Freie Vorträge und Poster - Jahrestagung DDG 2012
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(DSZ) am Universitätsklinikum Gießen werden strukturierte Schulungen<br />
speziell für Patientinnen mit Gestationsdiabetes durchgeführt mit dem<br />
Ziel durch engmaschige Blutzuckerkontrolle <strong>und</strong> Ernährungsadaptation,<br />
sowie ggf. Insulintherapie die Stoffwechseleinstellung zu optimieren.<br />
Die Therapieziele folgen den Kriterien nach Weiss, das HbA1c-Ziel liegt<br />
bei < 6%. Die Studie soll zeigen, ob durch diese strukturierten Maßnahmen<br />
die Komplikationsrate bei Gestationsdiabetikerinnen vermindert<br />
<strong>und</strong> das Outcome dem der ges<strong>und</strong>en Kontrollgruppe angeglichen werden<br />
kann. Methodik: Die Daten der Gestationsdiabetes-Gruppe GD<br />
(n = 184) wurden retrospektiv aus den Schulungsunterlagen 2005 – 2009<br />
erhoben <strong>und</strong> mit einer ges<strong>und</strong>en Kontrollgruppe K (n = 268) verglichen.<br />
Beide Gruppen wurden nach Alter, Gravida <strong>und</strong> prägravidem BMI gematcht.<br />
Maternale Outcome-Parameter waren Gewichtszunahme während<br />
der Schwangerschaft, Häufigkeit von Gestosen, Frühgeburtlichkeit<br />
<strong>und</strong> Sectiorate. Fetale Outcome-Parameter waren Geburtsgewicht, Makrosomie<br />
<strong>und</strong> pH-Wert der Nabelschnurarterie <strong>und</strong> -vene. Ergebnisse:<br />
Die Patientinnen ohne Gestationsdiabetes nahmen signifikant mehr Gewicht<br />
zu als die GD-Gruppe (13,5 kg € 5,47 vs. 11,6 kg € 5,73, p < 0,01).<br />
Die Gestoserate war in beiden Gruppen gleich groß (K 5,6% vs. GD 5,4%).<br />
In der Kontrollgruppe kam es häufiger zu Frühgeburten vor der 34. SSW<br />
(K 10,5% vs. GD 5,4%). Die Entbindung erfolgte im Mittel bei beiden<br />
Gruppen gleich viele Tage vor dem errechneten Termin (13,7 d € 15,7<br />
vs. 13,7 d € 24,2) Die Sectiorate war in beiden Gruppen unerwartet hoch<br />
(K 41,4% vs. GD 47,8%). Die Makrosomie-Rate (Geburtsgewicht > 4000 g)<br />
war in der GD-Gruppe etwas höher als in der Vergleichsgruppe (GD<br />
10,9% vs. K 7,8%). Im Mittel war das Geburtsgewicht der GD-Gruppe<br />
jedoch nicht höher als in der Kontrollgruppe (3190 g € 659,5 vs.<br />
3093 g € 825,9). Auch in Bezug auf den pH-Wert des Nabelschnurbluts<br />
gab es keine signifikanten Unterschiede. Der HbA1c-Wert lag im letzten<br />
Trimenon bei der GD-Gruppe bei 5,4%€ 0,5. Um die oben genannten<br />
Therapieziele zu erreichen, mussten 51 Patientinnen (27%) Insulin spritzen.<br />
Diese nahmen im Vergleich zu diätetisch eingestellten nicht mehr<br />
an Gewicht zu; die Kinder hatten kein erhöhtes Geburtsgewicht oder<br />
eine höhere Makrosomierate. Schlussfolgerung: Mit Ausnahme einer<br />
leicht erhöhten Makrosomierate können durch strukturierte Schulungs<strong>und</strong><br />
Behandlungsmaßnahmen bei Gestationsdiabetes im Vergleich zu<br />
einer stoffwechselges<strong>und</strong>en Kontrollgruppe gleiche Schwangerschaftsverläufe<br />
<strong>und</strong> neonatale Parameter erzielt werden.<br />
FV64<br />
„Fit für die Schule“ – ein erfolgreicher Schulstart<br />
für Kinder mit Typ 1 Diabetes: Evaluation eines<br />
Schulungskonzepts<br />
Remus K 1 , Bläsig S 1 , Danne T 1 , Lange K 2<br />
1 Kinderkrankenhaus auf der Bult, Diabeteszentrum,<br />
Hannover, Germany; 2 Medizinische Hochschule Hannover,<br />
Medizinische Psychologie, Hannover, Germany<br />
Fragestellung: „Fit für die Schule“ ist ein 12stündiger strukturierter<br />
Kurs für Kinder mit Typ 1 Diabetes vor dem Schuleintritt. Er ist praxisorientiert,<br />
setzt keine Lesefähigkeit <strong>und</strong> ein sehr begrenztes Zahlenverständnis<br />
voraus. Die Ziele sind: altersgerechte Selbstständigkeit (BG-<br />
Messung, Injektion/Pumpe), selbstbewusster Umgang mit anderen Kindern<br />
<strong>und</strong> Lehrern, sicheres Verhalten bei Hypoglykämien, bei Sport, gute<br />
Auswahl der Nahrung. Die Effektivität wird bezogen auf das HbA1c, den<br />
Schuleintritt, das erste Schuljahr <strong>und</strong> die Lebensqualität der Kinder untersucht.<br />
Methode: 49 Kinder (mittleres Alter: 6,5 € 0,4 J.; Diabetesdauer<br />
3,1 € 1,4 J.; 49% Mädchen; 86% CSII) nahmen vor Schulantritt an einem<br />
von 6 Kursen teil. Das HbA1c wurde initial <strong>und</strong> 3 Monate nach Schulbeginn<br />
erfasst. Nach 6 Monaten beantworteten die Eltern anonym einen<br />
Fragebogen zu: Schuleintritt, Teilnahme an Schulaktivitäten, Selbstständigkeit,<br />
Lebensqualität des Kindes (KIDSCREEN proxy) <strong>und</strong> zum Kurs.<br />
Ergebnisse: Das initial gute HbA1c der Kinder veränderte sich trotz<br />
Schulbesuchs nicht (7,2 € 0,6% vs. 7,1 € 0,5%; P = 0,5). Alle Kinder besuchen<br />
eine Regelschule, externe Hilfen (Pflegedienst u.a.) erhielten 17,2%<br />
im 1. Schuljahr, 86% gingen allein zur Schule, alle nahmen an Ausflügen<br />
<strong>und</strong> am Sportunterricht teil (ein Kind unregelmäßig). Aus Sicht der Eltern<br />
beeinflusst der Diabetes die Schulleistungen zu 46%: nicht; 31%:<br />
selten <strong>und</strong> 23%: manchmal: Selbstständigkeit der Kinder in der Schule:<br />
94% bedienen die Pumpe selbst, 95% essen das Pausenbrot verlässlich,<br />
94% messen den Blutzuckerwert selbst <strong>und</strong> 94% berichten anderen Kindern<br />
vom Diabetes. 67% der Kinder wissen immer, wann sie Glukose<br />
nehmen müssen, 33% noch nicht zuverlässig. Die Lebensqualität der<br />
Kinder aus Sicht ihrer Eltern im KIDSCREEN war auf den Subskalen „körperliches<br />
Wohlbefinden“, „Familie“, „Fre<strong>und</strong>e“ <strong>und</strong> „Schule“ signifikant<br />
besser als die der ges<strong>und</strong>en gleichaltrigen Norm (je p < 0,01). Das seelische<br />
Befinden unterschied sich nicht. Den Kurs „Fit für die Schule“<br />
bewerteten die Eltern wie folgt: 100% empfehlen ihn anderen Eltern,<br />
46. <strong>Jahrestagung</strong> der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | 1. – 4. Juni 2011, Leipzig<br />
97% nicht überfordernd für das Kind, mehr Selbstvertrauen des Kindes<br />
91%, 86% der Eltern sahen dem Schulstart durch die bessere Vorbereitung<br />
beruhigter entgegen. Schlussfolgerungen: „Fit für die Schule“ ist<br />
ein strukturierter Gruppenkurs, in dem sehr junge Kinder erstmalig ohne<br />
ihre Eltern die selbstständige Bewältigung des Schulalltags trainieren.<br />
Er wurde von Kindern <strong>und</strong> Eltern positiv aufgenommen <strong>und</strong> als<br />
wichtige Vorbereitung auf den Schuleintritt bewertet. Die Daten zur<br />
Selbstständigkeit in der Schule <strong>und</strong> zur Lebensqualität zeigen, dass es<br />
gelingen kann, diesen Kindern mit engagierter Hilfe ihrer Eltern die<br />
Integration in der Schule mit guter Stoffwechseleinstellung zu ermöglichen.<br />
Schwierigkeiten beim Schuleintritt stellen bei adäquater Vorbereitung<br />
eine Seltenheit dar. Diese Form der Schulung sollte allen sehr früh<br />
an Diabetes erkrankten Kindern <strong>und</strong> ihren Eltern angeboten werden.<br />
FV65<br />
Psychometrische Eigenschaften der deutschen<br />
Fassung eines Fragebogens zur<br />
Diabetesakzeptanz<br />
Gahr A 1 , Schmitt A 1 , Hermanns N 1 , Haak T 1 , Kulzer B 1<br />
1 Diabetes Zentrum Mergentheim, Diabetes Akademie Bad<br />
Mergentheim e.V., Bad Mergentheim, Germany<br />
Hintergr<strong>und</strong>: Die Akzeptanz des Diabetes stellte eine wichtige Voraussetzung<br />
für ein erfolgreiches Selbstmanagement des Diabetes dar. Mit<br />
dem Fragebogen zur Diabetesakzeptanz AADQ („Acceptance and Action<br />
Diabetes Questionaire“) steht seit kurzem erstmals ein validiertes englischsprachiges<br />
Instrument zur Erfassung der Diabetesakzeptanz zur<br />
Verfügung. In dieser Studie wurden die psychometrischen Eigenschaften<br />
der deutschen Übersetzung des AADQ überprüft. Methodik: Der AADQ-<br />
Fragebogen (11 Items; 7-stufige Likert-Skala; hoher Wert = hohe Akzeptanz)<br />
wurde im Rahmen der DIAMOS-Studie des „Kompetenznetzes Diabetes<br />
mellitus“ übersetzt <strong>und</strong> an einer Stichprobe von N = 176 Diabetespatienten<br />
(Alter: 42,1 € 13,9 J.; 56,3% weiblich; 66,5% Typ-1-Diabetes;<br />
Diabetesdauer:13,8 € 10,2 J.; BMI: 28,7 € 7,2 kg/m 2 ; HbA1c: 9,€ 1,8%) untersucht.<br />
Die Patienten bearbeiteten außerdem Fragebögen zur Diabetesbelastung<br />
(PAID), der Behandlungszufriedenheit (DTSQ), dem<br />
Selbstbehandlungsverhalten (SDSCA), Wohlbefinden (WHO-5), Lebensqualität<br />
(SF-36) <strong>und</strong> Depressivität (PHQ-9). Zur Bewertung der psychometrischen<br />
Eigenschaften wurden die Itemcharakteristiken, sowie die<br />
Reliabilität <strong>und</strong> Validität des Fragebogens überprüft. Ergebnisse: Die<br />
mittlere Trennschärfe des AADQ betrug r = 0,54. In der deutschen Fassung<br />
wiesen jedoch 4 der 11 Items (Item 2, 5, 9 <strong>und</strong> 11) eine geringe<br />
Trennschärfe (r < 0,55) auf. Durch Eliminierung dieser Items verbesserte<br />
sich die mittlere Trennschärfe auf r = 0,70. Die interne Konsistenz (Cronbachs<br />
a= 0,86) als Reliabilitätsmaß ist als gut einzuschätzen. Bei der<br />
Untersuchung der konvergenten Validität ergaben sich durchweg die<br />
zu erwartenden Zusammenhänge: PAID r =-0,44, DTSQ r = 0,38, SDSCA<br />
r = 0,33, WHO-5 r = 0,34, SF-36 (Skala: psychische Ges<strong>und</strong>heit) r = 0,25<br />
<strong>und</strong> PHQ-9 r =-0,16. Mit der Skala körperliche Ges<strong>und</strong>heit des SF-36<br />
ergab sich ein Zusammenhang von r = 0,03. Schlussfolgerung: Im Gegensatz<br />
zur ersten Evaluation an einer amerikanischen Stichprobe, wird<br />
aufgr<strong>und</strong> der Testgütekriterien für die deutsche Fassung eine 7-Item-<br />
Version empfohlen. Diese weist eine hohe Reliabilität <strong>und</strong> ausreichende<br />
Trennschärfe auf. Erwartungsgemäß geht eine geringe Diabetesakzeptanz<br />
mit erhöhten diabetesbezogenen Belastungen, einer geringeren Behandlungszufriedenheit,<br />
Problemen im Selbstbehandlungsverhalten, einem<br />
geringeren Wohlbefinden, einer reduzierten psychischen Ges<strong>und</strong>heit<br />
wie auch einem erhöhten Ausmaß an Depressivität einher. Zwischen<br />
der körperlicher Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> der Diabetesakzeptanz ergab<br />
sich, wie erwartet, kein Zusammenhang, so dass insgesamt von einer<br />
guten konvergenten <strong>und</strong> diskriminanten Validität ausgegangen werden<br />
kann. Die 7-Item-Version des AADQ stellt somit ein einfaches, ökonomisches<br />
<strong>und</strong> therapierelevantes Verfahren zur Erfassung der Diabetesakzeptanz<br />
mit einer zufriedenstellenden Testgüte dar. Gefördert vom<br />
„Kompetenznetz Diabetes mellitus“ des BBF (Förderkennzeichen<br />
01GI0809)<br />
& Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! &<br />
Diabetologie & Stoffwechsel 2011; 6: S1–S103<br />
S27