Freie Vorträge und Poster - Jahrestagung DDG 2012
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P203<br />
Management bei Prader-Willi-Syndrom (PWS) –<br />
eine Verlaufsbeobachtung<br />
Hauber M 1 , Stratmann B 1 , Hödebeck-Stuntebeck N 2 ,<br />
Tschöpe D 1<br />
1 Herz- <strong>und</strong> Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen,<br />
Diabeteszentrum, Bad Oeynhausen, Germany; 2 Diakonische<br />
Stiftung Wittekindshof, Bad Oeynhausen, Germany<br />
Fragestellung: Das PWS ist eine genetische Erkrankung. Leitsymptom<br />
ist eine ausgeprägte Adipositas bei massiver Esssucht <strong>und</strong> fehlendem<br />
Sättigungsgefühl. Weiterhin besteht eine Intelligenzminderung <strong>und</strong> Impulskontrollstörung.<br />
Häufig auftretende Folgeerkrankungen sind Diabetes<br />
mellitus Typ 2 <strong>und</strong> Herz-Kreislauferkrankungen. In der medizinischen<br />
Versorgung von Erwachsenen mit PWS herrscht weiterhin noch<br />
ein deutlicher Erkenntnismangel. Die Diakonische Stiftung Wittekindshof<br />
betreut seit 12 Jahren Erwachsene mit PWS in speziellen Wohngruppen.<br />
Hier wird neben einer strengen Diät auf regelmäßige sportliche<br />
Aktivitäten <strong>und</strong> eine psychologische/pädagogische Betreuung geachtet.<br />
Ziel der Beobachtung war die Überprüfung des ernährungsmedizinischen<br />
<strong>und</strong> psychologischen Konzepts im Hinblick auf die Entwicklung<br />
des Körpergewichtes <strong>und</strong> der kardiovaskulären Risikofaktoren. Methodik:<br />
Es handelt sich um eine Verlaufsbeobachtung mit 2 medizinischen<br />
Erhebungen im Abstand von 12,5 € 2,3 Monate. Ergebnisse: An<br />
der Beobachtung nahmen 8 Personen (5 m, 3w, Alter 32,6 € 6,2 Jahre)<br />
teil. Alle arbeiten 5 Tage/Woche, nehmen 2x pro Woche an sportlichen<br />
Aktivitäten teil <strong>und</strong> befinden sich unter regelmäßiger psychologischer<br />
Betreuung. Für alle ist eine Diät von 1500 kcal/Tag vorgesehen. Bei<br />
6 Personen ist Diabetes mellitus Typ 2 bekannt (3 m, 3 w). 1 Bewohner<br />
wurde mit Insulin in Kombination mit Metformin, die anderen mit oralen<br />
Antidiabetika (Metformin, Repaglinid, Sitagliptin) behandelt. Der<br />
HbA1c-Wert sank signifikant von 6,5 € 0,9% auf 6,0 € 1,2% (p = 0,03) für<br />
die Gruppe der Diabetiker. Eine Gewichtsreduktion konnte nachgewiesen<br />
werden; der BMI sank um mehr als eine Einheit von 29,9 € 4,8 kg/m 2<br />
auf 28,7 € 4,1 kg/m 2<br />
(p = 0,10). Der systolische Blutdruck lag bei<br />
122,5 € 8,2 mm Hg <strong>und</strong> in der 2. Erhebung bei 117,1 € 8,9 mm Hg. Der diastolische<br />
Blutdruck stieg von 75,3 € 6,5 mm Hg auf 79,1 € 10,9 mm Hg<br />
an. Hier ergaben sich keine signifikanten Veränderungen der ohnehin<br />
guten Blutdruckwerte. Keine wesentlichen Veränderungen wurden in<br />
den Laborwerten für die Blutfette festgestellt. Die Werte für Triglyceride<br />
lagen bei 111,3 € 50,3 mg/dl bzw. in der 2. Erhebung bei 97,9 € 46,2 mg/<br />
dl. Die Werte für Gesamtcholesterin erniedrigten sich von<br />
187,4 € 32,3 mg/dl auf 177,9 € 27,6 mg/dl. Das LDL-Cholesterin betrug<br />
125,5 € 19,3 mg/dl <strong>und</strong> in der 2. Erhebung 115, 3 € 30,6 mg/dl. Das HDL<br />
veränderte sich nur geringfügig (von 46,6 € 14,0 mg/dl auf<br />
44,9 € 10,2 mg/dl). Schlussforderungen: Die Beobachtung zeigt, dass<br />
durch eine Kombination aus strenger Diät, moderater körperliche Aktivität<br />
<strong>und</strong> psychologischer Betreuung eine Gewichtszunahme bei Erwachsenen<br />
mit PWS nicht nur verhindert, sondern eine Gewichtsabnahme<br />
erreicht werden kann. Auch hat sich durch dieses Management die<br />
diabetische Stoffwechsellage verbessert.<br />
P204<br />
Nucleotidaustausch im Intron 1 des HNF-4a Gens<br />
ist assoziiert mit phänotypisch unterschiedlichen<br />
Diabetesformen <strong>und</strong> neuen<br />
Therapiemöglichkeiten<br />
Deiss D 1 , Gross U 2 , Diederich S 1<br />
1 Endokrinologikum am Gendarmenmarkt, Berlin, Germany;<br />
2 Endokrinologikum Labore, Hamburg, Germany<br />
Hintergr<strong>und</strong>: Der „maturity-onset diabetes of the young-type 1“ (MO-<br />
DY 1) wird durch bis jetzt selten diagnostizierte Mutationen des Transkriptionsfaktor<br />
HNF-4a verursacht. Die b-Zell-Dysfunktion geht ohne<br />
adäquate Therapie mit einem hohen Risiko für Spätkomplikationen einher.<br />
Uneinigkeit besteht in der phänotypischen Relevanz der wenigen<br />
bekannten Mutationen. So wird ein Nukleotidaustausch in Intron 1<br />
(IVS 1b-5C>T) in der japanischen Bevölkerung mit einer Diabeteserkrankung<br />
assoziiert, in einem deutschen ges<strong>und</strong>en Kollektiv als Polymorphismus<br />
beschrieben. Fallbeschreibung: I. Eine 16-jährige Patientin<br />
aus Sri Lanka (BMI 22 kg/m 2 KOF) wird wegen Glukosurie vorgestellt.<br />
Es liegt eine diabetische Stoffwechsellage mit massiver Insulinresistenz<br />
(HbA1c 7,0%/53 mmol/mol; OGTT: BZ 81/270/243 mg/dl, Insulin<br />
36/442/455 mIE/l, HOMA-IR 7,2), normalem C-Peptid, negativen GAD<strong>und</strong><br />
IA2-Ak, einer gemischten Hyperlipidämie <strong>und</strong> eines Hyperandrogenismus<br />
(f.Andr.Index 18) vor. Im kontinuierlichen Glukosemonitoring<br />
zeigen sich nüchtern normale <strong>und</strong> postprandial erhöhte Glukosewerte.<br />
Im HNF4a-Gen lässt sich ein Nukleotidaustausch in Intron<br />
1(IVS 1b-5C>T) in homozygoter Konstellation nachweisen. Eine Therapie<br />
46. <strong>Jahrestagung</strong> der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | 1. – 4. Juni 2011, Leipzig<br />
mit Metformin <strong>und</strong> Insulin Glulisin zu den Hauptmahlzeiten wird eingeleitet.<br />
Nach 8 Monaten (HbA1c 6,3%/45 mmol/mol) erfolgt eine Therapieumstellung<br />
auf Liraglutide <strong>und</strong> Metformin. Es kommt zu einer weiteren<br />
Stoffwechselverbesserung mit weitgehend normalen BZ (HbA1c<br />
nach 6 Wochen 6,0%/42 mmol/mol). In der Familienanamnese fällt ein<br />
gehäuftes Diabetesvorkommen über mehrere Generationen bei normalgewichtigen<br />
Familienmitgliedern auf. Beim 54-jährigen Vater (BMI<br />
23,1 kg/m 2 KOF) besteht seit 10 J. ein insulinpflichtiger DM mit Polyneuropathie<br />
<strong>und</strong> Myokardinfarkt vor 3 J. (HbA1c 9,6%/84mmol/mol, C-Peptid<br />
2,5 ug/l). Bei ihm lässt sich die identische homozygote Mutation<br />
(IVS 1b-5C>T) im HNF4a-Gen nachweisen. Unter Liraglutide bessert sich<br />
der Hb1c in 3 Monaten. um 2%. II. Ein 36-jähriger Patient (BMI 20,3 kg/<br />
m 2 KOF) stellt sich mit einem seit 3 J. bestehenden insulinpflichtigen DM<br />
vor. Trotz sehr niedriger Insulindosis (0,2IE/kgKG/Tag) <strong>und</strong> starrem Therapieregime<br />
ist die Stoffwechsellage gut (HbA1c 6,0%/42 mmol/mol).<br />
Bei nachweisbarem C-Peptid von 1,5 ug/l sind GAD- <strong>und</strong> IA2-Ak negativ,<br />
nach einem weiteren Jahr jedoch auf 55,5 <strong>und</strong> 32,7 angestiegen. Im<br />
HNF4a-Gen lässt sich ebenfalls in Intron 1(IVS 1b-5C>T) ein Nukleotidaustausch<br />
in heterozygoter Konstellation nachweisen. Schlussfolgerung:<br />
MODY ist eine wichtige Differenzialdiagnose bei Auto-Ak negativem<br />
Typ-1 DM mit sehr niedrigem Insulinbedarf oder einem früh manifesten<br />
Typ-2 DM ohne Adipositas. Die molekulargenetische Differenzierung<br />
der unterschiedlichen MODY-Typen ist bedeutend für Therapie <strong>und</strong><br />
Prognose. Wir beschreiben die Assoziation einer bis dahin als Polymorphismus<br />
geltenden Mutation im HNF-4a-Gen <strong>und</strong> Diabetes, ausserdem<br />
wird erstmals die erfolgreiche Therapie mit GLP-1 Agonisten bei MODY1<br />
berichtet<br />
P205<br />
Vitamin D-Status bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
mit Diabetes mellitus Typ 1<br />
Weißenbacher C 1 , Putzker S 1 , Roeb J 1 , Bechtold-Dalla<br />
Pozza S 1 , Mayer J 1 , Weidner J 1 , Schmidt H 1<br />
1 Ludwig-Maximilians-Universität, Dr. von Haunersches<br />
Kinderspital, Endokrinologie <strong>und</strong> Diabetologie, München,<br />
Germany<br />
Einleitung: Eine hohe Prävalenz des Vitamin D-Mangels bei Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 wird berichtet. Jüngste<br />
Ergebnisse sowohl bei Typ 1- als auch bei Typ 2-Diabetikern deuten auf<br />
eine wichtige Rolle von Vitamin D im Hinblick auf Insulinsensitivität,<br />
-sekretion <strong>und</strong> sogar Erkrankungsrisiko hin. Fragestellung: 1. Vitamin<br />
D-Status unseres Patientengutes im 1. Quartal 2011? 2. Gibt es einen<br />
Zusammenhang zwischen dem Vitamin D-Status <strong>und</strong> dem HbA1c, dem<br />
Körpergewicht <strong>und</strong> dem BMI? Patienten <strong>und</strong> Methoden: Bei<br />
43 Patienten (21 m/22w) im Alter zwischen 3 <strong>und</strong> 20 Jahren (mittleres<br />
Alter von 14 € 4,4 Jahren) wurden im 1. Quartal 2011 die Serumblutwerte<br />
für Calcium, Phosphat, alkalische Phosphatase, intaktes Parathormon<br />
sowie 25-OH-Vitamin D bestimmt. Der HbA1c wurde bei allen Patienten<br />
kapillär immunologisch mittels monoklonaler Antikörper bestimmt<br />
(DCA 2000, Bayer Health Care Diagnostics Division Ò ). Die Krankheitsdauer,<br />
der tägliche Insulinbedarf, Körpergewicht <strong>und</strong> BMI wurden am<br />
Blutabnahmetag ermittelt. Korrelationen wurden nach Methode von<br />
Spearman-Rho berechnet, die Analysen erfolgten mit SPSS 14 Ò . Ergebnisse:<br />
Bei 13 von 43 Patienten (30,2%) fand sich ein latenter<br />
(< 15 ng/ml), bei 19 von 43 Patienten (44,2%) ein manifester Vitamin<br />
D-Mangel (< 11 ng/ml). Bei 6 von 43 Patienten (14%) lag zusätzlich ein<br />
Hyperparathyreoidismus (> 59 pg/ml) vor. Darunter zeigte sich bei 3 der<br />
Patienten ein manifester Vitamin D-Mangel <strong>und</strong> bei 2 Patienten ein<br />
latenter Vitamin D- Mangel. Bei einer Patientin konnte ein isoliert erhöhter<br />
Hyperparathyreoidismus ohne Vitamin D- Mangel festgestellt<br />
werden. Lediglich 11 von 43 Patienten (25,6%) hatten ausreichende<br />
25-OHD Spiegel (> 15 ng/ml). Der mittlere HbA1c-Wert lag bei 7,8 € 1,2%,<br />
die mittlere Krankheitsdauer bei 5,7 € 4 Jahren. Der tägliche Insulinbedarf<br />
lag bei 1 € 0,3IE/kg KG. Der BMI lag bei 21 € 4,5 kg/m 2 . Es konnte<br />
kein signifikanter Zusammenhang zwischen HbA1c, Körpergewicht, BMI<br />
<strong>und</strong> dem Vitamin D-Status der Patienten gef<strong>und</strong>en werden, unabhängig<br />
ob ein manifester oder ein latenter Vitamin D-Mangel vorlag. Schlussfolgerung:<br />
Bei der Mehrzahl der Patienten (74,4%) zeigte sich ein behandlungsbedürftiger<br />
Vitamin D-Mangel. Ob sich eine Verbesserung des<br />
HbA1c <strong>und</strong> eine Reduzierung des Körpergewichts nach Substitution zeigen<br />
lässt, muss Gegenstand von Folgeuntersuchungen bleiben. Ein<br />
Screening auf Vitamin D-Mangel bei Typ 1 Diabetikern erscheint aufgr<strong>und</strong><br />
der hohen Prävalenz dennoch angezeigt <strong>und</strong> sinnvoll.<br />
& Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! &<br />
Diabetologie & Stoffwechsel 2011; 6: S1–S103<br />
S73