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Heft 3, 4 - LUGV - Land Brandenburg

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78 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 78–81SPA 7002 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Niederung der Unteren HavelPETER HAASE, TORSTEN RYSLAVYDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Niederungder Unteren HavelSchlagwörter:SPA Niederung der Unteren Havel, Flussökosystem, Extensivierung,Renaturierung, Wat- und Wasservögel1 Allgemeine Informationen<strong>Land</strong>es-Nr. 7002EU-Nr. 3339-402Gesamtgröße: ca. 28.280 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Gülper See; Pritzerber Laake;Untere Havel NordIm VerfahrenPritzerber Laake (Erweiterung); Dosseniederung;Untere Havel SüdLSGFestgesetzt: Westhavelland2 Beschreibung des GebietesDas SPA befindet sich im Westen des <strong>Land</strong>es<strong>Brandenburg</strong> an der Grenze zu Sachsen-Anhaltund umfasst weite Niederungsflächenam Unterlauf der Havel, die seit 1978 anteiligzum länderübergreifenden „Feuchtgebiet voninternationaler Bedeutung“ (FIB) erklärt wurden.Es erstreckt sich entlang der Havel vonFohrde im Süden bis zu den nördlich der Dossegelegenen Orten Voigtsbrügge und Koppenbrück.Im Osten schließt das SPA UnteresRhinluch/Dreetzer See, Havelländisches Luchund Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen an. Nordwestlichvon Rathenow vermittelt die Havelzum Vogelschutzgebiet Untere Havel/Sachsen-Anhaltund Schollener See. Kernflächenbilden die nur noch 1 bis 2 km breite, vonDeichen begrenzte aktive Überflutungsaueder Havel und von Hochwässern beeinflusstePolder in den Mündungsbereichen von Dosse,Jäglitz, Rhin und Havelländischem Hauptkanal.Eingegliederte angrenzende Sanderdienen vielen Vogelarten als wichtige Nahrungsräume.Die großen schilfreichen Flachwasserseenbei Gülpe und Pritzerbe sindebenso einbezogen wie das größte zusammenhängendeBruchwaldgebiet <strong>Brandenburg</strong>s,die Pritzerber Laake.Die Untere Havelniederung befindet sich imVereinigungsbereich des Berliner, Eberswalderund Baruther Urstromtales und trifft hier aufdas Stromtal der Elbe. Nacheiszeitliche Bodenbildungsprozesseund die Flussdynamikhaben eine teilweise vermoorte, überwiegenddurch Tieflehme charakterisierte Niederungmit einem oft ausgeprägten Relief hinterlassen.Herausragende Geschiebe- und Sanderinselnsowie Dünen schaffen ein kleinräumigesund vielfältiges Standortmosaik.Die unmittelbare Nähe zur Elbe bestimmt diehydrologische Situation des Gebietes. Führtdie Elbe Hochwasser, so kommt es zu Rückstauerscheinungen.Durch das geringe Gefälleder Fließgewässer und die tief liegen-Abb. 1Untere Havel, Gülper Seeden Flächen sind periodische Überschwemmungendie Folge, die sich über das Grundwasserund die fehlende Vorflut auf die Polderauswirken.Während der südliche Teil des Gebietes durcheine relativ schmale grünlandreiche Flussaueund einen großen Erlen- und Birkenbruchwaldgekennzeichnet ist, gewinnt die Niederungnördlich von Rathenow beträchtlich anAusdehnung. Zahlreiche größere und kleinereFließ- und Standgewässer, Röhrichte und Verlandungszonen,Reste der Hart- und Weichholzauesowie das vielfältige und großflächigevon Dünen gegliederte Auengrünland charakterisiereneine der letzten und in dieser Ausdehnungeinmaligen, periodisch überflutetenFlussauen der norddeutschen Tiefebene. DiePolder und Sander sind von einem verzweigtenGewässernetz durchzogen. Einzelne Gehölzreihenund -gruppen strukturieren die offeneAgrarlandschaft. Sie wird von ansteigenden,waldreichen Ländchen begrenzt.Die stark variierenden, eng verzahnten <strong>Land</strong>schaftsstrukturenund die hydrologischen Besonderheitendes Gebietes sind die Grundlagefür eine artenreiche und in ihrer Kombinationausgesprochen bemerkenswerte Flora undFauna. Auf engstem Raum leben Arten derkontinentalen Trockenrasen und Steppen nebenArten der nassen bis wechselfeuchtennorddeutschen Tiefebene.Die vom Wasser geprägte <strong>Land</strong>schaft ist nichtnur die Existenzgrundlage für eine reiche Avifauna,sondern begründet gleichzeitig dieherausragende Bedeutung des Gebietes fürBiber und Fischotter. Ausgesprochen zahlreichsind Amphibien und Reptilien vertreten, vondenen besonders die Massenvorkommen derKreuzkröte und des Moorfrosches sowie dienoch weit verbreitete Ringelnatter oder dieausgesprochen seltenen Vorkommen derKreuzotter hervorzuheben sind.Die Grünlandstandorte der Havelaue sind charakterisiertdurch die ausgedehnten und wertvollenPflanzengesellschaften der StromtalundÜberschwemmungswiesen, aber auchmageren Dünenstandorte. Sie ermöglichendie Existenz eines Insektenreichtums, der dieLebensgrundlage für viele höhere Arten bildet.Die Polder weisen bis heute einen hohenGrünlandanteil auf, während die Sander überwiegendackerbaulich genutzt werden.Die Nutzung und Gestaltung der Niederungdurch den Menschen ist bis in die Altsteinzeitbelegt. Mit der Herausbildung einer geregeltenlandwirtschaftlichen Nutzung erlangtenin erster Linie die Hochwasservermeidungund <strong>Land</strong>gewinnung besondereBedeutung. Erste Deichanlagen und Entwässerungssystemesind aus dem 12. Jahrhundertbekannt. Gravierende Eingriffe in dashydrologische System erfolgten seit dem 18.Jahrhundert im Zusammenhang mit der Eindeichungder Elbe. Um die Bedingungen fürdie Schifffahrt und <strong>Land</strong>wirtschaft zu verbessern,wurde die Havel ab 1875 bis MitteFoto: LUA-Archiv, F. Plücken

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