05.02.2014 Aufrufe

Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH

Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH

Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999 - SB SH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

• K<strong>in</strong>der werden <strong>in</strong> Familien versorgt (Haushaltsfunktion)<br />

• Familien geben K<strong>in</strong>dern Geborgenheit (Regenerationsfunktion)<br />

• der Status von K<strong>in</strong>dern wird durch die Herkunftsfamilie primär bestimmt<br />

(Plazierungsfunktion).<br />

Familie ist somit zuständig für private <strong>und</strong> gesellschaftliche Dase<strong>in</strong>sfürsorge,<br />

Fortbestand der Gesellschaft, Sicherung der Versorgung, Pflege,<br />

Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung, „wie nur so jenes humane <strong>und</strong> soziale Vermögen<br />

erhalten werden kann, das die Überlebensfähigkeit <strong>und</strong> Kultur<br />

e<strong>in</strong>er Gesellschaft sichert“ (BMFuS 1994:IV).<br />

Die oben beschriebenen gesellschaftlichen Entwicklungen haben bereits<br />

Spuren bei den Familien h<strong>in</strong>terlassen. Diese Spuren können als<br />

Entsolidarisierung, Segmentierung, Kommerzialisierung <strong>und</strong> Privatisierung<br />

charakterisiert werden (Korczak <strong>1999</strong>a). Die Entsolidarisierung<br />

betrifft den ger<strong>in</strong>geren Zusammenhalt <strong>zwischen</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Familien,<br />

die Segmentierung das Ause<strong>in</strong>anderdriften der Lebenslagen wie der<br />

materiellen <strong>und</strong> immateriellen Ressourcen. Die Privatisierung lässt sich<br />

an dem Rückzug aus dem öffentlichen Leben <strong>und</strong> der Konzentration auf<br />

Heim <strong>und</strong> Haushalt ablesen. Dieser Prozess wird auch <strong>in</strong>duziert durch<br />

die „strukturelle Rücksichtslosigkeit der Gesellschaft“ (Kaufmann 1990).<br />

Die Privatisierung der Elternverantwortung br<strong>in</strong>gt K<strong>in</strong>derlosen im Regelfall<br />

Konkurrenzvorteile. Schließlich f<strong>in</strong>det unverkennbar e<strong>in</strong>e Kommerzialisierung<br />

der Familien sowie der <strong>in</strong>nerfamilialen Austauschbeziehungen<br />

statt. Der familiale Verbrauch wird zusehends weniger von<br />

Versorgungsnotwendigkeiten bestimmt, sondern wandelt sich zum ‚Erlebniskonsum‘,<br />

„die Erlebnisqualität wird zum wichtigsten Kaufkriterium“<br />

(Opaschowski 1997:61). Im Rahmen der damit verb<strong>und</strong>enen ‚Genußmoralität‘<br />

(Wiswede 1990) polarisiert sich das Konsumverhalten <strong>zwischen</strong><br />

dem ‚Käfig‘ wirtschaftlicher Notwendigkeiten <strong>und</strong> dem demonstrativen<br />

Luxus- <strong>und</strong> Genußkonsum (Campbell 1987). Sogenannte<br />

Trendscouts beobachten den Konsum- <strong>und</strong> Lebensstil von Trendsettern,<br />

letztere s<strong>in</strong>d Jugendliche, Personen des ‚Jetset‘ oder aus der Medienöffentlichkeit,<br />

um Moden <strong>und</strong> neue Konsummuster zu kreieren <strong>und</strong><br />

zu def<strong>in</strong>ieren, was ‚<strong>in</strong>‘ oder ‚out‘ ist. Das Bedürfnis, ‚<strong>in</strong>‘ zu se<strong>in</strong>, ist e<strong>in</strong><br />

zentrales Leitmotiv der 14-24-jährigen geworden (1986:49%;<br />

1995:64%) 4 . Jugendliche werden immer stärker selbst zu e<strong>in</strong>er entscheidenden<br />

Zielgruppe der Konsumgüter- <strong>und</strong> Medien<strong>in</strong>dustrie. Nach<br />

e<strong>in</strong>er Untersuchung des Münchener Instituts für Jugendforschung haben<br />

die 6-14-jährigen 5,2 Mrd. DM zur Verfügung – Ersparnisse nicht<br />

mitgerechnet. Von den 3,7 Mio. Teenagern im Alter von 14-17 Jahren<br />

4 laut Repräsentativerhebung bei 400 Jugendlichen im Alter von 14-24 Jahren 1986 <strong>und</strong> 1995<br />

(Opaschowski 1997:209)<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!