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Heft 3, 4 - LUGV - Land Brandenburg

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TORSTEN RYSLAVY, THOMAS BICH: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) FIENER BRUCH 135Abb. 2ten, extensiv bewirtschafteten Feuchtwiesenund Seggenriede ist von einem hohen faunistischenVerlust auszugehen, was durch dasVerschwinden von Indikatorarten, wie beispielsweiseBirkhuhn und Uferschnepfe, auffälligwird. Auch das drohende Aussterbender Großtrappe, die besonders auf ein reichhaltigesInsektenangebot als Nahrung zur Kükenaufzuchtzeitangewiesen ist, war bis Anfangder 90er Jahre eine unmittelbare Folgeder intensiven <strong>Land</strong>wirtschaft.Seit 1995 wurden insgesamt 124 Brutvogelartenfestgestellt, wobei eine Reihe von bestandsgefährdetenArten mit teilweise nochüberregional bedeutsamen Bestandsgrößenvorkommen.So ist es auch die Großtrappe, die den Wertdes Gebietes bestimmt. Zusammen mit denBelziger <strong>Land</strong>schaftswiesen bildet der FienerBestand die Trappenpopulation des BarutherUrstromtales (30-40 Ind.). Neben der Teilpopulationim Havelländischen Luch (Krs. Havelland)bildet dieses Gebiet seit über einemJahrzehnt das letzte verbliebene Reproduktionsarealder Großtrappe in Deutschland.Mit der Installation eines Schutzzaunes unddem Beginn der Auswilderung von Jungtrappenaus der Vogelschutzwarte Buckow (Krs.Havelland) in den Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesenseit 1998 und im Ziesar-Bücknitzer Fiener seit2004 konnte der regelmäßige Bestand im Fienerbereits von 5-7 auf gegenwärtig 10-13Trappen (Frühjahr 2005) erhöht werden. Dasgelegentliche Auftreten einer größeren Anzahlvon (ausnahmsweise bis zu 38 im Jahr2005) Trappen basiert auf dem meist kurzzeitigenAufsuchen des Gebietes von Tieren ausden Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen und z.T. auchaus dem Havelländischem Luch. Im Durchschnitterreicht alle zwei Jahre ein Jungvogeldas flugfähige Alter, was deutlich zu wenigfür den Bestandserhalt aus eigener Reproduktionheraus ist.Im Gegensatz zum sachsen-anhaltinischenSPA Fiener Bruch (10-18 BP) ist der GroßeBrachvogel im brandenburgischen SPA vorallem infolge intensiver <strong>Land</strong>wirtschaft unddamit erfolgloser Reproduktion über vieleJahre hinweg so gut wie verschwunden. Auchandere Wiesenbrüterarten, wie Kiebitz (4-8BP), weisen hier relativ geringe Bestände auf.Nur in nassen Frühjahren sind Bekassine (bis 4Rev.), Tüpfelralle (bis 3) und Wachtelkönig(bis 4) vertreten. Fast alljährlich brütet dieWiesenweihe im Fiener. Arten der strukturreichen<strong>Land</strong>schaft wie Rotmilan, Rebhuhn,Raubwürger, Neuntöter, Braunkehlchen, Sperbergrasmückeoder Ortolan weisen hier nochrelativ gute Bestände auf.Eine enorme Bedeutung hat der Fiener fürrastende Arten während des Durchzuges sowiefür Überwinterer. Während der Wiesenmahdund im Sommer sind bis zu 40 Rotmilane,25 Schwarzmilane, 50 Weißstörche (meistNichtbrüter) und sogar bis zu 30 Schwarzstörcheim Fiener anwesend. Im Spätwinter undFrühjahr rasten auf staunassem Grünland tausendeKiebitze (bis 10.000) und Goldregenpfeifer(bis 7.000), z. T. über mehrere Wochen.Als Rastgebiet für nordische Saat- undBlässgänse sowie Kraniche hat das Gebiet (bis3.000 Saat-, 5.000 Blässgänse und 1.000Kraniche) mittlere Bedeutung mit ansteigenderTendenz. Die Kornweihe erreicht währenddes Durchzuges an einem traditionellenSchlafplatz Maxima von 10 Tieren. Bedeutsamist das Gebiet auch durch das (nicht alljährliche)Überwintern von 10 bis 20 Sumpfohreulen.Der Raubwürger ist regelmäßigerWintergast mit bis zu 6 Revieren.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– eines charakteristischen Ausschnittes derwestbrandenburgischen Luchlandschaft– einer offenen störungsarmen Agrarlandschaftmit Fruchtarten-Vielfalt, Brachen,Randstreifen, Trockenrasen, eingestreutenDornbüschen und Obstbäumen sowie einermosaikartigen Nutzungsstruktur– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesmit winterlichüberfluteten Flächen und ganzjährig hohenWasserständen– mehrjähriger Grünlandbrachen mit Seggenriedenund Staudensäumen sowiewinterlich überfluteter und im Frühjahrblänkenreicher Grünlandflächen in extensiverNutzung mit Verzahnung vonFeucht- und Nasswiesen, insbesonderevon Brachen und Röhrichtflächen/-säumenin natürlichen Trophieverhältnissen– störungsarmer, weiträumiger, offener<strong>Land</strong>schaften als Schlaf- und Vorsammelplätze– intakter Bruchwälder, Moore, Sümpfeund Kleingewässer mit naturnahen Wasserständenund Dynamik5 Vorschläge zu MaßnahmenDas Ziel für das Fiener Bruch ist die Entwicklungeiner artenreichen Kulturlandschaft.Das beinhaltet u. a. den Großtrappen- undFeuchtwiesenschutz, wobei die unterschiedlichenLebensraumansprüche der Leitarten eineräumliche Differenzierung bedingen. Vorrangigist einerseits der Schutz der Großtrappe;er ist jedoch nicht eingeengt als speziellerArtenschutz zu betrachten. Durch extensiveBewirtschaftungsformen und Habitatgestaltungist der Lebensraum für die Art sowie füreinen Teil des ursprünglichen Mosaiks angrünlandtypischen Tier- und Pflanzenartenwieder herzustellen. Das Fiener Bruch kannim Rahmen der Umsetzung der SPA-Konzeptionnur durch ein großflächiges Schutzregimegesichert werden, das sich am Raumansprucheiner Trappen-Fortpflanzungsgemeinschaftorientiert. Dieser Anspruch sollteeine Mindestfläche von etwa 5.000 ha umfassen(ohne Wintereinstand). Dazu ist insbesondereauf eine trappengerechte Grünlandnutzungzu achten, die vor allem die Vegetationsstruktur,Insektenvielfalt (Nahrung)und Störungsarmut berücksichtigt. Das heißtkonkret:– Umwandlung von Intensiv- zu mosaikartigenExtensivflächen in Verbindung mitSPA 7022 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Fiener Bruch

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