GÜNTER KEHL: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET HOHER FLÄMING 145tonie der Flächen (Raps, Wintergetreide,Mais) durch Fruchtfolgen mit Hackfrüchtenund mehrjährigem Feldfutter aufzulockern.Weg- und Waldränder sowie Feldraine solltenverbreitert und geschützt werden. Sinnvollwäre auch die Anlage von streifenförmigentemporären Stilllegungsflächen (3-4Jahre) mitten durch die Großschläge.In den Kiefernforsten ist der Laubholz-Voranbaustärker zu fördern, auch die gezielteErhaltung von Altholzinseln (bis zur Zerfallsphase)anzustreben. Das bietet sich besondersin oder an den Erosionsrinnen an.Auf flächigen Douglasien- und Lärchenanbausollte verzichtet werden. Die Auflichtungund Freistellung der Waldränder durchdie <strong>Land</strong>wirte muss unterbleiben. Erstaufforstungensind nur kleinflächig unter Beibehaltungoder Erhöhung der Grenzlinien-Anteilsdurchzuführen.Der Maßnahme-Schwerpunkt beim Wald imTeil 2 liegt in der Erhaltung und Mehrung desAltholz-, Totholz- und Buchenanteiles. Diestärkere Erschließung des Waldes durch befestigteWege, Rückegassen sowie Wege zujagdlichen Einrichtungen sollte verhindertwerden. Auch hier sind die Waldränder mehrstufigzu entwickeln. Auf Erstaufforstungenkann in diesem Gebiet auf Grund des bereitshohen Waldanteils verzichtet werden.Obwohl die Ackerflächen kleinteiliger strukturiertsind, könnten auch hier Stilllegungsstreifendie größeren Schläge unterteilen,anstatt die Stilllegungsflächen an wenigen,ertragsschwachen Standorten zu konzentrieren.SPA 7025 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Hoher FlämingAbb. 4Reich strukturierter Buchenwald bietet günstige Habitatbedingungen für den Uhu.Foto: B. KehlBrut- und Rastbestände im SPA Hoher Fläming 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECWespenbussard Pernis apivorus 1 2 xRohrweihe Circus aeruginosus 0-1 3 xRotmilan Milvus milvus 3-4 3 x 2Schwarzmilan Milvus migrans ? 3 x 3Baumfalke Falco subbuteo 0-1 1Großtrappe Otis tarda 5-10 1 x 1Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 50-150 xKiebitz Vanellus vanellus 100-500 2 2Waldschnepfe Scolopax rusticola 1-3 3 3Raufußkauz Aegolius funereus 1-2 R xFortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECSperlingskauz Glaucidium passerinum >1 xUhu Bubo bubo 2-3 1 x 3Grauspecht Picus canus 1-2 R x 3Schwarzspecht Dryocopus martius 8-12 xMittelspecht Dendrocopos medius 4-5 3 xNeuntöter Lanius collurio 20-30 x 3Raubwürger Lanius excubitor 0-1 1 3Heidelerche Lullula arborea 20-30 3 x 2Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 5-10 xOrtolan Emberiza hortulana 4-8 3 x 2
146 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 146–148SUSANNE OEHLSCHLAEGER, TORSTEN RYSLAVYSPA 7026 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Truppenübungsplätze Jüterbog-Ost und WestDas Europäisches Vogelschutzgebiet (SPA)Truppenübungsplätze Jüterbog-Ost und WestSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Truppenübungsplätze Jüterbog-Ost und West,Offenland- und Halboffenlandarten, Prozessschutz<strong>Land</strong>es-Nr. 7026EU-Nr. DE 3945-421Gesamtgröße: ca. 15.972 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Espenluch und Stülper See;Forst Zinna-Jüterbog-Keilberg; Heidehof -GolmbergLSGFestgesetzt: Baruther Urstromtal und LuckenwalderHeide2 Beschreibung des GebietesDie ehemaligen Truppenübungsplätze (TÜP)Jüterbog-West und Jüterbog-Ost liegen miteiner Flächengröße von insgesamt 21.215 ha,davon allerdings nur 15.972 ha als SPA gemeldet,rund 45 km südwestlich von Berlinzwischen Luckenwalde im Norden, Baruthim Osten, Jüterbog im Süden und Bardenitzim Westen. Naturräumlich befinden sich dieTÜP im Talsandgebiet des Baruther Urstromtales,das sich durch silikatarme, nährstoffarmeSande auszeichnet, sowie im NördlichenFläming-Waldhügelland mit charakteristischenTalsand- und Auenniederungen. BeideTÜP beeindrucken mit ihren ausgedehntenSandheiden und Dünenzügen durch ihreWeite und machen sie zu einem einmaligen<strong>Land</strong>schaftserlebnis. <strong>Land</strong>schaftsprägendeBiotope sind neben den vielfältig strukturiertenSandheiden vegetationsarme Silbergrasfluren,Sandtrockenrasen und mit Heidekrautbestandene Birken- bzw. Kiefernsukzessionen,die ein abwechslungsreiches undvielfältig strukturiertes Mosaik bilden. In denRandbereichen gehen die Offen- und Halboffenflächenin Kiefernforste und Kiefernmischwälderüber. Zu den Besonderheiten desTÜP Jüterbog-West gehört eine der letztenoffenen Flugsanddünen Deutschlands, diesich mit einer Höhe von sieben Metern überfast einen Kilometer in Richtung West-Osterstreckt. Weitere in Deutschland selten gewordeneLebensräume sind Quellmoorzonenmit Erlen-Eschenwäldern, Quellbachsystemeund ein kleines mesotroph-saures Torfmoosmoormit Wollgras. Der TÜP Jüterbog-Ost zeichnet sich durch seine großflächigen,vielseitig strukturierten Besenginsterheidenaus, die zur Brutzeit im Mai die <strong>Land</strong>schaft inein sattgelbes Licht tauchen. Die höchstenErhebungen auf dem TÜP-Jüterbog Westsind im Westen der Keilberg (108 m NN)und im Südwesten Teichberg und Löffelberg(beide 103 m NN). Auf dem TÜP Jüterbog-Ost zählt der Golmberg (178 m NN) zu denauffälligen <strong>Land</strong>schaftselementen.Das Vorhandensein an natürlichen und naturnahenBiotopen resultiert weitgehend ausder jahrzehntelangen militärischen Beanspruchungder Flächen mit unterschiedlichsterNutzungsintensität. Insbesondere die Sandtrockenrasenund Sandheiden konnten in ihrertypischen Ausprägung seit dem 19. Jahrhundertbis zum vollständigen Abzug dersowjetischen Streitkräfte im Jahre 1993 durchmechanische Bodenverwundungen und periodischeBrände erhalten und gefördert werden.Die anschließend eingetretene natürlicheSukzession insbesondere der Sandoffenflächen,Sandtrockenrasen und Zwergstrauchheidenhält bis heute auf der Gesamtflächebeider TÜP an.Beide TÜP liegen im trockensten Bereich desnorddeutschen Tieflandes, der sich durch einkontinentales Klima mit relativ hohen Temperaturenund geringen Niederschlägen auszeichnet.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietInsgesamt konnten im SPA bisher 134 Vogelartennachgewiesen werden, von denen 110(82 %) zu den wahrscheinlichen oder bestätigtenBrutvögeln zählen. Von den nachgewiesenenBrutvogelarten stehen 33 Arten(30 %) in der Roten Liste <strong>Brandenburg</strong>s inAbb. 1Heideflächen auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog Ostden Kategorien 1, 2, 3 und R (DÜRR et al.1997) und 20 Arten (18 %) in der Roten ListeDeutschlands (BAUER et al. 2002). Insbesonderedie ausgedehnten Sandtrockenrasenund Sandheiden beherbergen eine Vielzahlan Offenland- und Halboffenlandbewohnern,die aufgrund der Gefährdung und Seltenheitdieser Biotope in den Roten Listenverzeichnet sind. Beide TÜP bilden mit ihrenLeitartenbeständen der Sandtrockenrasenund Sandheiden überregional bedeutendePopulationszentren für diese seltene Vogelarten.Allein die Bestände von Wiedehopf undZiegenmelker bilden 20 bis 25 % der <strong>Land</strong>esbestände<strong>Brandenburg</strong>s aus. Bei Schwarzkehlchen,Brachpieper, Raubwürger und Steinschmätzersind es 10 bis 15 %. Für den Erhaltder Populationen von Brachpieper, Wiedehopf,Ziegenmelker, Heidelerche, Neuntöterund Sperbergrasmücke fällt dem Bundesland<strong>Brandenburg</strong> besondere Verantwortung zu,da diese Arten zu mindestens je einem Dritteldes gesamtdeutschen Bestandes in <strong>Brandenburg</strong>vorkommen.Neben den typischen Offenlandarten sind inbeiden Gebieten auch charakteristische Artender Feuchtgebiete (u. a. Kranich, Rohrweihe)und Wälder (z. B. Schwarzspecht)vertreten. Aufgrund der Unzerschnittenheit,Ausdehnung und der mosaikartigen Biotopzusammensetzungfinden auch Greifvögel,die weitläufige Halboffen- und Offenflächenals Jagdgebiete und die Waldränder als Brutplätzenutzen, ein Auskommen. Dazu zählenFoto: T. Ryslavy