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Heft 3, 4 - LUGV - Land Brandenburg

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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 123–125 123KATI HIELSCHERDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Rhin-HavelluchSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Rhin-Havelluch, Kranich, Niedermoor, Kranichrastplatz<strong>Land</strong>es-Nr. 7019EU-Nr. DE 3242-421Gesamtgröße: ca. 56.122 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Friesacker Zootzen; Großeund Kleine Jahnberge; Kremmener See;LindholzIm Verfahren: Kremmener Luch (Erweiterung)LSGFestgesetzt: Westhavelland2 Beschreibung des GebietesDas Vogelschutzgebiet Rhin-Havelluch befindetsich nordwestlich von Berlin und erstrecktsich zwischen den Städten Kremmen,Nauen, Friesack und Neuruppin. Esschließt einen großen Anteil der naturräumlichenHaupteinheit Luchland ein. Innerhalbdes Vogelschutzgebietes gliedert sich dasLuchland in das Obere und Mittlere Rhinluchsowie das nur zum Teil eingeschlosseneHavelländische Luch. Das Luchland setztsich in den direkt angrenzenden SPA UnteresRhinluch-Dreetzer See im Westen undHavelländisches Luch im Südwesten fort.Das inselartig eingelagerte Moränengebietdes Ländchen Bellin und das Waldgebietdes Zootzen wurden ausgegrenzt, da dasSPA vornehmlich dem Schutz in offener<strong>Land</strong>schaft rastender und brütender Vögeldient.Das Havelländische Luch, ein anmoorigesVersumpfungsmoor mit Talsand- und kleinerenGeschiebelehminseln ist das größte; dasRhinluch, ein Versumpfungs- und Verlandungsmoormit Talsandinseln und Strichdünen,das zweitgrößte Moorgebiet <strong>Brandenburg</strong>s(LANDGRAF & SCHULTZ-STERNBERG 2001).Die starke Entwässerung der ausgedehntenLuchflächen führte und führt weiterhin zu einerDegradierung des Moorbodens und damiteinhergehend zu einer Abnahme derMächtigkeit und der Flächenausdehnung desMoores. Innerhalb des SPA liegt in demschon 1925 ausgewiesenen NSG KremmenerSee auf 394 ha das größte geschlossene,noch naturnah erhaltene Moorgebiet <strong>Brandenburg</strong>s,ein vorwiegend nährstoffreichesVerlandungsmoor, dessen Vegetationsdeckehauptsächlich durch Schilfröhrichte, Großseggenriedeund Gehölzsukzession gebildetwird. Typisch für die Luchlandschaft sind einigeklimatische Besonderheiten, nämlich extremeSpät- und Frühfröste, Nebelreichtumund hohe Windstärken (SCHOLZ 1962).Die <strong>Land</strong>nutzungsgeschichte des OberenRhinluchs (KRETSCHMER et al. 2000) und desAbb. 1Hühnerdammwiesen im Rhin-HavelluchHavelluchs (MEISEL 2003) ist geprägt durchdrei Phasen zunehmender Entwässerungund Melioration. Der ersten Phase zu Anfangdes 18. Jahrhunderts folgte eine sehrextensive Wiesen- und Weidenutzung, dieim Oberen Rhinluch nur in den Randlagendes Moores möglich war. Fast 100 Jahrelang (1786 bis 1882) wurde hier intensivBrenntorf für die Versorgung Berlins gestochen.Nach der Auflassung der Torfsticheglich das Gebiet um 1900 einer Sumpfwildnis,die von Schilfröhrichten, Großseggenriedenund einzelnen Weidengebüschenbestanden war. Der zweiten Entwässerungsphaseab ca. 1910 folgten im Havelluchoft schon ein Umbruch der Flächen fürGrasansaaten, teilweise Ackernutzung undweitere Besiedlung. Neben der wieder zunehmendenlandwirtschaftlichen Nutzungwurden in den 20er und 30er Jahren die erstenSiedlungen und die erste befestigteStraße im Inneren des Oberen Rhinluchsgebaut. Die Intensität der landwirtschaftlichenNutzung erreichte in den 70er bis90er Jahren nach der Komplexmeliorationmit nachfolgender intensiver Ackernutzung,besonders Silomaisproduktion hauptsächlichim Havelluch und intensivem Saatgrasanbauhauptsächlich im Rhinluch, ihrenHöhepunkt. Hinsichtlich ihrer Nutzungsgeschichteunterscheiden sich das ObereRhinluch und das Havelluch insbesonderedadurch, dass Entwässerung, landschaftlicheNutzung und Besiedlung im Havelluchschneller in das Innere des großen Moorgebietesvordrangen als im Oberen Rhinluch,wo diese Prozesse durch den intensivenTorfabbau unterbrochen wurden.Heute bestimmen große landwirtschaftlicheSchläge das Bild der weiträumigen, flachenLuchlandschaft, die vorwiegend als Grünlandoder Maisacker genutzt und von einemSystem von Meliorationsgräben sowie vonErlen oder Pappeln dominierten Windschutzstreifendurchzogen wird. Resteniedermoortypischer Vegetation wie Schilfröhrichte,Seggenriede und Weidengebüschefinden sich vornehmlich in der Verlandungsvegetationder Seen, in vernässtenUferzonen des Rhins und in aufgelassenenTorfstichen. Das SPA weist einen geringenWaldanteil auf, der durch Erlenbruchwälder,feuchte Vorwaldstadien, kieferndominierteWäldchen auf den kleineren Strichdünen sowievon Kiefern oder Stieleichen dominiertenForsten geprägt ist. Ein für die Vogelweltwesentliches Charakteristikum der Luchlandschaftist der geringe Grad der <strong>Land</strong>schaftszerschneidungund -zersiedlung sowiedie relative Störungsarmut infolge einervergleichsweise geringen Erschließung durchWege und Straßen.Der Rhin mit dem durchflossenen Kremmenerund Bützsee sowie das FischteichgebietLinum dienen Fischotter und Elbebiber alsReproduktionszentren und Biotopverbundräume.Das Fischteichgebiet Linum ist Reproduktions-und Ausbreitungsquelle derRotbauchunke, die von dort in überstauteGrünland- und Brachbereiche einwandert.Foto: K. HielscherSPA 7019 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Rhin-Havelluch

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