Abschlussbericht der Enquete- Kommission 5/2 - Landtag ...
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dem Aufenthalt und Aktivitäten am Schulort,<br />
so dass sie dem gesellschaftlichen Leben,<br />
insbeson<strong>der</strong>e dem Vereinsleben am Heimatort,<br />
weitgehend „entzogen“ sind. Ein beson<strong>der</strong>s<br />
schwerwiegendes Problem sind in diesem<br />
Zusammenhang die zunehmenden Schwierigkeiten<br />
bei <strong>der</strong> Gewinnung von Nachwuchs<br />
für die freiwilligen Feuerwehren und an<strong>der</strong>e<br />
ehrenamtliche Tätigkeiten. Zu den allgemeinhin<br />
bekannten Folgewirkungen <strong>der</strong> sinkenden<br />
Schülerzahlen zählen auch die Probleme, weiterhin<br />
einen öffentlichen Personennahverkehr<br />
zu gewährleisten, wenn in einigen ländlichen<br />
Gegenden keine Schülerinnen und Schüler<br />
mehr vorhanden sind. Der Schülertransport ist<br />
m.a.W. das zentrale rechtfertigende Element<br />
eines ÖPNV, <strong>der</strong> von erheblichen Zuschussbedarfen<br />
abhängig ist.<br />
Um dem Verlust <strong>der</strong> Lebensqualität durch<br />
die skizzierten Entwicklungen in den Arbeitsbereichen<br />
<strong>der</strong> Verwaltung und des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs zu begegnen,<br />
werden allgemeinhin flexible Konzepte zur<br />
Sicherung <strong>der</strong> Daseinsvorsorge gefor<strong>der</strong>t.<br />
Brandenburgische Beispiele hierfür sind sowohl<br />
<strong>der</strong> „Mobile Bürgerservice“, als auch <strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Uckermark erprobte „KombiBus“. Der<br />
KombiBus kombiniert verschiedene Dienstleistungen<br />
wie etwa einen Linien- und Rufbus<br />
und einen Kurierdienst. Durch diese Kombination<br />
soll die Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> einzelnen<br />
Dienstleistungen im ländlichen Raum verbessert<br />
und damit die Versorgung <strong>der</strong> ländlichen<br />
Bevölkerung dauerhaft auf hohem Niveau<br />
gesichert werden. 15<br />
Bei alledem darf nicht übersehen werden,<br />
dass vielfach hohe, durch EU-, Bundes- und<br />
auch Landesrecht gesicherte Standards kostengünstige<br />
und als Ergebnis einer Abwägung<br />
adäquate Lösungen für die bevölkerungsärmeren<br />
Regionen Brandenburgs verhin<strong>der</strong>n.<br />
Insoweit wird die Frage formuliert, ob ggf.<br />
unterschiedliche Standards für Verdichtungsräume<br />
und ländliche Räume etabliert werden<br />
können. 16<br />
15<br />
Vgl. Drucksache 5/4324, Bericht <strong>der</strong> Landesregierung. Dritter<br />
Demografiebericht des Landes Brandenburg, 23.11.2011, S. 17.<br />
16<br />
Vgl. Winkel, ebd., S. 49.<br />
2. Landes- und Kommunalfinanzen<br />
a) Zur aktuellen Situation von Landes- und<br />
Kommunalfinanzen<br />
Zur tatsächlichen Ausgangslage für die Arbeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Enquete</strong>-<strong>Kommission</strong> gehört weiterhin die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Landes- und Kommunalfinanzen.<br />
Ein wesentliches Merkmal des aktuellen<br />
Landeshaushalts besteht darin, dass nur etwa<br />
die Hälfte <strong>der</strong> Landesausgaben durch eigene<br />
Steuereinnahmen gedeckt ist. 17 Bundesergänzungszuweisungen,<br />
die Zahlungen aus dem<br />
vertikalen und horizontalen Län<strong>der</strong>finanzausgleich<br />
sowie zweckgebundene Zuweisungen<br />
des Bundes und <strong>der</strong> Europäischen Union<br />
stellen dementsprechend zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt eine gewichtige Komplementärfinanzierung<br />
dar; <strong>der</strong> Landeshaushalt ist m.a.W.<br />
<strong>der</strong>zeit in hohem Maße abhängig von Zuweisungen<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union, des Bundes und<br />
<strong>der</strong> (Geber‐)Län<strong>der</strong>. 18<br />
Zu den Kommunalfinanzen kann folgendes<br />
angemerkt werden: Die Brandenburger Kommunen<br />
erzielen im ostdeutschen Vergleich zwar<br />
überdurchschnittlich hohe Steuer- und steuerinduzierte<br />
Einnahmen und sind im gesamtdeutschen<br />
Vergleich – in toto – unterdurchschnittlich<br />
niedrig verschuldet. Gleichwohl sind die<br />
Kassenkredite einzelner Kommunen geradezu<br />
„explodiert“ und insgesamt ist eine ungünstige<br />
Tendenz problematischer Finanzentwicklungen<br />
feststellbar. 19 Zwischen 2003 und 2010 erhielten<br />
65 Kommunen Mittel aus dem Ausgleichsfond<br />
zur Gewährleistung <strong>der</strong> finanziellen Mindestausstattung<br />
hochverschuldeter Kommunen. 20<br />
Die Landkreise und kreisfreien Städte werden<br />
stetig zunehmend und in hohem Maße durch<br />
die Leistungsverpflichtungen <strong>der</strong> sozialen<br />
Sicherung belastet. Die Erhöhungen <strong>der</strong> Kreisumlage<br />
belasten die gemeindlichen Haushalte<br />
17<br />
Vgl. Gesetz über die Feststellung des Haushaltsplanes des<br />
Landes Brandenburg für die Haushaltsjahre 2013 und 2014<br />
vom 18.12.2012.<br />
18<br />
Markov, P-EK2 5/4 vom 16.09.2011, S. 7.<br />
19<br />
Vgl. Markov, ebd., S. 17. Diese Rahmendaten sagen jedoch nur<br />
bedingt etwas über die konkrete Finanzsituation <strong>der</strong> Kommunen<br />
aus, da sich zum einen die Finanzkraft einzelner Kommunen<br />
erheblich unterscheiden kann und zum an<strong>der</strong>en Vergleiche<br />
mit an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n nur bedingte Aussagekraft haben,<br />
da sich die von den Kommunen wahrzunehmenden Aufgaben<br />
in den Län<strong>der</strong>n unterscheiden.<br />
20<br />
Vgl. Drucksache 5/3684, Bericht <strong>der</strong> Landesregierung. Evaluierung<br />
<strong>der</strong> Gemeindegebietsreform 2003, 28.07.2011.<br />
18 Bericht