Entwurf Dissertation - KOBRA - Universität Kassel
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<strong>Dissertation</strong> Thomas Becker<br />
Abb. 41: Hallenplan GVZ Ingolstadt (Quelle: Audi AG)<br />
In fünf so genannten Montagezentren fertigen Modullieferanten ihre Baugruppen<br />
ausschließlich just-in-sequence und liefern sie eigenverantwortlich und i.d.R. mit<br />
eigenem Personal und Transportmitteln an die Montagelinien. Derzeit versorgen<br />
insgesamt mehr als 20 externe Lieferanten und Dienstleister Audi über das GVZ. Dabei<br />
handelt es sich vor allem um Zulieferer, die Bauteile und Systeme mit hoher Varianz<br />
und Komplexität herstellen sowie höchste Anforderungen an die Steuerungssysteme<br />
stellen. Ein Beispiel: Ein Leitungssatz für ein Audi-Modell hat mehr als 1,2 Millionen<br />
theoretische Varianten. Nur durch möglichst späte Variantenbildung kurz vor dem<br />
Einbau und durch eine direkte und sequenzierte Anlieferung an die Montagelinie lässt<br />
sich die Komplexität solcher Prozesse handhaben. Weitere Teile, die sich für eine<br />
Integration im GVZ anbieten, sind volumen- und transportintensive Module, wie Tanks,<br />
Abgasanlagen, oder Frontendmodule.<br />
Das GVZ beherbergt einen Umschlagbahnhof und Containerterminal, acht Hallen, einen<br />
Brückenverbund zur Audi-Montagehalle sowie einem Lkw-Parkplatz mit Tank-stelle.<br />
Das Containerterminal dient in erster Linie dem Güterumschlag im kombinierten<br />
Ladungsverkehr, aber auch der Abwicklung des konventionellen Wagenladungsverkehrs.<br />
Der Bahnhof verfügt über mehrere Aufstell- und Ladegleise mit jeweils 350<br />
Metern Nutzlänge.<br />
In drei Konsolidierungszentren wird unter anderem der Materialumschlag für das<br />
ungarische Werk in Györ sowie der CKD-Verpackungsbetrieb organisiert. Die Hallen<br />
neun und zehn sind keine Logistik- bzw. Montagehallen, sondern beherbergen die Audi<br />
Tradition und das Service Training Center des Audi Kundendienstes. Insgesamt sind<br />
derzeit im GVZ fast 2.400 Mitarbeiter beschäftigt, im Vergleich zum Start in 1995 mit<br />
415 Mitarbeitern.<br />
Eine moderne Logistik zeichnet sich durch Umweltbewusstsein und kurze Informationsund<br />
Transportwege aus. Der Standort des GVZ in Ingolstadt direkt am Werkzaun ist<br />
daher kein Zufall, sondern Ergebnis von Verkehrsuntersuchungen der Kommune. Audi<br />
hält am Schienentransportaufkommen in der Region Ingolstadt einen Anteil von bis zu<br />
70%. Daher lag es auf der Hand, das GVZ dort zu planen, wo der meiste Verkehr<br />
abgewickelt wird.<br />
Audi räumt dem Verkehrsträger Schiene beim Gütertransport eindeutige Priorität ein.<br />
So sind die entsprechenden Logistikkonzepte sowohl beim Materialeingang als auch<br />
beim Pkw-Ausgang auf das Transportmittel Schiene ausgerichtet. Das GVZ bietet aber<br />
auch für den Lkw-Verkehr eine optimale Anbindung an das Bundesautobahnnetz. Im<br />
Nahbereich wird der Verkehr im GVZ konzentriert und mit emissionsreduzierten Fahrzeugen<br />
abgewickelt. Systemlieferanten und logistische Dienstleister benötigen keine<br />
Lkw mehr zur Versorgung der Audi Fertigung. Die Materialanlieferung an die Montage<br />
erfolgt ausschließlich mit Elektrozugmaschinen, die täglich etwa 1.000 mal über die 415<br />
Meter lange und vollständig eingehauste Brücke in die Fertigung fahren.<br />
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