Freie Vorträge und Poster - Jahrestagung DDG 2012
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S18 46. <strong>Jahrestagung</strong> der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | 1. – 4. Juni 2011, Leipzig<br />
FV39<br />
Boswelliasäuren verhindern Insulitis <strong>und</strong><br />
Hyperglykämie beim „multiple low dose<br />
streptozotocin“ (MLD-STZ) induzierten Diabetes<br />
der Maus<br />
Ammon HPT 1 , Shehata AM 2,3 , Quintanilla-Fend L 4 , Jauch J 5<br />
1 Pharmazeutisches Institut, Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie,<br />
Tübingen, Germany; 2 Pharmazeutisches Institut, Tübingen,<br />
Germany; 3 Pharmazeutisches Institut, Pharmakologie <strong>und</strong><br />
Toxikologie, Beni Sueif, Egypt; 4 Pathologie, Tübingen,<br />
Germany; 5 Institut für Organische Chemie II, Saarbrücken,<br />
Germany<br />
Einführung: Typ 1 Diabetes <strong>und</strong> der LADA sind Autoimmunerkrankungen,<br />
bei denen ein chronisch entzündlicher Prozess zur B-Zellzerstörung<br />
führt. Von Extrakten aus dem Gummiharz von Boswellia serrata (BE)<br />
<strong>und</strong> seinen Inhaltsstoffen i. e. Boswelliasäuren, ist bekannt, dass sie entzündungshemmende<br />
Eigenschaften besitzen, die mit einer Hemmung<br />
der Bildung von Leukotrienen <strong>und</strong> Zytokinen einhergehen (H.P.T. Ammon<br />
2010). Fragestellung: Am Modell des MLD-STZ-Diabetes der Maus<br />
sollte untersucht werden, ob ein BE bzw. eine daraus isolierte Boswelliasäure<br />
Acetyl – 11-keto-b-boswelliasäure (AKBA) den Blutzuckerspiegelanstieg,<br />
die Infiltration von Lymphozyten in Inselgewebe, Apoptose<br />
sowie den Anstieg proinflammatorischer Zytokine im Blut verhindern<br />
können. Methoden: Männliche BK+/+Mäuse erhielten 5 Tage lang morgens<br />
je 40 mg/kg STZ i. p. Eine zweite Gruppe erhielt gleichzeitig über<br />
10 Tage 150 mg/kg BE, eine dritte Gruppe 15 mg/kg AKBA i. p. Nach<br />
10 Tagen wurden im Serum (IL-1A, IL-1B, IL-2, IL-6, IFN-g, TNF-a) mithilfe<br />
des Multi-Analyte ELISArray bestimmt. Infiltration von Lymphozyten<br />
<strong>und</strong> Apotose wurden histochemisch (anti-CD 3 <strong>und</strong> anti-caspase3)<br />
untersucht. Blutzuckerbestimmung erfolgte mithilfe von Teststreifen<br />
(Accu-chek ariva glucometer). Ergebnisse: 10 Tage nach der ersten Injektion<br />
von STZ kam es zu einer signifikanten Zunahme proinflammatorischer<br />
Zytokine im Serum. Die gleichzeitige Verabreichung von BE bzw.<br />
AKBA reduzierte diesen Anstieg signifikant [Kontrole, STZ, STZ+BE,<br />
STZ+AKBA (IL-1A: 1,89 € 0,27, 5,18 € 0,37***, 2,65 € 0,38***, 1,93 € 0,11***;<br />
IL-1B: 3,13 € 0,6, 10,01 € 1,06***, 4,44 € 0,75***, 2,33 € 0,09***; IL-2:<br />
1,31 € 0,19, 7,55 € 0,84***, 2,92 € 0,79**, 1,16 € 0,04***; IL-6: 7. 61 € 1,55,<br />
17,55 € 2,61**, 8,62 € 1,53*, 9,28 € 0,28**; TNF-a: 1,37 € 0,23,<br />
3,45 € 0,25***, 1,31 € 0,22***, 1,09 € 0,08***; IFN-g: 2,98 € 0,96, 8,61 € 1,55*,<br />
2,92 € 0,9**, 1,95 € 0,05**) Mean € SE, n = 6 – 8, * P < 0,05, ** P < 0,01, ***<br />
P < 0,001]. Daneben fand sich eine Infiltration von Lymphozyten in das<br />
Inselgewebe <strong>und</strong> Apoptose des periinsulären Gewebes. Beides wurde<br />
durch die gleichzeitige Verabreichung von BE <strong>und</strong> AKBA vollkommen<br />
verhindert. Der Blutzucker steig bei den STZ-behandelten Mäusen über<br />
einen Zeitraum von 35 Tagen von 110 € 4,4 auf 231,8 € 27,6 mg/dl (n = 5).<br />
Simultane Verabreichung von BE bzw. AKBA verringerte diesen signifikant<br />
(BE: 124,8 € vs 135 € mg/dl, n = 5; AKBA: 117 € 6,8 vs. 148 € 13,8 mg/<br />
dl, n = 5). BE hatte keinen Einfluss auf den Blutzucker bei unbehandelten<br />
Kontrollen. Schlussfolgerung: Boswelliasäuren (hier AKBA) verhindern<br />
Hyperglykämie <strong>und</strong> Insulitis des MLD-STZ Diabetes, vermutlich durch<br />
Hemmung der Wirkung proinflammatorischer Zytokine. Boswelliasäuren<br />
scheinen vielversprechende Stoffe zur Prävention <strong>und</strong> Behandlung<br />
des Autoimm<strong>und</strong>iabetes zu sein. Literatur: H.P.T. Ammon, Phytomed.<br />
2010:17, 862 – 867).<br />
<strong>Freie</strong> <strong>Vorträge</strong>: Neues bei Typ 2-Diabetes<br />
FV40<br />
Typ-2-Diabetes von der Pädiatrie bis zur<br />
Geriatrie: Demografie, Anthropologie,<br />
Immunologie <strong>und</strong> antidiabetische Therapie bei<br />
120183 Typ-2-Patienten aus 298 DPV Zentren<br />
Awa WL 1 , Fach EM 2 , Welp R 3 , Voll AM 4 , Zeyfang A 5 ,<br />
Krakow D 6 , Wagner C 7 , K<strong>und</strong>er J 8 , Schütt M 9 , de Souza M 1 ,<br />
Holl RW 1<br />
1 Universität Ulm, Epidemiologie am ZIBMT, Ulm, Germany;<br />
2 Schwerpunktpraxis Drs. Fach <strong>und</strong> Karl, Rosenheim,<br />
Germany; 3 Knappschafts-Krankenhaus, Bottrop, Germany;<br />
4 Praxis Schraube <strong>und</strong> Voll, Traustein, Germany; 5 Agaplesion<br />
Bethesda Hospital, Stuttgart, Germany; 6 Diabeteszentrum<br />
DZFO, Forcheim, Germany; 7 Diabetologische SPP Saaldorf-<br />
Surheim, Saaldorf, Germany; 8 Klinikum Augsburg,<br />
Medizinische Klinik II, Augsburg, Germany; 9 Medizinische<br />
Universität zu Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck,<br />
Germany<br />
Hintergr<strong>und</strong>: Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) tritt zunehmend auch bei<br />
jüngeren Patienten auf. Anhand einer großen multizentrischen Gruppe<br />
von Typ-2-Patienten werden Alters- <strong>und</strong> Geschlechtsunterschiede der<br />
Patientencharakteristika <strong>und</strong> der Therapieformen dargestellt. Methodik:<br />
Anonymisierte Daten von 120183 T2DM Patienten aus 298 DPV<br />
(Diabetes Patienten Verlaufsdokumentation)-Einrichtungen wurden gemeinsam<br />
ausgewertet. Patienten wurden in folgende Altersklassen eingeteilt:<br />
10 – 19 Jahre (N = 658), 20 – 39 Jahre (N = 2730), 40 – 59 Jahre<br />
(N = 27728), 60 – 79 Jahre (N = 71714) <strong>und</strong> ‡ 80 Jahre (N = 17353). Vergleiche<br />
bezüglich HbA1c, BMI, Therapieart, B-Zell- <strong>und</strong> Schilddrüsenantikörper-Positivität<br />
erfolgten mit c 2 - <strong>und</strong> Kruskal-Wallis-Tests (SAS<br />
9.2). Ergebnisse: Die Patienten waren durchschnittlich 67,1 € 12,7 Jahre<br />
alt <strong>und</strong> die mittlere Diabetesdauer lag bei 9,9 € 9,1 Jahren. 51,3% waren<br />
männlich. In der Altersklasse 10 – 19 Jahre überwiegen weibliche Patienten<br />
(63,2%), während in den restlichen Alterskategorien männliche Patienten<br />
überwiegen (p < 0,001). Im Durchschnitt waren die Patienten<br />
adipös (BMI: 30,5 € 6,1 kg/m 2 ). Den höchsten BMI hatten Patienten in<br />
der Altersklasse 20 – 39 Jahre (BMI: 34,3 € 6,7). Der BMI fiel ab dem<br />
40. Lebensjahr mit steigendem Alter bei Frauen <strong>und</strong> Männern ab. Der<br />
mittlere HbA1c-Wert betrug 7,6 € 1,9%. Am schlechtesten waren die<br />
HbA1c-Werte der Patienten in den Altersklassen 20 – 39 Jahre<br />
(8,2 € 2,5%) <strong>und</strong> 40 – 59 Jahre (8,1 € 2,1%); bei pädiatrische Patienten<br />
(7,3 € 2,1%) <strong>und</strong> über 60-Jährigen (60 – 79: 7,2 € 2,5%, ‡ 80: 7,2 € 1,5%)<br />
lag der HbA1c unter dem Durchschnitt (p < 0,001). 30% der Patienten<br />
nahmen OAD (oder GLP-1 Analoga), 28% bekamen nur Insulin, 13% die<br />
Kombination Insulin + OAD <strong>und</strong> 29% eine alleinige Lifestyle-Intervention.<br />
Im Alter von 20 – 39 Jahre nahmen mehr Männer als Frauen OADs<br />
(39,9% versus 31,2%; p < 0,001) oder die Kombination OAD + Insulin<br />
(12,1% versus 9,0%; p = 0,009). Umgekehrt nahmen mehr Frauen als<br />
Männer dieser Altersklasse nur Insulin (18,7% versus 13,8%; p < 0,001)<br />
oder hatten eine alleinige Lifestyle-Intervention (41,1% versus 38,4%;<br />
p < 0,001). Der Anteil von Patienten mit Insulinbehandlung stieg ab einem<br />
Alter von 40 Jahren an (20 – 39 Jahre: 16,1%; 40 – 59 Jahre: 20,2%;<br />
60 – 79 Jahre: 29,6%; ‡ 80 Jahre: 35,9%: p < 0,001). Positivität für B-Zell-<br />
Antikörper lag bei 15,1% der Patienten vor (LADA-Diabetes?). Vom 20.<br />
bis zum 80. Lebensjahr sank der Anteil der Patienten mit B-Zell-Antikörpern<br />
ab (10 – 19 Jahre: 31,3%; 20 – 39 Jahre: 20,8%; 40 – 59 Jahre: 14,3%;<br />
60 – 79 Jahre: 11,1%; p < 0,001). Schilddrüsenantikörper fanden sich bei<br />
14,3% der Patienten, wobei mehr Frauen als Männer positiv waren<br />
(Frauen: 19,3%; Männer: 6,5%; p < 0,001). Schlussfolgerung: Diese Untersuchung<br />
an einer großen Anzahl von T2DM Patienten unter realen<br />
Versorgungsbedingungen zeigt deutliche Unterschiede nach Alter <strong>und</strong><br />
Geschlecht. Diese Heterogenität der Erkrankung erfordert differenzierte<br />
Strategien für Diagnostik <strong>und</strong> Therapie.<br />
FV41<br />
Demenz bei Typ-2-DM: Auswertung von 122902<br />
Patienten aus der DPV-Wiss Datenbank<br />
de Souza M 1 , Stingl J 2 , Dapp A 3 , Panitz G 4 , Pieper U 5 ,<br />
Bayer C 6 , Zeyfang A 7 , Hungele A 1 , Holl RW 1 , DPVInitiative<br />
<strong>und</strong> das BMBF Kompetenznetz Diabetes<br />
1 Universität Ulm, Abteilung Epidemiologie, Ulm, Germany;<br />
2 Universität Ulm, Institut für Naturheilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Klinische<br />
Pharmakologie, Ulm, Germany; 3 Medizinische Klinik,<br />
Ges<strong>und</strong>heitszentrum Spaichingen, Klinikum Landkreis<br />
Tuttlingen, Tuttlingen, Germany; 4 Helfenstein Klinik, Innere,<br />
Geislingen/Steige, Germany; 5 Kreiskrankenhaus Wolgast<br />
gGmbH, Innere, Wolgast, Germany; 6 Klinikum Rosenheim,<br />
Innere, Rosenheim, Germany; 7 AGAPLESION Bethesda<br />
Krankenhaus Stuttgart, Innere, Stuttgart, Germany<br />
Fragestellung: Anhand der DPV-Wiss-Daten soll die Häufigkeit einer<br />
Demenz in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter, rel. Diabetesdauer, Behandlungsjahr,<br />
Gewicht, Stoffwechseleinstellung <strong>und</strong> Diabetesmedikation<br />
untersucht werden. Methodik: Wir analysierten mit SAS (V 9,2) die<br />
longitudinalen DPV-Wiss-Daten (Sep. 2010) von insgesamt 122,902<br />
T2DM-Patienten (im Mittel 67,2 Jahre, 10,0 Jahre Diabetesdauer, 48,8%<br />
Frauen, BMI 30,5 kg/m 2 , HbA1C-Wert 7,6%, aus 281 Zentren (D,Ö)). Um<br />
der gesteigerten Aufmerksamkeit für die Diagnose Demenz in den letzten<br />
Jahren Rechnung zu tragen, untersuchten wir zusätzlich die Krankheitsentwicklung<br />
in Abhängigkeit vom aktuellsten Behandlungsjahr. Die<br />
Auswertung erfolgte mit einem logistischem Regressionsmodell (Proc<br />
Glimmix). Ergebnisse: Bei 2,4% der gesamten T2DM Population, bzw.<br />
bei 2,8% der weiblichen T2DM Patienten, wurde Demenz als Begleitdiagnose<br />
dokumentiert. Die Demenz nimmt mit zunehmendem Alter<br />
stetig zu ((30 – 39 Jahre: 0,1%) – (90 Jahre <strong>und</strong> älter: 9,6%)). Bei einer<br />
Analyse nach Geschlecht zeigte sich, in Übereinstimmung mit den Daten<br />
der Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung des B<strong>und</strong>es 2005 (Heft 28), dass Demenz<br />
bei Frauen häufiger auftritt. Wir analysierten die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Demenz mit allen oben genannten Einflussfaktoren innerhalb<br />
& Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! &<br />
Diabetologie & Stoffwechsel 2011; 6: S1–S103