Freie Vorträge und Poster - Jahrestagung DDG 2012
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S28 46. <strong>Jahrestagung</strong> der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | 1. – 4. Juni 2011, Leipzig<br />
FV66<br />
Follow up der ROSSO-in-praxi international<br />
Studie in Bulgarien: Langzeit-Effekte von SMBG<br />
auf die Stoffwechseleinstellung bei Patient mit<br />
Typ 2 Diabetes mellitus<br />
Kempf K 1,2 , Martin S 1 , Tankova T 3<br />
1 Verb<strong>und</strong> Katholischer Kliniken Düsseldorf, Westdeutsches<br />
Diabetes- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitszentrum, Düsseldorf, Germany;<br />
2 Sana Kliniken Düsseldorf GmbH, Sana Krankenhaus<br />
Gerresheim, Düsseldorf, Germany; 3 Medizinische<br />
Universität, Klinisches Zentrum für Endokrinologie, Sofia,<br />
Bulgaria<br />
Fragestellung: Ges<strong>und</strong>e Ernährung <strong>und</strong> körperliche Aktivität verbessern<br />
die Stoffwechseleinstellung bei Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus<br />
(T2DM). Daher sollte eine Umstellung des Lebensstils die Gr<strong>und</strong>lage<br />
einer jeden Diabetestherapie sein. Da die Betroffenen jedoch die<br />
Auswirkung von Bewegung <strong>und</strong> kalorienreduzierter Ernährung auf den<br />
Blutglukosespiegel nicht sofort spüren, geht oft die Motivation Durchzuhalten<br />
verloren. Ein einfaches Hilfsmittel, um Effekte auf die Blutglukose<br />
überprüfen zu können, ist die Blutzuckerselbstkontrolle (Self-monitoring<br />
of blood glucose, SMBG). Daher war es das Ziel den zusätzlichen<br />
Effekt von SMBG im Rahmen einer Lebensstilintervention in einer randomisiert-kontrollierten<br />
Studie zu untersuchen <strong>und</strong> zu prüfen, ob eine<br />
langfristige Verbesserung erzielt werden kann. Methodik: Ambulante<br />
T2DM-Patienten einer bulgarischen Klinik ohne Insulintherapie <strong>und</strong> ohne<br />
Erfahrung mit SMBG (n = 124) wurden in zwei Gruppen randomisiert.<br />
Eine Gruppe (n = 63) führte SMBG durch, die Kontrollgruppe nicht<br />
(n = 61). Beide Gruppen erhielten ein Handbuch mit basalen Informationen<br />
über ges<strong>und</strong>en Lebensstil. Das Handbuch für die SMBG-Gruppe<br />
enthielt zusätzlich Informationen über SMBG <strong>und</strong> die Patienten erstellten<br />
alle 4 Wochen ein Blutzuckertagesprofil bestehend aus 7 über den<br />
Tag verteilten Messungen. Zu Beginn, nach 12 Wochen sowie nach 1,5<br />
Jahren wurden Stoffwechselparameter in beiden Gruppen gemessen <strong>und</strong><br />
mittels ANOVA-Analyse verglichen. Ergebnisse: Während den<br />
12 Wochen verbesserten die Personen in der SMBG-Gruppe signifikant<br />
ihren HbA1c um 0,5% (von 7,4 € 1,6 auf 6,9 € 1,1%; p < 0,001) <strong>und</strong> nahmen<br />
1,0 kg Gewicht ab (von 90,2 € 17,8 auf 89,2 € 17,6 kg; p < 0,05), während<br />
die HbA1c (-0,2% von 7,5 € 1,0 auf 7,3 € 1,0%) <strong>und</strong> Gewichtsreduktion<br />
(-0,6 kg von 88,7 € 18,9 auf 88,1 € 18,2 kg) in der Kontrollgruppe nicht<br />
signifikant war. Auch kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Taillenumfang,<br />
Blutdruck, Triglyzeride, sowie Gesamt- <strong>und</strong> LDL-Cholesterin sanken nur<br />
in der SMBG-Gruppe signifikant. Die Studienteilnehmer wurden über 1,5<br />
Jahre nachbeobachtet <strong>und</strong> 122 von 124 schlossen das Follow up ab.<br />
Interessanterweise stieg der HbA1c in der Kontrollgruppe wieder auf<br />
Ausgangsniveau, während in der SMBG-Gruppe eine Reduktion von 0,5%<br />
(p = 0,0003) erhalten blieb. Auch die Blutdruck <strong>und</strong> Blutfette blieben<br />
reduziert, während Gewicht (-1,7 kg vs. Beginn; p = 0,0003), Body-Mass-<br />
Index <strong>und</strong> Taillenumfang weiter sanken. 87% der Teilnehmer der SMBG-<br />
Gruppe wendeten auch nach Studienende SMBG weiter an. Dabei kam<br />
es bei den Personen, die £ 3x/Woche ihre Blutglukose bestimmten zu<br />
einer HbA1c-Reduktion von 0,2%, währen bei Personen mit > 3 Messungen/Woche<br />
der HbA1c nach 1,5 Jahren um 1,0% niedriger war<br />
(p = 0,006). Schlussfolgerungen: Die Integration dieser kurzen, hochmotivierenden<br />
<strong>und</strong> günstigen SMBG-basierten Lebensstilintervention<br />
ist geeignet, um Patienten mit T2DM für Lebensstiländerungen zu motivieren<br />
<strong>und</strong> dadurch auch langfristig die Stoffwechseleinstellung zu verbessern.<br />
<strong>Freie</strong> <strong>Vorträge</strong>: Neues von Leber, Fett <strong>und</strong> Muskel<br />
FV67<br />
Zentrale IGF-1 Resistenz erhöht die<br />
Spontanaktivität <strong>und</strong> fördert die<br />
Fettverbrennung<br />
Freude S 1,2 , Schilbach K 2,1 , Brönneke H 3 , Brüning JC 3,2,1 ,<br />
Krone W 1,2 , Schubert M 1,2<br />
1 Uniklinik Köln, Klinik II <strong>und</strong> Poliklinik für Innere Medizin,<br />
Köln, Germany; 2 Zentrum für Molekulare Medizin Köln<br />
(ZMMK), Köln, Germany; 3 Institut für Genetik, Mausgenetik<br />
<strong>und</strong> Metabolismus, Köln, Germany<br />
Fragestellung: Kürzlich publizierte Daten legen nahe, dass die zentrale<br />
Signaltransduktion über den Insulin-like growth factor-1 Rezeptor<br />
(IGF-1R) sowohl die Glukosehomöostase als auch das Überleben beeinflusst.<br />
Bisher wurde als Mechanismus diskutiert, dass eine zentrale<br />
IGF-1 Resistenz in der frühen Gehirnentwicklung zu einer Fehlentwicklung<br />
der Hypophyse <strong>und</strong> damit auch zu Minderwuchs <strong>und</strong> Insulinresistenz<br />
führt. Um einen Entwicklungsphänotyp ausschließen zu können,<br />
haben wir ein Mausmodell generiert, in dem eine milde zerebrale IGF-1<br />
Resistenz erst nach Beendigung der neuronalen Proliferation auftritt. In<br />
der dargestellten Arbeit wurden Neuronen-spezifische heterozygote<br />
IGF-1R defiziente Mäuse untersucht. Methodik: Es wurde eine transgene<br />
Mauslinie etabliert, die Neuronen-spezifisch eine Deletion einer<br />
Kopie des IGF-1R (nIGF-1R +/- ) aufweist (Cre-loxP-System, Synapsin-Promotor).<br />
Um eine Beeinflussung des weiblichen Zyklus zu vermeiden,<br />
wurden ausschließlich männliche Tiere bezüglich Überleben (Kaplan<br />
Maier Analyse), Energieumsatz/Aktivität (indirekte Kalorimetrie), Körperzusammensetzung<br />
(MRT), Testung von Verhalten <strong>und</strong> Motorik (Open<br />
Field/Elevated-O-Maze, RotaRod) <strong>und</strong> Glukosemetabolismus (Insulin-/<br />
Glukose-Toleranz-Tests) untersucht. Ergebnisse: Im Vergleich zu Wildtyp<br />
(WT) Männchen leben die nIGF-1R +/- Männchen signifikant länger.<br />
Die heterozygote Neuronen-spezifische Deletion des IGF-1R führt zu<br />
einem signifikant verminderten Körpergewicht (34 € 1 vs. 30 € 0,5 g)<br />
<strong>und</strong> Body mass index (BMI) (3,04 € 0,07 vs. 2,85 € 0,04 kg/m 2 ). Zudem<br />
ist das epigonadale Fettgewebe in den nIGF-1R +/- Männchen im Alter<br />
von 60 Wochen signifikant weniger ausgeprägt (1353 € 207 vs.<br />
630 € 115 mg). Dieser Bef<strong>und</strong> einer verminderten Fettmasse lässt sich<br />
im MRT bestätigen. Es konnte kein Unterschied in der Wasser- <strong>und</strong><br />
Futteraufnahme gef<strong>und</strong>en werden. Interessanterweise zeigt sich bei<br />
der im Alter von 60 Wochen durchgeführten indirekten Kalorimetrie-<br />
Messung bei den nIGF-1R +/- Mäusen im Vergleich zum WT ein signifikant<br />
erhöhter Energieumsatz pro kg Körpergewicht (28,6 € 0,3 vs.<br />
31,5 € 0,6 kcal/h/kg KG) <strong>und</strong> ein signifikant verminderter respiratorischer<br />
Quotient (0,899 € 0,002 vs. 0,863 € 0,005). Weiterhin besteht bei<br />
den nIGF-1R +/- Mäusen eine signifikante Erhöhung der nächtlichen<br />
Spontanaktivität, ohne dass die Tiere im Elevted-O-Maze Test ängstlicher<br />
sind oder im Open-Field Test einen Explorationsphänotyp aufweisen.<br />
Im RotaRod Test ist die Motorik der Tiere nicht verändert. Dieser<br />
Phänotyp führt jedoch nicht zu einer im Glukose- oder Insulin-Toleranz-<br />
Test detektierbaren Veränderung der Glukosehomöostase. Schlussfolgerung:<br />
Eine milde zentrale IGF-1 Resistenz männlichen Mäusen verlängert<br />
das mittlere Überleben, steigert Aktivität <strong>und</strong> Fettverbrennung <strong>und</strong><br />
vermindert die Akkumulation von weißem Fettgewebe. Diese Ergebnisse<br />
könnten langfristig zu einem neuen therapeutischen Ansatz in der Behandlung<br />
des Typ 2 Diabetes führen.<br />
FV68<br />
Rolle der Retinol Saturase im hepatischen<br />
Glukose-<strong>und</strong> Fettstoffwechsel<br />
Witte N 1 , Münzner M 1 , Briggs ER 2 , Lazar MA 2 , Schupp M 1<br />
1 CharitØ-Universitätsmedizin Berlin, Abteilung für<br />
Endokrinologie, Diabetes <strong>und</strong> Ernährungsmedizin, Berlin,<br />
Germany; 2 University of Pennsylvania School of Medicine,<br />
Division of Endocrinology, Diabetes, and Metabolism,<br />
Department of Medicine, Department of Genetics, and The<br />
Institute for Diabetes, Obesity, and Metabolism,<br />
Philadelphia, United States<br />
Fragestellung: Wir konnten in früheren Studien zeigen, dab das Peroxisome<br />
Proliferator-activated Receptor (PPAR)-gamma regulierte Enzym,<br />
Retinol Saturase (RetSat), eine wichtige Funktion in der Adipozytendifferenzierung<br />
hat. Zusätzlich zum Fettgewebe ist diese Oxidoreduktase<br />
auch in der Leber exprimiert <strong>und</strong> wird während des Fastens induziert.<br />
Wir untersuchten die Regulation von RetSat in Leberzellen <strong>und</strong> die<br />
Funktion dieses Enzyms im hepatischen Glukose-<strong>und</strong> Fettstoffwechsel.<br />
Methodik: Die Abhängigkeit der hepatischen RetSat Expression von<br />
PPAR wurde mithilfe von Chromatin Immunopräzipitation <strong>und</strong> pharmakologischen<br />
Interventionen in in vitro <strong>und</strong> in vivo Experimenten untersucht.<br />
Den Einfluss von RetSat auf den Glukosemetabolismus wurde in<br />
Gain-and-Loss-of-Function Modellen in primären Hepatozyten erforscht.<br />
Mäuse mit Normalgewicht, oder Diät-induzierter Adipositas,<br />
wurden mit siRNA-exprimierenden Adenoviren injiziert, um deren hepatische<br />
RetSat Expression zu vermindern. Anschliebend wurde der metabolische<br />
Phänotyp dieser Mäuse bestimmt. Ergebnisse: Wir fanden,<br />
dass die Proteinexpression von RetSat durch Fasten in der Leber induziert<br />
wird. Diese Induktion war abhängig von PPARalpha, welches an ein<br />
Enhancer Element im Intron-1 des RetSat Gens bindet. RetSat knockdown<br />
in primären Hepatozyten führte zu einer verminderten Expression<br />
von Glukoneogenese-assoziierten Genen <strong>und</strong> reduzierter Glukoseproduktion<br />
nach Dexamethason/cAMP Stimulation. Adipöse Mäuse hatten<br />
eine erhöhte Expression von RetSat in der Leber, <strong>und</strong> akuter-leberspezifischer<br />
knockdown führte zu einer Verminderung der Blutglukosewerte.<br />
Schlussfolgerungen: Unsere Untersuchungen identifizieren eine neue<br />
Funktion von PPARalpha-regulierter RetSat im hepatischen Glukosestoffwechsel.<br />
Weitere Experimente werden klären, ob eine Inhibierung<br />
& Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! &<br />
Diabetologie & Stoffwechsel 2011; 6: S1–S103