Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH
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• K<strong>in</strong>der werden <strong>in</strong> Familien versorgt (Haushaltsfunktion)<br />
• Familien geben K<strong>in</strong>dern Geborgenheit (Regenerationsfunktion)<br />
• der Status von K<strong>in</strong>dern wird durch die Herkunftsfamilie primär bestimmt<br />
(Plazierungsfunktion).<br />
Familie ist somit zuständig für private <strong>und</strong> gesellschaftliche Dase<strong>in</strong>sfürsorge,<br />
Fortbestand der Gesellschaft, Sicherung der Versorgung, Pflege,<br />
Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung, „wie nur so jenes humane <strong>und</strong> soziale Vermögen<br />
erhalten werden kann, das die Überlebensfähigkeit <strong>und</strong> Kultur<br />
e<strong>in</strong>er Gesellschaft sichert“ (BMFuS 1994:IV).<br />
Die oben beschriebenen gesellschaftlichen Entwicklungen haben bereits<br />
Spuren bei den Familien h<strong>in</strong>terlassen. Diese Spuren können als<br />
Entsolidarisierung, Segmentierung, Kommerzialisierung <strong>und</strong> Privatisierung<br />
charakterisiert werden (Korczak <strong>1999</strong>a). Die Entsolidarisierung<br />
betrifft den ger<strong>in</strong>geren Zusammenhalt <strong>zwischen</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Familien,<br />
die Segmentierung das Ause<strong>in</strong>anderdriften der Lebenslagen wie der<br />
materiellen <strong>und</strong> immateriellen Ressourcen. Die Privatisierung lässt sich<br />
an dem Rückzug aus dem öffentlichen Leben <strong>und</strong> der Konzentration auf<br />
Heim <strong>und</strong> Haushalt ablesen. Dieser Prozess wird auch <strong>in</strong>duziert durch<br />
die „strukturelle Rücksichtslosigkeit der Gesellschaft“ (Kaufmann 1990).<br />
Die Privatisierung der Elternverantwortung br<strong>in</strong>gt K<strong>in</strong>derlosen im Regelfall<br />
Konkurrenzvorteile. Schließlich f<strong>in</strong>det unverkennbar e<strong>in</strong>e Kommerzialisierung<br />
der Familien sowie der <strong>in</strong>nerfamilialen Austauschbeziehungen<br />
statt. Der familiale Verbrauch wird zusehends weniger von<br />
Versorgungsnotwendigkeiten bestimmt, sondern wandelt sich zum ‚Erlebniskonsum‘,<br />
„die Erlebnisqualität wird zum wichtigsten Kaufkriterium“<br />
(Opaschowski 1997:61). Im Rahmen der damit verb<strong>und</strong>enen ‚Genußmoralität‘<br />
(Wiswede 1990) polarisiert sich das Konsumverhalten <strong>zwischen</strong><br />
dem ‚Käfig‘ wirtschaftlicher Notwendigkeiten <strong>und</strong> dem demonstrativen<br />
Luxus- <strong>und</strong> Genußkonsum (Campbell 1987). Sogenannte<br />
Trendscouts beobachten den Konsum- <strong>und</strong> Lebensstil von Trendsettern,<br />
letztere s<strong>in</strong>d Jugendliche, Personen des ‚Jetset‘ oder aus der Medienöffentlichkeit,<br />
um Moden <strong>und</strong> neue Konsummuster zu kreieren <strong>und</strong><br />
zu def<strong>in</strong>ieren, was ‚<strong>in</strong>‘ oder ‚out‘ ist. Das Bedürfnis, ‚<strong>in</strong>‘ zu se<strong>in</strong>, ist e<strong>in</strong><br />
zentrales Leitmotiv der 14-24-jährigen geworden (1986:49%;<br />
1995:64%) 4 . Jugendliche werden immer stärker selbst zu e<strong>in</strong>er entscheidenden<br />
Zielgruppe der Konsumgüter- <strong>und</strong> Medien<strong>in</strong>dustrie. Nach<br />
e<strong>in</strong>er Untersuchung des Münchener Instituts für Jugendforschung haben<br />
die 6-14-jährigen 5,2 Mrd. DM zur Verfügung – Ersparnisse nicht<br />
mitgerechnet. Von den 3,7 Mio. Teenagern im Alter von 14-17 Jahren<br />
4 laut Repräsentativerhebung bei 400 Jugendlichen im Alter von 14-24 Jahren 1986 <strong>und</strong> 1995<br />
(Opaschowski 1997:209)<br />
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