Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH
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esitzen 62% e<strong>in</strong>en eigenen Fernseher, über die Hälfte hat e<strong>in</strong>e HiFi-<br />
Anlage, mehr als e<strong>in</strong> Drittel e<strong>in</strong>en Videorecorder. Auf die Gruppe der<br />
14-25-jährigen wird bei den Quotenveröffentlichungen der privaten<br />
Fernsehsender besonderes Gewicht gelegt, um den Erfolg e<strong>in</strong>er Sendung<br />
(zumeist Glücksspiele, Soap Operas, Conta<strong>in</strong>er-Experimente wie<br />
‚Big Brother‘, Talk-Shows) zu beurteilen. Durch die <strong>in</strong> diese Sendungen<br />
e<strong>in</strong>gestreuten Werbespots <strong>und</strong> Werbesendungen wird damit gleichzeitig<br />
die Penetration von Konsumbotschaften bei der Zielgruppe der Jugendlichen<br />
<strong>und</strong> jungen Erwachsenen ermittelt.<br />
Die Entwicklung bei den Jugendlichen kann auch als e<strong>in</strong> Indikator für<br />
den Aspirationswandel <strong>in</strong> der deutschen Gesellschaft von der<br />
Wohlstandssteigerung zur Wohlstandssicherung gesehen werden.<br />
Die Nachkriegszeit <strong>in</strong> Westdeutschland wurde geprägt von dem sogenannten<br />
„Wirtschaftsw<strong>und</strong>er“, e<strong>in</strong>er umfassenden Anhebung des Lebensstandards<br />
für alle Bevölkerungsschichten bis h<strong>in</strong> zu der Akkumulation<br />
von Vermögen. Das Geldvermögen der privaten Haushalte beträgt<br />
zum Jahresende <strong>1999</strong> 6,749 Billionen DM. Noch größer als das Geldvermögen<br />
ist mit 7,5 Billionen DM das Immobilienvermögen der privaten<br />
Haushalte. Rechnet man noch den Besitz langlebiger Gebrauchsgüter<br />
<strong>und</strong> sonstige Sachvermögen im Wert von 3,1 Billionen DM h<strong>in</strong>zu,<br />
so verfügen die Deutschen nach Angaben der Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />
über e<strong>in</strong> Geld-, Sach- <strong>und</strong> Gebrauchsvermögen von 17,3 Billionen<br />
DM !<br />
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit seit den 70er Jahren (1975: unter 5%)<br />
auf e<strong>in</strong>en Sockel von r<strong>und</strong> 4 Millionen <strong>in</strong> den 90er Jahren hat das öffentliche<br />
Bewusstse<strong>in</strong> aber auch für die Möglichkeit des Umschlagens<br />
von Wohlstand <strong>in</strong> Wohlfahrt empfänglich gemacht. In Ostdeutschland<br />
blicken 35% der Erwerbstätigen auf Arbeitslosenerfahrung zurück. Die<br />
Grenzen <strong>zwischen</strong> Armutsangst <strong>und</strong> sicherem Wohlstandsgefühl werden<br />
fließend. Das Paradigma des grenzenlosen Wirtschaftswachstums<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er damit verb<strong>und</strong>enen Wohlstandssteigerung kann spätestens<br />
seit der Verabschiedung der Agenda 21 auf der Rio-Konferenz 1992 als<br />
gebrochen bezeichnet werden. Wohlstandssicherung („Stagnation im<br />
Fortschritt“) ist daher e<strong>in</strong> zentrales Lebensmotiv an der Schwelle zum<br />
dritten Jahrtausend geworden.<br />
Durch die Ausdifferenzierung von Lebenslagen, Lebensstilen <strong>und</strong> materiellen<br />
wie immateriellen Ressourcen ist Wohlstandssicherung für alle<br />
aber e<strong>in</strong>e Fiktion. Das Kont<strong>in</strong>uum der Lebensverhältnisse ist breit aufgefächert<br />
<strong>und</strong> reicht vom Reichtum über den gesicherten Wohlstand bis<br />
h<strong>in</strong> zum prekären Wohlstand <strong>und</strong> zum Wohlfahrtsempfang. Die soziale<br />
Durchlässigkeit von unten nach oben ist <strong>in</strong> diesem Kont<strong>in</strong>uum jedoch<br />
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