Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH
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Beratung sollte vielmehr den Horizont des Betroffenen erweitern <strong>und</strong><br />
ihn bei der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit se<strong>in</strong>en Problemen unterstützen,<br />
ihm Entscheidungshilfen geben <strong>und</strong> eventuelle Handlungsmöglichkeiten<br />
aufzeigen. Diese Handlungsstrategien müssen für die Klienten realisierbar<br />
<strong>und</strong> akzeptierbar se<strong>in</strong> <strong>und</strong> zu se<strong>in</strong>er Biographie, se<strong>in</strong>em seelischen<br />
Zustand <strong>und</strong> sozialen Lebenszusammenhängen passen (Ebli<br />
1995:331f).<br />
Der Respekt vor der Souveränität des Ratsuchenden erfordert jedoch<br />
auch zu akzeptieren, wenn e<strong>in</strong> Ratsuchender ke<strong>in</strong>e psychosoziale<br />
Betreuung wünscht. Dies ist oft bei Ratsuchenden, die der hochverschuldeten<br />
Mittelschicht angehören, der Fall. Dieses vergleichsweise<br />
„neue“ Klientel, das neben e<strong>in</strong>er höheren Bildung auch über e<strong>in</strong> anderes<br />
(selbstbewussteres) Auftreten verfügt (Riesterer <strong>1999</strong>:10), kann zu<br />
Irritationen im Verhältnis <strong>zwischen</strong> Berater <strong>und</strong> Klient führen. Diese<br />
Schuldner wollen (<strong>und</strong> benötigen) oft ke<strong>in</strong>e psychosoziale Betreuung<br />
<strong>und</strong> sehen Schuldnerberatung als e<strong>in</strong>e Dienstleistung an, dieses Verhalten<br />
kollidiert mit dem ganzheitlichen Beratungsanspruch vieler<br />
Schuldnerberater. Aufgr<strong>und</strong> der Entgrenzung sozialer Risikolagen – zunehmend<br />
geraten auch Angehörige der Mittelschicht <strong>in</strong> prekäre Armutslagen<br />
– <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> des neuen Insolvenzrechts, werden <strong>in</strong> Zukunft<br />
verstärkt diese Schuldner die Beratungsstellen aufsuchen.<br />
Da die Schuldnerberatung Anlaufstelle für unterschiedliche Schuldnertypen<br />
mit unterschiedlichen Beratungsansprüchen geworden ist, ist e<strong>in</strong>e<br />
frühzeitige Problemdef<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> gegebenenfalls e<strong>in</strong> problemgerechtes<br />
Weiterleiten erforderlich (Ebli 1996:90). Dies erfordert aber wiederum<br />
das Vorhandense<strong>in</strong> differenzierter Beratungsangebote mit e<strong>in</strong>er expliziten<br />
Zielgruppendef<strong>in</strong>ition.<br />
4.3.3 Öffentlichkeitsarbeit/ Prävention<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe neben der Beratung ist die Verh<strong>in</strong>derung von<br />
Überschuldung. Der Präventionsgedanke sollte soweit wie möglich gefasst<br />
werden <strong>und</strong> Prävention sollte sowohl auf der Ebene des Stadtteils<br />
als auch auf politischer Ebene erfolgen.<br />
Durch Öffentlichkeitsarbeit können Vorurteile gegenüber Überschuldeten<br />
abgebaut werden, so dass die Angst vor Stigmatisierung verm<strong>in</strong>dert<br />
wird (Kuntz <strong>1999</strong>:31), Risikogruppen wie z.B. Arbeitslose könnten bereits<br />
vor der Überschuldung auf die Verschuldungsproblematik h<strong>in</strong>gewiesen<br />
werden (Landesarbeitsämter NRW <strong>und</strong> Baden-Württemberg<br />
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