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Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH

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1 Verschuldungssituation der privaten Haushalte<br />

Die Motive, aus denen heraus sich Menschen verschulden, s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens<br />

so zahlreich, wie die auslösenden Anlässe. Menschen verschulden<br />

sich aus Investitionsgründen, um Vermögen zu bilden, um<br />

ihren Konsum zu steigern, ihre Lebensqualität zu erhöhen, aus Suchtoder<br />

Leidenschaftsmotiven, um ihren Lebensunterhalt zu f<strong>in</strong>anzieren,<br />

<strong>und</strong> auch, um durch neue Schulden alte Schulden zu begleichen.<br />

Ebenfalls vielfältig s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> der Gesellschaft vorhandenen Verschuldungsmöglichkeiten.<br />

Sie reichen vom bereits erwähnten Raten- <strong>und</strong><br />

Dispositionskredit über Abzahlungsgeschäfte, nicht bezahlte Rechnungen<br />

bei Versandhäusern, nicht gemachte Überweisungen an<br />

Dienstleister, Vermieter <strong>und</strong> Energieversorgungsunternehmen bis h<strong>in</strong><br />

zu Wettschulden oder Schulden bei Fre<strong>und</strong>en. Allen Verschuldungsformen<br />

ist jedoch geme<strong>in</strong>, dass Schuldner <strong>und</strong> Gläubiger e<strong>in</strong> Vertragsverhältnis<br />

verb<strong>in</strong>det, <strong>in</strong> dem die Konditionen geregelt s<strong>in</strong>d, zu denen<br />

Schulden ermöglicht <strong>und</strong> ausgeglichen werden. Dieses Vertragsverhältnis<br />

geht weit über das Bürgerliche Gesetzbuch h<strong>in</strong>aus, denn es<br />

gründet sich auf normativ geltenden Rollenerwartungen.<br />

Unter Verschuldung verstehen wir daher jede Form des E<strong>in</strong>gehens von<br />

Zahlungsverpflichtungen, die ökonomisch <strong>und</strong> juristisch geregelt ist <strong>und</strong><br />

von Gläubigern <strong>und</strong> Schuldnern e<strong>in</strong> rollenkonformes Verhalten erwarten<br />

lässt.<br />

Die E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Verschuldung <strong>und</strong> Kreditaufnahme gehören<br />

ebenfalls zu dem Set der Rollenerwartungen wie die Ansichten über<br />

sparen <strong>und</strong> <strong>in</strong>vestieren. Noch 1995 fühlten sich 79% der ostdeutschen<br />

Familienhaushalte mit Schulden unwohl. 42% geben zum gleichen Zeitpunkt<br />

an, jeden Monat e<strong>in</strong>e feste Summe zu sparen. Nur 5% stimmen<br />

der Aussage zu: „Ich kaufe lieber D<strong>in</strong>ge auf Kredit, als daß ich lange<br />

darauf verzichte“. In Westdeutschland s<strong>in</strong>d es mit 16% Zustimmung<br />

nicht wesentlich mehr ‚hedonistisch‘ orientierte Befragte.<br />

In e<strong>in</strong>er Repräsentativerhebung des Instituts für Marktforschung (Leipzig)<br />

vom Mai 2000 lässt sich weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e zurückhaltende E<strong>in</strong>stellung<br />

gegenüber Kreditaufnahmen ablesen. Selbst der an sich unstrittigen<br />

Auffassung, dass sich durch Kredite Anschaffungswünsche schneller<br />

erfüllen lassen, stimmen nur 65% der ostdeutschen Bevölkerung zu.<br />

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