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Freie Vorträge und Poster - Jahrestagung DDG 2012

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S58 46. <strong>Jahrestagung</strong> der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | 1. – 4. Juni 2011, Leipzig<br />

zwei Hausarztpraxen (n = 58, Alter 74,7 J, HbA1c 7,9%, 53% Frauen) <strong>und</strong><br />

einer Hochschulambulanz für Endokrinologie <strong>und</strong> Stoffwechselerkrankungen<br />

(n = 141; Alter 72,4 J, Diabetesdauer 16,5 J, HbA1c 7,5%, BMI<br />

32,7 kg/m 2 , 44% Frauen) wurden 2010 in jeweils einem Quartal die Behandlungsdetails<br />

der Diabetes Patienten zur konventionellen Insulintherapie<br />

erfasst. Patienten mit einer festen Dosis Normalinsulin morgens<br />

<strong>und</strong> einer festen Dosis Kombinationsinsulin abends (n = 4) wurden<br />

ebenfalls als konventionelle Insulintherapie gewertet. Alle Patienten<br />

nutzten Humaninsulin. Ergebnisse: Folgende Insulinmischungen wurden<br />

verwendet: 91,5% 30/70, 5% 25/75, 3% 50/50, 0,5% 10/90. Die<br />

Tagesinsulindosis betrug 43,9 IE (8 – 150 IE). Die Insulindosis pro Kilogramm<br />

Körpergewicht betrug 0,52 IE (0,10 – 1,85, Gewicht nur für Universitätspoliklinik<br />

verfügbar). Der mittlere Anteil der Morgendosis beträgt<br />

57% (min. 32, max. 83%) <strong>und</strong> der mittlere Anteil der Abenddosis<br />

43% (17 – 67%) der Tagesinsulindosis. Eine Tagesinsulindosis von exakt<br />

66% (2/3) wurden von 6,5% der Patienten genutzt. Eine Tagesdosis von<br />

60 – 70% der Tagesinsulindosis hatten 27,6%. In den Hausarztpraxen<br />

nutzten 38% <strong>und</strong> in der Hochschulambulanz 23% der Patienten etwa<br />

2/3 der Tagesinsulindosis am Morgen. Das Alter der Patienten in Praxis<br />

<strong>und</strong> Poliklinik war nicht signifikant unterschiedlich, die tägliche Insulindosis<br />

war in der Poliklinik im Vergleich zu den Hausarztpraxen um<br />

10 IE signifikant höher (46,8 vs. 36,7 IE/d) <strong>und</strong> der Hba1c-Wert um 0,5%<br />

signifikant niedriger (7,95 vs. 7,48%). Schlussfolgerung: Die in Lehrbüchern<br />

<strong>und</strong> Leitlinien erwähnte Insulindosisverteilung bei konventioneller<br />

Insulintherapie von 2/3 der Tagesinsulindosis am Morgen trifft<br />

bei differenzierter Therapie bei strukturiert geschulten Patienten nur auf<br />

28% der Patienten zu.<br />

P158<br />

Probleme am Arbeitsplatz <strong>und</strong> Inzidenz von<br />

schweren <strong>und</strong> nicht schweren Hypoglykämien<br />

bei Patienten mit Diabetes mellitus<br />

Reise K 1 , Hartung V 1 , Kloos C 1 , Kellner C 1 , Müller N 1 ,<br />

Wolf G 1 , Müller UA 1<br />

1<br />

Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III,<br />

Jena, Germany<br />

Fragestellung: Hypoglykämien (HYPOs) können mit einer Verminderung<br />

der kognitiven Reaktionsfähigkeit einhergehen <strong>und</strong> zu Gefahren<br />

für den Patienten, seine Umgebung <strong>und</strong> so auch zu Schwierigkeiten im<br />

Beruf führen. Die Initiierung einer Insulintherapie hat so beispielsweise<br />

bei Kraftfahrern oder Polizisten beträchtliche Konsequenzen. Aktuelle<br />

Arbeitsmedizinrichtlinien geben an, dass 10% der insulinbehandelten<br />

Patienten mindestens eine schwere HYPO pro Jahr erleiden <strong>und</strong> bei<br />

konventioneller Insulintherapie 2 – 3 nicht schwere HYPOs pro Woche<br />

auftreten. Wir untersuchten die Inzidenz schwerer <strong>und</strong> nicht schwerer<br />

HYPOs bei berufstätigen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1(DM 1)<br />

<strong>und</strong> 2(DM 2), um die Aktualität dieser Daten in den Diabetestypen zu<br />

verifizieren. Methodik: In einer Hochschulambulanz für Endokrinologie<br />

erfassten wir die Häufigkeit sämtlicher HYPOs bei 162 berufstätigen<br />

Patienten unter Insulintherapie mittels eines standardisierten Fragebogens:<br />

100 DM 1 (Alter 41,8 J; 17,2 J Diabetesdauer; BMI 25,6 kg/m 2 ;<br />

HbA1c 7,5%) <strong>und</strong> 62 DM 2 (Alter 54,1 J, Zeit seit Diagnose 12,4 J; BMI<br />

32,6 kg/m 2 ; HbA1c 7,4%). Alle Patienten haben in den letzten 20 Jahre<br />

an einem strukturierten Schulungsprogramm teilgenommen. Wir definierten<br />

nicht schwere HYPOs als Zustand mit typischen Symptomen<br />

einer HYPO <strong>und</strong> rascher Besserung nach Kohlenhydratzufuhr oder einem<br />

Blutglukosemesswert unter 2,2 mmol/l (40 mg/dl) auch ohne<br />

Symptome. Eine schwere HYPO definierten wir als Notwendigkeit einer<br />

i. v. Glukosegabe oder i. m. Glukagoninjektion. Wir bildeten eine Likert-<br />

Skala von 1 – 6 um Beeinträchtigung durch Unterzuckerungen <strong>und</strong><br />

Schwierigkeiten am Arbeitsplatz (SA) zu messen (1: keine; 6: sehr<br />

große). Die Patienten wurden in keine SA (Score 1 – 3) <strong>und</strong> SA (Score<br />

4 – 6) gruppiert. Klinische <strong>und</strong> laborchemische Daten stammen aus der<br />

elektronischen Patientenakte EMIL (http://www.itc-ms.de). HbA1c wurde<br />

anhand der DCCT adjustiert. Ergebnisse: Mindestens eine nicht<br />

schwere HYPO pro Quartal trat zu 94,0% bei DM 1 <strong>und</strong> zu 43,5% bei<br />

DM 2 auf. Die mittlere Häufigkeit pro Woche war 1,81; 0,26 (p < 0,01).<br />

Schwere HYPOs in den letzten 12 Monaten hatten 8% der DM 1<br />

(0,1/Pat/J) <strong>und</strong> niemand bei DM 2, p < 0,05. Seit Diagnose traten schwere<br />

HYPOs bei 33% DM 1 <strong>und</strong> bei 5% DM 2 auf. Patienten mit DM 1 gaben<br />

gleich häufig SA an wie jene mit DM 2 (15,7%; 18,4%; p = 0,92). Bei SA<br />

war die empf<strong>und</strong>ene Beeinträchtigung durch HYPOs größer (5 vs. 3,<br />

p < 0,01). Es ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede<br />

für Patienten mit bzw. ohne SA hinsichtlich der Häufigkeit schwerer<br />

HYPOs <strong>und</strong> nicht schweren HYPOs, wobei letztere tendenziell häufiger<br />

bei Patienten mit SA auftreten (2,0; 1,4/Pat/Woche; p = 0,1). Schlussfolgerungen:<br />

Die Häufigkeit von Hypoglykämien bei berufstätigen Patien-<br />

ten mit Diabetes ist niedriger als in den Standardwerken der Arbeitsmedizin<br />

angegeben wird, insbesondere bei Typ 2 wird sie bei weitem<br />

überschätzt. Außerdem scheinen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz mehr<br />

durch häufigere nicht schwere Hypoglykämien als durch schwere bestimmt<br />

zu sein.<br />

P159<br />

Depressives Syndrom <strong>und</strong> Hypoglykämie:<br />

20 Jahre Diagnoseverzögerung bei einer einfach<br />

zu behandelnden Erkrankung (Fallbericht)<br />

Richter S 1 , Kloos C 1 , Wolf G 2 , Müller UA 1<br />

1 Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, FB<br />

Endokrinologie & Stoffwechselerkrankungen, Jena,<br />

Germany; 2 Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere<br />

Medizin III, Jena, Germany<br />

Anamnese: Eine 52-jährige sehr schlanke Patientin klagt über seit Jahren<br />

langsam zunehmender Schwäche, belastungsabhängige Luftnot sowie<br />

Appetitlosigkeit, Erbrechen <strong>und</strong> fehlende Gewichtszunahme. Bei der<br />

Erhebung der gynäkologischen Anamnese fiel eine frühe Menopause mit<br />

39 Jahren nach der zweiten Geburt auf, die per Sectio 1989 erfolgte <strong>und</strong><br />

mit massivem Blutverlust <strong>und</strong> Intensivtherapie. Konnte nicht Stillen.<br />

Seit 2009 wegen Schwäche häufig geweint. Hausärztin äußerte Verdacht<br />

auf Depression. Zeitnaher Termin beim Psychiater war nicht möglich.<br />

Wegen niedriger Blutglukose Vorstellung in einer Diabetesambulanz.<br />

Die Patientin nimmt keine Medikamente ein. Klinischer Bef<strong>und</strong>: sehr<br />

schlanke Patientin, reduzierter Ernährungszustand (BMI 20,4), kühle,<br />

blasse, trockene Haut, grobe Schuppung am Rücken, Gesicht pastös,<br />

Augen verquollen, komplettes Fehlen der Achsel- <strong>und</strong> Schambehaarung,<br />

Schilddrüse nicht tastbar, Puls 55/min, RR 103/83 mm Hg, Herz, Lunge<br />

<strong>und</strong> Abdomen unauffällig. Im Schildendrüsensonogramm sehr kleines<br />

Organ (1,7 ml) mit echoreichem, gering inhomogenem Parenchym ohne<br />

Knoten. Osteodensitometrie: Normalbef<strong>und</strong>. Diagnose <strong>und</strong> Einschätzung:<br />

Bereits durch die charakteristischen Beschwerden <strong>und</strong> typischen<br />

klinischen Zeichen des Hypogonadimus (fehlende sek<strong>und</strong>äre Behaarung,<br />

sek<strong>und</strong>äre Amenorrhoe nach komplizierter Geburt, sehr frühe Menopause),<br />

der Hypothyreose (Hypotonie <strong>und</strong> Bradykardie, blasse, trockene,<br />

schuppende Haut) <strong>und</strong> der Nebenniereninsuffizienz (Hypotonie, Schwäche,<br />

Hypoglykämie) konnte die Verdachtsdiagnose einer Hypophysenvorderlappeninsuffizienz<br />

(Sheehan-Syndrom) gestellt werden. Labor:<br />

Hypoglykämie (Blutglukose: 3,2 mmol/l), Anämie, Hyponatriämie, leichte<br />

Kreatinerhöhung, nicht messbares Cortisol mit niedrig normalem<br />

ACTH, nicht messbares freies T4 mit TSH im oberen Normbereich, Estradiol<br />

unterhalb des Messbereiches mit erniedrigtem LH <strong>und</strong> FSH,<br />

Wachstumshormon <strong>und</strong> Prolaktin erniedrigt. Im ACTH-Test konnte das<br />

Serumcortisol nicht ausreichend stimuliert werden. Schilddrüsen- oder<br />

Nebennierenantikörper sind nicht nachweisbar. Therapie: Zwanzig Jahre<br />

nach der primären Schädigung bei einer schweren Geburt wurde<br />

anhand von Anamnese <strong>und</strong> klinischem Bef<strong>und</strong> die Diagnose Sheehan-<br />

Syndrom gestellt. Unter Substitution von 15 mg Hydrodcortison <strong>und</strong><br />

L-Thyroxin beginnend mit 12 normalisierte sich die Leistungsfähigkeit<br />

der Patientin innerhalb weniger Tage (fühlt sich „super“, kann erstmals<br />

mehrere Etagen Treppen ohne Beschwerden steigen), Appetit <strong>und</strong> Gewicht<br />

nahmen zu, Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen verschwanden, die Stimmung<br />

normalisierte sich ohne antidepressive Therapie, das Serumkreatinin<br />

normalisierte sich. Die Patientin erhielt einen Cortisol-Notfallpass <strong>und</strong><br />

führt die Therapie derzeit mit der Standarddosierung von 15 mg Hydrocortison<br />

(10 mg morgens <strong>und</strong> 5 mg gegen 14 Uhr) sowie 50 mg L-Thyroxin<br />

täglich fort. Ein Estrogenersatz wurde wegen fehlender Osteoporose<br />

nicht eingeleitet.<br />

& Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! &<br />

Diabetologie & Stoffwechsel 2011; 6: S1–S103

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