Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH
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gen zu lassen, versuchen viele Familien, ihre Probleme <strong>in</strong>nerhalb des<br />
engsten Kreises (meist nur mit dem Ehepartner) zu lösen. Selbst <strong>in</strong> Situationen,<br />
die die Betroffenen überfordern, wird oft gezögert, die Hilfebedürftigkeit<br />
öffentlich e<strong>in</strong>zugestehen (Borchers 1993: 49f m.w.N.).<br />
2.1.3 Humane Ressourcen (Lebense<strong>in</strong>stellung)<br />
Wie bereits erwähnt, ist die Lebense<strong>in</strong>stellung des Haushalts (respektive<br />
se<strong>in</strong>er Mitglieder) vor allem das Ergebnis von Sozialisation, Erfahrungen,<br />
Bildung <strong>und</strong> dem Machtgefüge <strong>in</strong>nerhalb der Familie. Die E<strong>in</strong>stellung<br />
wiederum hat Auswirkungen darauf, wie Haushalte mit den<br />
vorhandenen Ressourcen umgehen <strong>und</strong> wie sie die Handlungsmöglichkeiten<br />
des haushaltsexternen Bereichs wahrnehmen <strong>und</strong> nutzen.<br />
Amartya Sen (1983:160 zitiert <strong>in</strong> Piorkowsky 2000:5) weist den persönlichen,<br />
humanen Ressourcen e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle zu, da diese Fähigkeiten<br />
entscheidend s<strong>in</strong>d für die Nutzbarmachung <strong>und</strong> Verwendung des<br />
vorhandenen Güterangebots <strong>und</strong> somit die Lebenslage prägen.<br />
Die „Sozialisation umfaßt alle Vorgänge der Wechselbeziehung <strong>zwischen</strong><br />
Individuum <strong>und</strong> gesellschaftlich geprägter Umwelt, die zur Persönlichkeitsentfaltung<br />
führen“ (Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen<br />
1975:12). E<strong>in</strong> wesentlicher Ort der Sozialisation ist die Familie, <strong>in</strong><br />
der die Lebense<strong>in</strong>stellung zum Haushalten (<strong>und</strong> somit auch zum Umgang<br />
mit Geld) durch die familialen haushälterischen Handlungsmuster<br />
geprägt wird <strong>und</strong> als Leitbild <strong>und</strong> „Gewissen“ für das haushälterische<br />
Handeln im Erwachsenenleben wirkt (von Schweitzer 1991:276ff). Es ist<br />
nicht auszuschließen, dass K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Überschuldungssituationen<br />
aufwachsen, e<strong>in</strong> gestörtes Verhältnis zum Geld entwickeln. Von<br />
Schuldnerberatern wird beispielsweise berichtet, dass <strong>in</strong> manchen armen<br />
Familien das Taschengeld von den K<strong>in</strong>dern zurückgefordert wird,<br />
wenn das Haushaltsgeld bis zum Ende des Monats nicht mehr ausreicht.<br />
Die K<strong>in</strong>der lernen so, dass es besser ist, das Geld sofort auszugeben,<br />
bevor sie es wieder zurückgeben müssen (Rosendorfer<br />
2000:10).<br />
Die Herkunft spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle für den Weg <strong>in</strong> die Überschuldung,<br />
denn Haushalte mit e<strong>in</strong>er Sozialhilfe-Vergangenheit oder mit Sozialisationsdefiziten<br />
im F<strong>in</strong>anzmanagement geraten schneller <strong>in</strong> Überschuldungssituationen<br />
als solche, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Sozialisation <strong>in</strong><br />
diesem Bereich Handlungskompetenz erworben haben (Korczak<br />
1997:234). Zudem s<strong>in</strong>d die Erwerbschancen um so schlechter, je ger<strong>in</strong>ger<br />
die Bildung ist (vgl. Abb. 11) – <strong>und</strong> der Bildungsabschluss hängt de<br />
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