JÖRG HOFFMANN et al.: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) MÄRKISCHE SCHWEIZ 101Abb. 2tem der Altfriedländer Teiche und Seen.In diesem Gebiet rasten insbesondere imOktober und November bis zu 30.000Saat- und Blässgänse. Nach dem Abfischenund Ablassen der Teiche im Herbstsind zeitweilig etwa 150 ha Schlammflächenfür rastende Limikolen verfügbar.Zahlreiche, z. T. auch sehr seltene Limikolenartenrasten in dieser Zeit. Besondersim November kann es zu großenAnsammlungen von Kiebitzen bis zu3.000 Vögeln kommen. Im Winter undFrühjahr können regional große Ansammlungenvon Krick-, Löffel-, Pfeif-,und Tafelenten sowie Gänsesägern beobachtetwerden. Das Gewässersystemist ein bedeutsamer Brutplatz der Graugans(bis 20 Brutpaare) sowie einer derwenigen mitteleuropäischen Binnenlandbrutplätzeder Silber- und der Steppenmöwe.Flussseeschwalbe und Lachmöwesind Brutvögel, deren Bestand jedochmehrjährigen Fluktuationen unterliegt. Inden Uferzonen der Gewässer sind Drosselrohrsänger,Beutel- und Bartmeisecharakteristische Brutvögel.– Niedermoorgebiet Rotes Luch mit angrenzendenTrockenhängenDas Rote Luch mit einer Ausdehnungvon etwa 800 ha ist das einzige größereNiedermoorgebiet zwischen Berlin unddem Oderbruch und fungiert als wichtigesVerbindungselement für den großräumigenBiotopverbund. Das Gebietwird gegenwärtig durch Grünland- undSPA 7009 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Märkische SchweizAbb. 3Reich strukturierter Waldrand und Gelegesaum am SchermützelseeFoto: J. Hoffmann
102 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7009 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Märkische SchweizAbb. 4EisvogelWeidewirtschaft genutzt. Das Moorgebietkönnte nach Wiedervernässung alsBrutgebiet seltener Arten, wie Wachtelkönig,Großer Brachvogel, Raubwürgerund Blaukehlchen, die in den letztenJahren nur noch sporadisch nachgewiesenwerden konnten, Bedeutung erlangen.Gegenwärtig werden die Feuchtwiesenund die Saumlebensräume durchWiesenpieper, Braunkehlchen, Feldschwirl,Neuntöter und Sperbergrasmückebesiedelt. In den anschließendenHangwäldern, die durch Kiefernbeständedominiert werden, brüten Baumfalke,Roter Milan, Habicht und Mäusebussard.Eine verbreitete Art der trockenen,lichten Kiefernwälder und Sandtrockenrasen,die sich häufig unmittelbar an denNiedermoorkörper anschließen, ist dieHeidelerche sowie in einigen Bereichender Steinschmätzer. Im Winterhalbjahrhaben hier Raufußbussard und Kornweiheein wichtiges Nahrungsrevier.– Feldmark der Lebus- und BarnimplatteDie Ackerflächen der Feldmark östlich,nördlich und westlich der Buckower Hügel-und Kessellandschaft sind mit den anderenNaturräumen eng verzahnt undunterscheiden sich in ihrer Strukturierungdurch Feldhecken, Säume, Weiher und andereKleinbiotope z. T. sehr stark voneinander.Es wechseln steppenartig ausgeräumteund durch Feldhecken eng gekammerteAgrarflächen. Wichtige Rast- undFoto: S. FahlÄsungsflächen von Saat- und Blässgänsenbefinden sich auf weniger strukturiertenÄckern in der nördlichen und östlichenFeldmark. Die Hermersdorfer Endmoränenlandschaftmit ihren zahlreichen kleinenFeuchtgebieten hat besondere Bedeutungals Kranichrastplatz. Kranich, Graugans,Rohrweihe, Rothalstaucher, Rohrdommel,Bart- und Beutelmeise sind alsBrutvögel hervorzuheben. Die Rohrweiheerreicht aufgrund des hohen Anteils kleinerFeuchtgebiete eine relativ gute Siedlungsdichte.Die Brutvorkommen von Grauammerund Ortolan, Wachtel und Rebhuhnkonzentrieren sich dagegen stärker in dergering durch Gehölze strukturierten, steppenartigenAgrarlandschaft mit nicht zuhoher landwirtschaftlicher Intensität.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und Wiederherstellung– strukturreicher naturnaher Laub- und-mischwälder mit hohem Anteil von AltundTotholz, von alten Einzelbäumen,Überhältern sowie Habitat-Holzstrukturen(Höhlen, Risse, Teilkronenbrüche u. a.);halboffenen Kiefernwäldern und -heiden(Laubholzanteil) und strukturierten Waldrändern(Eichenanteil) sowie langenGrenzlinien und Freiflächen im Wald– eines weitgehend naturnahen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltesder abflusslosenBinneneinzugsgebiete (Seen, Moore,Kleingewässer, Bruchwälder und periodischeFeuchtgebiete) mit naturnaherWasserstandsdynamik sowie für die Niedermoore(Rotes Luch) mit winterlichüberfluteten Flächen und im späten Frühjahrblänkenreichen, extensiv genutztenGrünlandflächen, -brachen sowie räumlichanschließenden Röhrichten und ganzjährighohen GrundwasserständenAbb. 5Extensiv bewirtschaftete Feucht- und Frischwiesen im Stöbbertal bei PritzhagenFoto: J. Hoffmann