5/19 - Brandenburg.de
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Landtag <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-EK2 5/<strong>19</strong> S. 43<br />
Enquete-Kommission 15.03.2013<br />
<strong>19</strong>. Sitzung Stenogr. Dienst/du/le<br />
Einwohner heißt weniger Schlüsselzuweisungen, weniger Personen, die Gebühren<br />
und Beiträge entrichten. Im Fall von binnenmarktorientierten Betrieben gehen<br />
dadurch die Gewerbe- und Umsatzsteuern zurück.<br />
Das große Problem liegt darin, dass die Bevölkerungsanzahl mit einer <strong>de</strong>r wesentlichen<br />
Kriterien für <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rfinanzausgleich ist. Wenn die Anzahl <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
zurückgeht, gehen auch die Mittel zurück. Gleichzeitig haben wir in <strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
das Problem, dass bis 20<strong>19</strong> <strong>de</strong>r Solidarpakt ausläuft. Das Land Sachsen<br />
hat in Anbetracht <strong>de</strong>s Bevölkerungsrückganges und <strong>de</strong>s Auslaufens <strong>de</strong>s Solidarpaktes<br />
berechnet, dass von 2006 bis 20<strong>19</strong> die Lan<strong>de</strong>seinnahmen um etwa 27 % zurückgehen<br />
wer<strong>de</strong>n. In Mecklenburg-Vorpommern wer<strong>de</strong>n die Lan<strong>de</strong>seinnahmen um 25 %<br />
zurückgehen. Das wird in <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> wahrscheinlich nicht viel an<strong>de</strong>rs sein. Das<br />
große Problem ist: Wenn die Mittel aus <strong>de</strong>m Län<strong>de</strong>rfinanzausgleich zurückgehen,<br />
gehen auch die Mittel zurück, die für <strong>de</strong>n kommunalen Finanzausgleich verfügbar<br />
sind. Für viele Kommunen im ländlichen Raum sind die Mittel aus <strong>de</strong>m kommunalen<br />
Finanzausgleich die größte und wichtigste Einnahmegröße.<br />
Zur Wirkung: Wir haben die Situation, dass, wenn die Auslastung von Infrastruktur<br />
zurückgeht, die Betriebs- und Unterhaltungskosten nicht zurückgehen. Sie bleiben<br />
weitgehend gleich. Wir haben eine weitere Situation: Die Mittel sind knapp, also besteht<br />
<strong>de</strong>r Zwang zur Anpassung durch Schließung. Das ist nicht selten. In <strong>de</strong>n Städten<br />
sehe ich das als Komfortverlust. Wenn Sie dort eine Schule schließen - trotz aller<br />
Elternproteste -, ist es ein Komfortverlust. Wenn Sie aber im ländlichen Raum eine<br />
Schule schließen, müssen Sie berücksichtigen, dass viele Einrichtungen am Ort nur<br />
einmal vorhan<strong>de</strong>n sind. Machen sie dicht, ist die Einrichtung weg. Die Bevölkerung<br />
kann diese Leistungen dann nur noch beanspruchen, wenn sie sehr weite Wege zurücklegt.<br />
Deswegen ist dieser Wegfall von Einrichtungen <strong>de</strong>r Daseinsvorsorge im<br />
ländlichen Raum meistens verbun<strong>de</strong>n mit einem hohen Abbau von Lebensqualität.<br />
Ländliche Räume haben ein weiteres Problem: Auf kleinen Größen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n<br />
können häufig keine optimalen betriebswirtschaftlichen Größen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Daher<br />
sind die Aufwendungen pro Einwohner höher. Insofern stehen die ländlichen<br />
Räume noch stärker unter <strong>de</strong>m Druck, sich ggf. durch Schließung anzupassen. Man<br />
muss aber auch sagen: So schlimm muss es aber nicht kommen. Wir haben in<br />
Deutschland mittlerweile 35 Jahre Erfahrung im Umgang mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>mographischen<br />
Wan<strong>de</strong>l. Ich selbst bin schon 30 Jahre dabei. Aber es gab Leute, die schon vorher<br />
angefangen haben.<br />
lch möchte jetzt die fünf Bereiche ansprechen, die ich etwas näher behan<strong>de</strong>ln möchte.<br />
Ich beginne mit <strong>de</strong>n Schulen. Wenn die Anzahl <strong>de</strong>r Schüler zurückgeht, ist es häufig<br />
so, dass man Schulen schließt und die restlichen Schüler auf die verbleiben<strong>de</strong>n<br />
Schulen verteilt wer<strong>de</strong>n, die dann wie<strong>de</strong>r voll sind. Daraus entstehen Probleme: Es<br />
gibt weite Schulwege und teuren Schülertransport. Wir müssen eines sehen: Ob ein<br />
Schüler Abitur macht o<strong>de</strong>r nicht, hängt nicht nur von <strong>de</strong>r Begabung ab, son<strong>de</strong>rn<br />
nachweislich auch von <strong>de</strong>r Erreichbarkeit <strong>de</strong>s Gymnasiums o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r weiterführen<strong>de</strong>n<br />
Schule. Deswegen ist es wichtig, eine ortsnahe Schulversorgung zu sichern und zu<br />
erhalten.