Ausgrenzung der Betroffenen kommen. Ausgrenzung<br />

aus der Gesellschaft stellt e<strong>in</strong>en Prozess dar, „<strong>in</strong> dem Individuen<br />

oder Haushalte sich von den durchschnittlichen gesellschaftlichen<br />

Standards der Lebensführung entfernen bzw. entfernt werden“ (Häußermann<br />

2000:13). Dieser Ausgrenzungsprozess kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „<strong>in</strong>neren<br />

Kündigung“ gegenüber der Gesellschaft gipfeln: sie fühlen sich im Stich<br />

gelassen <strong>und</strong> verhalten sich dementsprechend (ebd., S. 13-14). Der<br />

Typus „verfestigte Schuldnerkarriere“ (Schwarze <strong>1999</strong>a:42) ist charakterisiert<br />

durch e<strong>in</strong>e ungünstige ökonomische Situation <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er passiven<br />

Handlungsorientierung: den Betroffenen ersche<strong>in</strong>t die Schuldenbefreiung<br />

nicht oder kaum erreichbar. Diese <strong>in</strong>dividuelle E<strong>in</strong>stellung wird<br />

durch Verhaltensweisen des Umfelds noch verstärkt.<br />

2.5 Girokonto für Jedermann? E<strong>in</strong> Beispiel der Ausgrenzung<br />

überschuldeter Haushalte<br />

Als e<strong>in</strong> Beispiel für Ausgrenzung kann der Verlust des Girokontos durch<br />

Überschuldung genannt werden. Da es ke<strong>in</strong>en gesetzlichen Anspruch<br />

auf e<strong>in</strong> Girokonto gibt, g<strong>in</strong>gen Banken <strong>und</strong> Sparkassen aus wirtschaftlichen<br />

Gründen vermehrt dazu über, K<strong>und</strong>en mit Schuldenproblemen<br />

das Girokonto zu kündigen.<br />

E<strong>in</strong>e neue Bankverb<strong>in</strong>dung aufzubauen wird durch e<strong>in</strong>en negativen<br />

SCHUFA-E<strong>in</strong>trag be<strong>in</strong>ahe unmöglich gemacht (Brügmann <strong>1999</strong>:251).<br />

Auch die Beantragung oder die Eröffnung des Verbraucher<strong>in</strong>solvenzverfahrens<br />

kann zum Verlust des Girokontos führen (Schrankenmüller<br />

2000:46).<br />

Ohne Girokonto ist e<strong>in</strong>e Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr<br />

nicht realisierbar, das heißt ganz alltägliche Zahlungen, wie die Überweisung<br />

der Miete oder der Telefonrechnung etc., können nicht mehr<br />

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