Freie Vorträge und Poster - Jahrestagung DDG 2012
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den letzten 12 Monaten vor Einschluss mindestens ein hypoglykämisches<br />
Ereignis hatten. Patienten mit Hypoglykämien hatten niedrigere<br />
HbA1c (7,2 vs. 7,4%; p < 0,0001), Nüchternblutzucker (133 vs. 143 mg/<br />
dl; p < 0,0001) <strong>und</strong> postprandiale Blutzuckerwerte (172 vs. 186 mg/dl;<br />
p < 0,0001). Klinisch waren die Patienten vor allem durch eine erhöhte<br />
Herzinsuffizienzrate (16,4 vs. 9,1%; p < 0,0001) <strong>und</strong> häufigere Depressionen<br />
(12,0 vs. 4,6%; p < 0,0001) gekennzeichnet. Weniger Patienten mit<br />
anamnestischen Hypoglykämien erhielten zu Studienbeginn Metformin<br />
(78,0 vs. 84,8%; p < 0,001) <strong>und</strong> mehr Patienten Sulfonylharnstoffe (44,5<br />
vs. 26,9%; p < 0,0001). Die Häufigkeit von Sulfonylharnstoffen wurden<br />
bei der Umstellung von Patienten mit Hypoglykämien drastisch reduziert<br />
(44,5 vs. 18,6%), während sie sich bei Patienten ohne Hypoglykämien<br />
nicht veränderte. Weitere häufig neu verordnete Pharmaka waren<br />
Insulin (26,7 vs. 16,1%; p < 0,0001) <strong>und</strong> DPP-4 Inhibitoren (29,8 vs. 39,9;<br />
p < 0,0001). Nach einer Nachbeobachtung von 6 Monaten hatten 25%<br />
der Patienten mit anamnestischen Hypoglykämien inzidente Ereignisse,<br />
während 6,5% der Patienten ohne Hypoglykämien von diesen berichteten<br />
(p < 0,0001). Ein Prädiktor für das Auftreten von erneuten Hypoglykämien<br />
schien dabei der Einsatz von Insulinen (45,6 vs. 14,6%;<br />
p < 0,0001) zu sein. Dagegen wurden DPP-4 Inhibitoren seltener eingesetzt<br />
(17,4 vs. 41,1%; p < 0,0001). Inzidente Ereignisse in der Nachbeobachtung<br />
waren instabile Angina pectoris (1,0 vs. 0,3%; p < 0,05), periphere<br />
Neuropathie (8,4 vs. 4,3%; p < 0,001) <strong>und</strong> nicht-proliferative Retinopathie<br />
(2,6 vs. 1,2%; p < 0,05). Schlussfolgerungen: Hypoglykämien<br />
sind eine häufige Komplikation der antidiabetischen Pharmakotherapie,<br />
insbesondere bei Patienten mit Sulfonylharnstoffen. Sie sind mit Herzinsuffizienz<br />
<strong>und</strong> inzidenten Ereignissen in der Nachbeobachtung assoziiert.<br />
P155<br />
Inzidenz nicht schwerer Unterzuckerungen bei<br />
insulinbehandelten Patienten mit Diabetes<br />
mellitus Typ 2 in Abhängigkeit von der<br />
Therapieform<br />
Reise K 1 , Hartung V 1 , Kloos C 1 , Wolf G 1 , Müller UA 1<br />
1<br />
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III,<br />
Jena, Germany<br />
Fragestellung: Die multiple Injektionstherapie (MIT) eröffnet mehr<br />
Möglichkeiten zur Anpassung an wechselnde Alltagsbedingungen<br />
(Mahlzeiten, körperliche Aktivität) im Vergleich zur konventionellen<br />
Insulintherapie (CIT). Bisherige Studien zeigten keine Unterschiede im<br />
HbA1c oder schweren Unterzuckerungen. Wir untersuchten die Erfolge<br />
dieser Therapieformen bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (DM 2),<br />
die sich im Ruhestand befinden. Methodik: Wir erfassten die Häufigkeit<br />
<strong>und</strong> Umstände von Hypoglykämien mit einem standardisierten Fragebogen<br />
bei 300 insulinbehandelten Patienten mit DM 2 (Alter 71,9 J; Zeit<br />
seit Diagnose 18,2 J; BMI 32,4 kg/m 2 ; HbA1c 7,3%) in einer Hochschulambulanz<br />
für Endokrinologie. Alle Patienten hatten innerhalb der letzten<br />
20 Jahre an einem strukturierten Schulungsprogramm zu MIT oder<br />
CIT teilgenommen. Wir definierten nicht schwere Hypoglykämien als<br />
Zustand mit typischen Symptomen einer Hypoglykämie <strong>und</strong> rascher<br />
Besserung nach Kohlenhydratzufuhr oder einem Blutglukosemesswert<br />
unter 2,2 mmol/l (40 mg/dl) auch ohne Symptome. Eine schwere Hypoglykämien<br />
definierten wir als Notwendigkeit einer i. v. Glukosegabe. Wir<br />
bildeten eine Likert-Skala von 1 – 6 um Beeinträchtigung durch bzw.<br />
Angst vor Unterzuckerungen zu messen (1: keine; 6: sehr große). Klinische<br />
<strong>und</strong> laborchemische Daten stammen aus der elektronischen Patientenakte<br />
EMIL (http://www.itc-ms.de). HbA1c wurde anhand der<br />
DCCT adjustiert. Ergebnisse: 173 Patienten führten eine CIT (57,7%),<br />
127 ein MIT (42,3%) durch. Unter CIT gab es weniger Patienten mit nicht<br />
schweren Hypoglykämien in den letzten 12 Monaten (53vs. 68%;<br />
p < 0,01). Die mittlere Häufigkeit pro Woche war bei diesen Patienten<br />
0,32 (CIT) vs. 0,66 (MIT) (p = 0,03). Patienten mit CIT waren älter (74 vs.<br />
70 J; p < 0,01), maßen seltener Blutglukose (14 vs. 28/Woche; p < 0,01),<br />
hatten weniger Insulininjektionen (2 vs. 4/d; p < 0,01) <strong>und</strong> eine niedrigere<br />
Insulintagesdosis (40 vs. 58U/d; p < 0,01). Mögliche Gründe für<br />
Unterzuckerungen aus Patientensicht waren „übliche Insulindosis zu<br />
hoch“ (13 vs. 27%; p = 0,02) <strong>und</strong> „zu hohe Insulindosis zur Korrektur“<br />
(9 vs. 22%; p = 0,03). Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede<br />
hinsichtlich des letzten HbA1c (7,3%, beide), des BMI (32,2 vs.<br />
32,6 kg/m 2 ), der Zeit seit Diagnose (17,5 vs. 19,2 J), der Inzidenz schwerer<br />
Hypoglykämien in den letzten 12 Monaten (0,03 vs. 0,04) bzw. in Diabetesdauer<br />
(0,08 vs. 0,18) <strong>und</strong> des Sozialstatus (10 beide; max. Score 21).<br />
Patienten fühlten sich gleichermaßen durch Unterzuckerungen beeinträchtigt<br />
(Median 1, beide) oder hatten Angst davor (Median 3, beide).<br />
Schlussfolgerungen: Im Gegensatz zu allgemeinen Erwartungen ist die<br />
MIT bei gleichem HbA1c mit einer höheren Frequenz nicht schwerer<br />
46. <strong>Jahrestagung</strong> der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | 1. – 4. Juni 2011, Leipzig<br />
Hypoglykämien assoziiert <strong>und</strong> lässt somit keinen relevanten Vorteil<br />
der MIT für Patienten mit DM 2 im Ruhestand erkennen. Hinsichtlich<br />
des Managements <strong>und</strong> höherer finanzieller sowie zeitlicher Aufwendung<br />
sprechen diese Daten für die Annahme, CIT sei die Therapie der<br />
Wahl für diese Patientengruppe.<br />
P156<br />
Haeufigkeit von Hypoglykämien unter einer<br />
Sulfonylharnstofftherapie<br />
Schatz U 1 , Tselmin S 1 , Kamvissi V 1 , Julius U 1 , Bornstein SR 1<br />
1<br />
Universitätsklinikum Dresden, Medizinische Klinik III,<br />
Dresden, Germany<br />
Einleitung: Mit der Einführung neuerer Antidiabetica, insbesondere der<br />
GLP-1-Analoga <strong>und</strong> DPP IV-Hemmer, treten Sulfonylharnstoffderivate<br />
(SH) aufgr<strong>und</strong> ihrer potentiellen Nebenwirkungen wie Hypoglykämieneigung<br />
<strong>und</strong> Gewichtszunahme zunehmend in den Hintergr<strong>und</strong>. Ziel<br />
der Untersuchung war es, die Häufigkeit von Hypoglykämien – insbesondere<br />
schwerern Hypgoglykämien – sowie den Gewichtsverlauf<br />
von Patienten mit Typ 2 Diabetes (DM 2) unter einer Therapie mit SH<br />
zu untersuchen. Material <strong>und</strong> Methoden: 73 Patienten mit DM 2<br />
(53 Männer, 20 Frauen, mittleres Alter 71 Jahre, Baseline-Daten zu Beginn<br />
der SH-Therapie: mittlerer HbA1c 7,3%, mittlerer BMI 28,1 kg/m 2 ,<br />
mittlere Diabetes-Dauer 96 Monate) wurden in die Analyse einbezogen.<br />
Die Patienten wurden über einen Zeitraum von 7 Jahren beobachtet.<br />
Verabreicht wurden entweder SH in Monotherapie (Glimepirid oder<br />
Glibenclamid) oder in Kombination mit anderen oralen Antidiabetica,<br />
die aufgr<strong>und</strong> ihres Wirkmechanismus nicht zu Hypoglykämien führen<br />
können (Acarbose, Exenatide, Metformin, Pioglitazon, Sitagliptin, Vildagliptin).<br />
Die Patienten wurden in einer stringenten Blutzuckerselbstkontrolle<br />
<strong>und</strong> Protokollierung der gemessenen Werte unterwiesen. Dokumentiert<br />
wurden die unter SH-Therapie aufgetretenen Hypoglykämien.<br />
Blutzuckerwerte ab < 4 mmol/l wurden bereits als hypoglykäme Werte<br />
dokumentiert. Schwere Hypoglykämien wurden definiert als "Notwendigkeit<br />
der Fremdhilfe, Krankenhauseinweisung/Notarzt". Ergebnisse:<br />
Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 7 Jahren lag die mittlere<br />
Gewichtszunahme bei 2,7 kg. Der HbA1c sank um 0,5% im Vergleich<br />
zum Ausgangswert vor Einleitung der antidiabetischen Therapie. Schwere<br />
Hypoglykämien traten innerhalb der 7 Jahre bei keinem Patienten auf.<br />
Leichte Hypoglykämien wurden bei 28 Patienten verzeichnet. 42% der<br />
Patienten mit hypoglykämen Werten wiesen eine Niereninsuffizienz auf.<br />
Schlussfolgerungen: In unserer Untersuchung erreichten die Patienten<br />
unter einer Therapie mit SH sowohl in Monotherapie als auch in Kombinations<br />
mit anderen oralen Antidiabetica eine sehr gute Glykaemielage<br />
bei nur moderatem Koerpergewichtanstieg. Bei verantwortungsbewusstem<br />
Umgang mit SH, insbesondere unter Berücksichtigung der<br />
Retentionsparameter <strong>und</strong> Durchführung einer Blutzuckerselbstkontrolle<br />
durch die Patienten, stellen SH weiterhin eine kostengünstige <strong>und</strong> sichere<br />
Alternative in der antidiabetischen Therapie dar. Ausschlaggebend<br />
sind regelmäßige Kontrollen der Retentionsparameter, da die in<br />
Deutschland überwiegend verwendeten SH eine lange Halbwertszeit<br />
aufweisen <strong>und</strong> deshalb bei eingeschränkter Nierenfunktion kumulieren.<br />
P157<br />
Circadiane Verteilung der Insulindosis bei<br />
Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 <strong>und</strong><br />
konventioneller Insulintherapie<br />
Mielke B 1 , Heller T 1 , Kloos C 1 , Rechtacek S 2 , Rechtacek T 2 ,<br />
Zitterbart U 3 , Wolf G 4 , Müller UA 4<br />
1<br />
Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, FB<br />
Endokrinologie & Stoffwechselerkrankungen, Jena,<br />
Germany; 2 Internistische Praxis, Saalfeld, Germany;<br />
3<br />
Allgemeinarztpraxis, Kranichfeld, Germany;<br />
4<br />
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III/<br />
Endokrinologie, Jena, Germany<br />
Fragestellung: Die Leitlinie der Deutschen Diabetesgesellschaft (Matthaei<br />
S et al. Medikamentöse antihyperglykämische Therapie ... Diabetologie<br />
2009; 4: 32 – 64) zur Behandlung des Typ 2 Diabetes mellitus gibt<br />
für die konventionelle Insulintherapie (CT) eine Insulin-Tagesdosis von<br />
0,5 – 1,0 E/kg Körpergewicht, <strong>und</strong> eine Dosisverteilung von 2/3 morgens<br />
<strong>und</strong> 1/3 abends an. Dabei wird üblicherweise eine Mischung von Normal-<br />
<strong>und</strong> NPH- Insulin in dem Verhältnis 30/70, seltener auch 25/75,<br />
50/50 bzw. 10/90, morgens <strong>und</strong> abends injiziert. Die Richtigkeit dieser<br />
Aussage zur Dosisverteilung wird nicht mit Fakten belegt. Das Ziel unserer<br />
Studie war es, die Dosierungsangaben anhand eigener Untersuchungen<br />
in verschiedenen Einrichtungen zu überprüfen. Methodik:<br />
Bei Patienten mit Diabetes Typ-2 <strong>und</strong> konventioneller Insulintherapie in<br />
& Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! &<br />
Diabetologie & Stoffwechsel 2011; 6: S1–S103<br />
S57