Freie Vorträge und Poster - Jahrestagung DDG 2012
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S34 46. <strong>Jahrestagung</strong> der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | 1. – 4. Juni 2011, Leipzig<br />
tioneller Eisenmangel eine große Rolle spielt. Weitere Untersuchungen<br />
<strong>und</strong> Interventionsstudien erscheinen gerechtfertigt.<br />
P84<br />
Niedriger Sozialstatus ist mit diabetischem<br />
Fußsyndrom bei Patienten mit Diabetes Typ-1<br />
<strong>und</strong> Typ-2 assoziiert<br />
Eidner G 1 , Müller N 1 , Eidner T 2 , Kloos C 1 , Bäz L 1 ,<br />
Beluchin E 3 , Wolf G 3 , Müller UA 3<br />
1 Klinik Innere Medizin III/Friedrich Schiller Universität Jena,<br />
Endokrinologie/Stoffwechsel, Jena, Germany; 2 Klinik für<br />
Innere Medizin III der Friedrich-Schiller-Universität Jena,<br />
Rheumatologie/Osteologie, Jena, Germany; 3 Klinik für Innere<br />
Medizin III der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena,<br />
Germany<br />
Einleitung: Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 <strong>und</strong> niedrigem Sozialstatus<br />
haben ein höheres Risiko für diabetische Folgeerkrankungen. Wir<br />
untersuchten, ob der Sozialstatus mit dem Auftreten eines Diabetischen<br />
Fußsyndroms bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 <strong>und</strong> 2 assoziiert<br />
ist. Methode: Seit Oktober 2008 wurde in einer Hochschulambulanz für<br />
Endokrinologie <strong>und</strong> Stoffwechselerkrankungen auch der Sozialstatus aller<br />
Patienten erhoben: Bildungsstand, höchste berufliche Stellung <strong>und</strong><br />
Haushaltsnettoeinkommen (je 1 – 7 Punkte); Sozialstatus-Gesamtscore<br />
(3 – 21 Punkte). Daten zur Behandlungsqualität <strong>und</strong> Folgeerkrankungen<br />
von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 wurden retrospektiv<br />
der elektronischen Patientenakte entnommen (Diabetestyp, Diabetesdauer,<br />
Rauchen, Hypertonie, Gewicht, HbA1c-Wert). Alle Patienten mit<br />
vorhandenem Fußbef<strong>und</strong> (Neuropathietest; Pulsstatus; Angaben zu<br />
Wagner-Stadien, Neuroosteoarthropathie, Amputationen) <strong>und</strong> Sozialstatus<br />
wurden bzgl. des Zusammenhanges von Sozialstatus <strong>und</strong> Auftreten<br />
eines Diabetischen Fußsyndroms untersucht. Ergebnisse: 839 Patienten<br />
mit Diabetes mellitus (175 Typ 1/664 Typ 2) konnten in die Auswertung<br />
einbezogen werden. Patienten mit Diabetischer PNP sowie die Patienten<br />
mit pAVK zeigten einen signifikant niedrigeren Sozialstatus (Sozialstatus-Einzelscores<br />
<strong>und</strong> Gesamtscore) als die Patienten ohne PNP<br />
(10,4 € 3,0 vs. 11,5 € 3,5, p < 0,001) <strong>und</strong> Patienten ohne pAVK (10,4 € 3,0<br />
vs. 11,6 € 3,6, p < 0,001). Bei 150 Patienten (17,9%) traten Fußkomplikationen<br />
(Ulcus, Amputation oder Neuroosteoarthropathie) im Krankheitsverlauf<br />
auf, bei 16 (9,1%) Patienten mit Typ 1 Diabetes, 134 (20,1%)<br />
Patienten mit Typ 2 Diabetes. Auch diese Patienten wiesen einen signifikant<br />
niedrigeren Sozialstatus auf als die Patienten ohne Fußkomplikationen<br />
(10,0 € 3,0 vs. 11,4 € 3,5, p < 0,001). Dies ließ sich auch getrennt<br />
für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 <strong>und</strong> Typ 2 bestätigen. Schlussfolgerungen:<br />
Niedriger Sozialstatus ist bei Patienten mit Diabetes mellitus<br />
häufiger mit einer Polyneuropathie <strong>und</strong> einer peripheren arteriellen<br />
Verschlusserkrankung assoziiert. Ein Auftreten von Fußkomplikationen<br />
im Sinne eines diabetischen Fußsyndroms tritt ebenfalls häufiger<br />
bei Patienten mit niedrigerem Sozialstatus auf. Der Sozialstatus sollte<br />
als Risikofaktor in eine strukturierte integriert werden.<br />
P85<br />
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung<br />
(nonalcoholic fatty liver disease, NAFLD) bei<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit Diabetes mellitus<br />
Typ 1 (DmT1)<br />
Hahn E 1 , Beyer P 1 , Bachran R 2 , Weitzel D 3 , Holl R 4 , <strong>und</strong> die<br />
DPVWiss Initiative<br />
1 Evangelisches Krankenhaus Oberhausen, Pädiatrie,<br />
Oberhausen, Germany; 2 Kinderarztpraxis, Oberhausen,<br />
Germany; 3 Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden,<br />
Germany; 4 Universität Ulm, Institut für Epidemiologie <strong>und</strong><br />
Medizinische Biometrie, Ulm, Germany<br />
Fragestellung: Mit der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob auch<br />
bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit DmT1 eine NAFLD auftritt. Ferner<br />
wurde untersucht, ob sich Einflussfaktoren für das Auftreten einer<br />
NAFLD finden lassen <strong>und</strong> sich eine Empfehlung zum Screening von Risikogruppen<br />
auf die Entwicklung einer NAFLD in der Routineversorgung<br />
der pädiatrischen Patienten mit DmT1 ableiten lässt. Methodik: Es wurden<br />
Daten von 117 Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit DmT1 aus der Klinik<br />
für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche des Evangelischen Krankenhauses <strong>und</strong> einer<br />
Kinderarztpraxis aus Oberhausen mithilfe der DPV-(Diabetessoftware<br />
zur prospektiven Verlaufsdokumentation) Datenbank erfasst: aktuelles<br />
Alter, Alter bei Diabetesmanifestation, Dauer der Erkrankung, BMI, Geschlecht,<br />
biochemische Marker des Leber- <strong>und</strong> Fettstoffwechsels sowie<br />
der HbA1c-Wert als Maß für die Stoffwechselkontrolle. Zusätzlich wurde<br />
eine Lebersonografie <strong>und</strong> -duplexsonografie zur Diagnostik einer<br />
NAFLD durchgeführt. Die Bef<strong>und</strong>e wurden deskriptiv dargestellt <strong>und</strong><br />
neben bivariaten Analysen wurden logistische Regressionen zur Erklärung<br />
der sono- <strong>und</strong> duplexsonographischen Bef<strong>und</strong>e durchgeführt. Ergebnisse:<br />
Nur wenige Patienten zeigten pathologische Leberwerte<br />
(> 1,5fache Erhöhung über den alters-<strong>und</strong> geschlechtsspezifischen<br />
Normwert <strong>und</strong> Ausschluss anderer Ursachen erhöhter Serumtransaminasen):<br />
AST bei 2,6%, ALT bei 1,7% der Patienten. Auffällige Sonografiebef<strong>und</strong>e<br />
wurden deutlich häufiger gef<strong>und</strong>en: Lebermorphologie 20,5%,<br />
Lebergröße 9,4%, Lebervenenflussprofil 9,5% bei zentraler Messung bzw.<br />
13,4% bei distaler Detektion. Als Einflussgrößen für auffällige Sono- <strong>und</strong><br />
Duplexsonografiebef<strong>und</strong>e wurden vor allem eine schlechte Stoffwechselkontrolle<br />
(HbA1c) (p < 0,0005%), aber auch Diabetesdauer, Alter der<br />
Patienten <strong>und</strong> Vorliegen einer Hyperlipidämie identifiziert. Schlussfolgerung:<br />
Bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit DmT1 treten gehäuft NAFLDtypische<br />
Sonografiebef<strong>und</strong>e auf. Das NALFD-Screening über Bestimmung<br />
der Transaminasen ist unzureichend. So wie für einen Dm ein<br />
erhöhtes kardiovaskuläres Risiko besteht, so ist auch eine NAFLD per<br />
se mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verb<strong>und</strong>en. Ein zusätzlich<br />
bestehender Dm verschlechtert den NAFLD-Verlauf, eine NAFLD erhöht<br />
umgekehrt das kardiovaskuläre Risiko bei einer Diabeteserkrankung.<br />
Insulinresistenz <strong>und</strong> Hyperinsulinämie spielen eine zentrale Rolle<br />
in der Pathogenese einer NAFLD. Insulinresistenz ist häufig auch mit<br />
DmT1 vergesellschaftet, besonders in der Pubertät, aber auch in allen<br />
anderen Altersgruppen nachgewiesen. Aufgr<strong>und</strong> des zentralen Zusammenhangs<br />
einer NAFLD <strong>und</strong> einer Diabeteserkrankung sollte ein sono<strong>und</strong><br />
duplexsonographisches Screening der Leber – insbesondere bei Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Insulinresistenz,<br />
Übergewicht/Adipositas, Hyperlipidämie frühzeitig <strong>und</strong> wiederholt<br />
in die Evaluation der Patienten eingehen, da das kardiovaskuläre Risiko<br />
bei DmT1 deutlich durch eine sich entwickelnde NAFLD verstärkt wird.<br />
P86<br />
Fallpräsentation: Entwicklung einer NASH <strong>und</strong><br />
Leberzirrhose nach bariatrischer Chirurgie<br />
Sonnweber B 1 , Schönherr HR 1<br />
1 Bezirkskrankenhaus Zams, Innere Medizin, Zams, Austria<br />
Wir berichten über eine 65-jährige Patientin, die im April 2009 aufgr<strong>und</strong><br />
einer morbiden Adipositas (BMI 47) <strong>und</strong> eines medikamentös (Sitagliptin,<br />
Pioglitazon <strong>und</strong> Mischinsulin 2x täglich bei Unverträglichkeit von<br />
Metformin) unzureichend eingestellten <strong>und</strong> seit 2006 manifestierten<br />
T2DM (HbA1c 12,8) einem laparoskopischen Gastric Bypass mit einer<br />
nach Y-Roux ausgeschalteten Dünndarmschlinge unterzogen wird. Zu<br />
diesem Zeitpunkt bestehen normale LFP, eine Leberhistologie liegt uns<br />
nicht vor. Der postoperative Verlauf gestaltet sich komplikationsreich, es<br />
muss mehrmals eine Anastomosenenge aufgedehnt werden. Im Rahmen<br />
dieser Manöver kommt es zu einer Perforation, welche einen neuerlichen<br />
Eingriff mit Dünndarmteilresektion distal der primären Anastomose<br />
notwendig macht. Im Juni 2009 muss bei Ösophagusstenose ein 6 cm<br />
langer Stent implantiert werden. Im weiteren Verlauf verliert die Patientin<br />
bis April 2010 60 kg an Gewicht. Bereits 1 Monat nach der bariatrischen<br />
Operation benötigt die Patientin keine Diabetesmedikation mehr.<br />
Der weitere klinische Verlauf ist geprägt von stationären Aufnahmen<br />
wegen unzureichender Nahrungszufuhr <strong>und</strong> reduziertem Allgemeinzustand.<br />
Die Abdomen CT im Dezember 2009 zeigt einen minimalen<br />
Aszites <strong>und</strong> laborchemisch bestehen erhöhte LFP. Schließlich wird die<br />
Patientin im April 2010 mit dem dringenden Verdacht auf eine Leberzirrhose<br />
stationär aufgenommen. In der CT besteht ein massiver 4-Quadrantenaszites<br />
<strong>und</strong> eine Abnahme der Lebergröße. Die Indikation zur<br />
diagnostischen Laparoskopie mit Leber PE Entnahme wird gestellt. Der<br />
histologische Bef<strong>und</strong> ergibt eine floride Steatohepatitis im Fibrosetadium<br />
III nach Ludwig <strong>und</strong> Batts. Im April 2010 wird die Patientin an<br />
unserer Abteilung mit ausgeprägtem Aszites stationär aufgenommen.<br />
Nach Ausschluss anderer Ursachen stellen wir die Diagnose einer Nonalcoholic<br />
Steatohepatitis im Rahmen der raschen Gewichtsreduktion. Therapeutisch<br />
erhält die Patientin Spironolacton, Humatin, Konakion, Kalzium,<br />
Vitamin D, Schilddrüsenhormonsubstitution <strong>und</strong> Vitamin E 800IE<br />
täglich. Als angesehene <strong>und</strong> effektive Therapiemaßnahme einer NASH<br />
wird die Lifestyle Modifikation <strong>und</strong> insbesondere die Gewichtsreduktion<br />
forciert. In unserer Fallpräsentation zeigt sich, wie bereits in der Literatur<br />
beschrieben (1 – 3), dass eine rasche Gewichtsreduktion eine Verschlechterung<br />
der NASH hervorrufen kann. Die Patientin entwickelte<br />
durch die rasche Gewichtsreduktion in kurzer Zeit eine NASH mit Übergang<br />
in eine Leberzirrhose. Es bleibt wohl offen, welche Therapiemaßnahme<br />
für die Patientin möglich gewesen wäre, insbesondere da mehrfache<br />
Gewichtsreduktionsmaßnahmen gescheitert waren. In der letzten<br />
Kontrolle im Februar 2010 hatte die Patientin eine stabile Leberzirrhose<br />
Stadium Child Pugh A (MELD 9).<br />
& Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! &<br />
Diabetologie & Stoffwechsel 2011; 6: S1–S103